Überblick
Die Grenze zwischen den USA und Mexiko trennt nicht nur zwei Staaten, sondern auch den wohlhabenden Norden und den armen Süden. Die ausgeprägten Disparitäten zwischen den beiden Nachbarstaaten führen zu einem starkem Migrationsstrom von Mexiko in die USA. Gleichzeitig findet zwischen den beiden Ländern ein umfangreicher Warenverkehr statt.Befestigte Grenze
Die 3 169 Kilometer lange Grenze zwischen den USA und Mexiko verläuft von der Pazifikküste im Westen bis zum Golf von Mexiko im Osten. 2 019 Kilometer bilden der Rio Grande und der Colorado River die Grenze, 39 Kilometer entfallen auf weitere Abschnitte mit natürlichen Barrieren. Von der über offenes Land verlaufenden Grenze waren bis in die 1990er-Jahre nur rund 100 Kilometer durch Zäune befestigt.
Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 geriet die illegale Einreise in die USA verstärkt in den Fokus. Als Folge wurden zwischen 2006 und 2010 rund 1 080 Kilometer der Grenze mit Zäunen befestigt und das Grenzpersonal verstärkt. Die neuen Grenzbefestigungen hatten jedoch keinen eindeutig nachweisbaren Effekt gegen die Migration, vielmehr sanken die Einwanderungszahlen bereits nach dem Einwanderungsboom 2000 und damit vor der Errichtung der Grenzbefestigungen. Hintergrund waren u. a. die positive Wirtschaftsentwicklung in Mexiko und die Wirtschaftskrisen in den USA, die eine Immigration in die USA weniger attraktiv machte. Die Zahl der Festnahmen an der Grenze sank aufgrund der Befestigung und Bewachung deutlich. Gleichzeitig erschlossen sich Migrantinnen und Migranten andere Wege des Aufenthalts in den USA, wie die Überziehung von Visa oder das Ausweichen auf gefährlichere Routen, z. B. durch die Wüste.
Die Grenzbefestigungen zerschneiden heute die zuvor sozio-kulturell und wirtschaftlich integrierte Grenzregion. Die ehemals bestehende saisonale und zirkuläre Arbeitsmigration zwischen den beiden Nachbarstaaten ist einer dauerhaft irregulären Einwanderung gewichen. In seinem Wahlkampf kündigte Präsident Donald Trump (Januar 2017–Januar 2021) an, die Grenze zwischen den USA und Mexiko weiter zu befestigen und die Kosten dafür an Mexiko umzuwälzen, was von mexikanischer Seite mehrfach abgelehnt wurde. Kurz nach seinem Amtsantritt erliess Trump ein Dekret zur Errichtung einer bis zu neun Meter hohen Grenzmauer. Bis zum Ende seiner Amtszeit wurden rund 700 Kilometer Grenzanlagen errichtet, davon wurden rund 130 Kilometer neu erbaut, 570 Kilometer entfielen auf die Erneuerung bestehender Grenzanlagen. Trumps Nachfolger, Präsident Joe Biden, verfügte am ersten Tag seiner Amtszeit im Januar 2021 den sofortigen Stopp des Mauerbaus.
Die Karte zeigt die Zahl der aufgegriffenen illegalen Migrantinnen und Migranten 2019 und unterscheidet dabei zwischen Erwachsenen und unbegleiteten Kindern und Jugendlichen. Die meisten illegalen Immigranten wurden am Küstenübergang Tijuana/San Diego aufgegriffen, gefolgt von den Grenzübergängen an der Küste zum Golf von Mexiko (Matamoros/Rio Grande Valley) sowie von Ciudad Juárez/El Paso.
Warenverkehr
Im Gegensatz zu den Einschränkungen im Personenverkehr gibt es beim Warenverkehr zwischen den USA und Mexiko nahezu keinerlei Einschränkungen. Die Grundlagen dafür wurden in dem Nordamerikanischen Freihandelsabkommen NAFTA (1994–2020) und dem 2020 in Kraft getretenen Nachfolgeabkommen United States Mexico Canada Agreement (USMCA) gelegt, die den Handel zwischen den Staaten USA, Mexiko und Kanada liberalisieren. Handels- und Zollbeschränkungen zwischen den drei Ländern sind nahezu vollständig aufgehoben und Vorschriften und Standards vereinheitlicht. Mexiko profitiert dabei von seinen Standortvorteilen in der industriellen Produktion gegenüber den USA: niedrige Löhne, günstige Betriebskosten und die Nähe zum eigentlichen Absatzmarkt. Die USA ihrerseits profitieren von den günstigeren Produktionskosten im Nachbarland. Der Wegfall der Handels- und Zollschranken führte u. a. zu einem starken Anstieg des Fahrzeugimports von Mexiko in den USA. Mit mehr als 20 Werken zählt Mexiko zu den weltweit führenden Fahrzeugproduzenten (u. a. BMW, Ford, General Motors, Honda, Kia, Mazda, Nissan, Stellantis, Toyota und Volkswagen). Beim grenzüberschreitenden Warenverkehr zwischen den USA und Mexiko überwog 2019 der Wert der Importe von Mexiko in die USA geringfügig den der Exporte von den USA nach Mexiko.
Bereits vor dem Abbau der Zollgrenzen errichtete Mexiko ab den 1960er-Jahren an der Grenze zu den USA Freihandelszonen, die zu Standorten der Maquiladora-Industrie wurden. Maquiladora-Betriebe veredeln als Montagefabriken Halbfertigprodukte aus den USA. Die bearbeiteten Produkte werden anschliessend zurückexportiert – aufgrund der niedrigen Löhne und Betriebskosten, kaum vorhandenen Arbeitnehmerechten und niedrigen Umweltstandards ein für die USA durchaus lohnendes Geschäftsmodell, solange die Kostenvorteile die Kosten für den bürokratischen Aufwand, den Transport und die Zölle übersteigen. Die Schwerpunkte der Maquiladora-Industrie liegen in der Elektroindustrie und der Automobilindustrie. Ein regionales Zentrum der Maquiladora-Industrie ist die mexikanische Stadt Ciudad Juárez (s. 207.3).