Überblick
Die Übersichtskarte zu London zeigt das flächenhafte Wachstum der Hauptstadt Grossbritanniens im suburbanen Raum. Um das verhältnismässig kleine London, in dem um 1700 bereits 500 000 Menschen lebten, dehnte sich die Bebauung ringförmig zu einer Weltstadt mit einer Bevölkerung von inzwischen 8,9 Mio. (Greater London 2022, im gesamten Kartenausschnitt dürften bis 11 Mio. Menschen leben) aus. Dabei verjüngt sich die Bebauung zunehmend bis zum inneren Rand des Grüngürtels („Green Belt“), der London umschliesst und ungefähr dem Verlauf der Ringautobahn (M25) entspricht. In diesem Bereich ist die Neubebauung strengen Auflagen unterworfen. Der „Green Belt“ geht in eine Reihe von Landschaftsschutzgebieten über, die sich radial in die Region South East ausdehnen.Aussenbezirke, Flughäfen und Hafen
Jenseits des Grüngürtels liegen zahlreiche Siedlungen unterschiedlichen Alters, die durch ein radiales System von Eisenbahnlinien und Regionalstrassen mit den inneren Teilen Londons verbunden sind (z. B. Chelmsford, Gillingham). Die Eisenbahnlinien enden in mehreren Kopfbahnhöfen (s. Karte 133.3), die Autobahnen münden in die Ringautobahn, die das Zentrum in etwa 17 Kilometern Entfernung umkreist. Ein Grossteil des britischen Fluggastaufkommens wird allein auf den sechs Londoner Flughäfen abgewickelt. Der grösste unter ihnen ist London Heathrow, der auch europaweit grösster Flughäfen gemessen am Fluggastaufkommen ist und weltweit immer unter die 10 grössten Airports erscheint.
Aufgrund seiner Lage nahe der Themse-Mündung war London über Jahrhunderte eine bedeutende Hafenstadt. Technische, städtebauliche und wirtschaftliche Gründe haben in den letzten Jahrzehnten zur Aufgabe der alten Hafenanlagen geführt. Dafür entstanden themseabwärts neue, moderne Häfen, die nach einer Ära zwischenzeitlich geschlossener Raffinerie-Standorte (1950er bis 1990er Jahre) heute in erster Linie Containerhäfen sind (Tilbury, London Gateway Port, Isle of Grain).
Unmittelbar jenseits des Grüngürtels liegen Städte, die in den vergangenen Jahrzehnten entweder unter funktionalen Gesichtspunkten als Planstädte („New Towns“) neu gegründet wurden oder die als historisch gewachsene Städte Bevölkerung aus dem Ballungskern London aufnehmen sollten. Grosse Teile der Bevölkerung dieser Siedlungen arbeiten in London; nahezu der gesamte Südosten Englands gehört zum Pendeleinzugsbereich der Metropole.
Suburbanes Wachstum und Stadtentwicklung
Um die starke, vornehmlich durch Zuwanderung verursachte Bevölkerungszunahme (vgl. Diagramm zu Karte 133.3) und das damit verbundene, flächenintensive suburbane Wachstum einzudämmen, wurden nach 1945 verschiedene Planungskonzepte zur Dezentralisierung von Industrie, Gewerbe und Bevölkerung entwickelt. Eines der vordringlichen Ziele dabei war, durch Entlastung des Zentrums den monozentralen Ballungsraum in einen polyzentrischen Raum mit urbanen Gegenpolen zu verwandeln. Ab Ende der 1970er-Jahre rückte die Entwicklung benachteiligter Stadtbezirke verstärkt in den Fokus. Der „London Plan“ von 2004 hatte das erklärte Ziel, durch die Sanierung bestehender Gebäude die Wohnsituation zu verbessern und durch Revitalisierung ehemaliger Gewerbe- und Industriestandorte zudem die räumlichen Voraussetzungen für Wirtschaftswachstum zu schaffen.
Der im Nordosten der City of London gelegene Olympische Park (Queen Elizabeth Olympic Park), Hauptveranstaltungsort der Olympischen und Paralympischen Spiele 2012, war eines der Bauprojekte, die auf einer solchen Industriebrache errichtet wurden. Als Nachnutzung wurde das olympische Dorf zu Wohnarealen umgebaut und infrastrukturelle Massnahmen wie der Ausbau zu einem Gesundheits- und Bildungsstandorts eingeleitet (inklusive Universitätscampus). Unmittelbar neben den Sportstätten ging 2009 der neu errichtete Fernbahnhof Stratford International Station in Betrieb. Er sollte ursprünglich als Haltepunkt für die Eurostar-Verbindungen durch den Eurotunnel zum europäischen Festland dienen, aber dieses Vorhaben wurden nie realisiert.