Schweiz und Nachbarländer - Stromerzeugung

Mitteleuropa - Energie
978-3-14-100919-4 | Seite 88 | Abb. 1| Massstab 1 : 5000000

Überblick

In den letzten Jahrzehnten hat sich der Anteil der Energieträger an der Stromerzeugung in Deutschland stark verändert. Nach einem Beschluss der Bundesregierung sollen die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 60 Prozent im Vergleich zu 1990 reduziert werden. Der Energiesektor weist die höchsten Treibhausgasemissionen in Deutschland auf, vor Verkehr und Industrie.

Strommix 2021

Die Bruttostromerzeugung in Deutschland betrug 2021 etwa 583 TWh, dabei hat sich der Anteil der einzelnen Energieträger im Vergleich zu den vergangenen Jahren stark verändert. Braunkohle deckte 18,8 Prozent der Bruttostromerzeugung, Steinkohle 9,3 Prozent, Erdgas 15,2 Prozent und die Kernenergie 11,8 Prozent. Deren Anteil wird sich nach dem von der Bundesregierung für April 2023 beschlossenen Ausstieg stark verringern.
Zu den auffälligsten Veränderungen zählt der rasante Aufstieg der regenerativen Energien. 1998 trugen sie erst 4,7 Prozent zum deutschen Strommix bei, doch seitdem haben sie ihr Anteil mit 39,7 Prozent kontinuierlich gesteigert. Ihr Zugewinn resultiert vor allem aus erheblichen Zuwächsen in den Bereichen Windkraft, Photovoltaik und Biomasse.
Die grössten Wachstumsraten verzeichnet die Windkraft, die 2021 mit einer Erzeugung von 114 Mrd. kWh einen Anteil von 19,3 Prozent am deutschen Energiemix hatte. An zweiter Stelle unter den erneuerbaren Energien rangiert die Stromerzeugung aus Photovoltaikanlagen, deren Anteil bei 8,5 Prozent lag. 2006 steuerte sie gerade einmal 0,3 Prozent zum deutschen Energiemix bei. Auf Platz drei liegt mit 7,6 Prozent der Anteil der Stromerzeugung aus Biomasse.

Stein- und Braunkohle

Die deutschen Steinkohlekraftwerke zeigen hinsichtlich ihrer räumlichen Verteilung eine starke Konzentration in den traditionellen Steinkohlenrevieren an Ruhr und Saar und eine verstärkte Verbreitung an stark frequentierten Schifffahrtswegen. Die deutsche Steinkohlenförderung ist seit den 1990er-Jahren durch den Abbau von Subventionen stark zurückgegangen und wurde 2018 endgültig eingestellt.
Der bedeutendste einheimische fossile Energieträger ist die Braunkohle, die ohne Subventionen gefördert und verarbeitet werden kann, weshalb die deutschen Braunkohleexporte (415 000 Tonnen in 2021) die geringen Importe (37 000 Tonnen) deutlich überwogen. Die Braunkohlekraftwerke konzentrieren sich stark auf die traditionellen Abbaugebiete. Deutschland verfügt über rund zehn Prozent der weltweit wirtschaftlich gewinnbaren Braunkohlenreserven. 2021 wurden in Deutschland 110 Mrd. kWh Strom in Braunkohlekraftwerken erzeugt. Umweltpolitiker und -verbände kritisieren schon lange den Braunkohle-Boom der letzten Jahre, weil die Stromerzeugung aus Braunkohle besonders klimaschädlich ist. Bis 2030 soll deshalb die Stromerzeugung aus Braunkohlekraftwerken eingestellt werden.

Erdgas

2021 wurden in Deutschland rund 5,2 Mrd. Kubikmeter Erdgas produziert. Hinsichtlich der regionalen Verteilung der Erdgasförderung liegt Niedersachsen mit 97 Prozent deutlich an der Spitze. Mit der heimischen Erdgasproduktion können aber nur etwa 5 Prozent des inländischen Bedarfs gedeckt werden, die restlichen 95 Prozent stammen aus Importen, davon mehr als 50 Prozent aus Russland und ein knappes Drittel aus Norwegen. Durch den Ukrainekrieg und die dadurch gedrosselten Gasexporte aus Russland wird vermehrt Flüssiggas importiert. Während Erdgas in Deutschland einen vergleichsweise geringen Anteil am Strommix hat, trägt es in den Niederlanden, das auch Erdgas nach Deutschland exportiert, in erheblich stärkerem Ausmass zur Stromversorgung bei.

Kernenergie

Nachdem sich Bundesregierung und Kernkraftwerksbetreiber im Jahr 2000 im „Atomkonsens“ darauf geeinigt haben, langfristig auf die Nutzung von Kernenergie zu verzichten und der Ausstieg aus dieser Form der Energiegewinnung nach der Nuklearkatastrophe im japanischen Fukushima von der damaligen schwarz-gelben Koalition beschleunigt wurde, unter anderem durch Abschaltung von acht Atommeilern, gibt es bis 2023 in Deutschland noch drei Kernkraftwerke, die der kommerziellen Stromerzeugung dienen. Nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz soll der Versorgungsbeitrag der Kernenergie bis zu ihrem Auslaufen 2023 durch den Ausbau der erneuerbaren Energien abgedeckt werden.

Wasserkraft in den Alpenländern

Wasserkraft ist die älteste erneuerbare Energie im deutschen Energiemix. Seit 1990 liegt ihr Anteil mit leichten Schwankungen relativ kontinuierlich bei drei bis vier Prozent. Die deutschen Wasserkraftwerke konzentrieren sich stark in der Südhälfte Deutschlands.
Einen weit grösseren Anteil an der Stromversorgung hat die Wasserkraft in der Schweiz, wo sie die wichtigste heimische Energiequelle ist. Lauf- und Speicherkraftwerke deckten 2021 rund 57 Prozent des schweizerischen Strombedarfs. Zweitwichtigste Energiequelle des Landes ist die Kernkraft, die ein Drittel des schweizerischen Energiebedarfs deckt.
In Österreich hat die Wasserkraft einen Anteil von über 60 Prozent an der Stromversorgung und ist damit der mit Abstand wichtigste Energieträger. Etwa zwei Drittel der gewonnenen Elektrizität aus Wasserkraft stammen aus Laufkraftwerken, ein Drittel aus Speicherkraftwerken. Eine starke Zunahme ist bei dem Ausbau anderer erneuerbarer Energien wie Windkraft und Photovoltaik zu verzeichnen.

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