Überblick
Die Keimzelle des Duisburger Hafens lag bei der ehemals selbstständigen Stadt Ruhrort, wo auf Beschluss des Magistrats bereits 1716 ein erster Hafen als Umschlagplatz für Kohle aus der Ruhrregion entstand. 1756 wurde er vom preußischen Staat übernommen und weiter ausgebaut. Im benachbarten Duisburg wurde der Außen- und Innenhafen 1831 auf Betreiben der ortsansässigen Kaufleute angelegt. Die anfangs konkurrierenden Häfen wurden 1905 mit der Gründung von Groß-Duisburg aus den Städten Duisburg, Ruhrort und Meiderich zum Duisburg-Ruhrorter Hafen zusammengefasst. Mit dem Ausbau des Hafenkanals und der Hafenbecken A, B und C 1908 kamen die notwendig gewordenen Hafenerweiterungen zu einem vorläufigen Abschluss. 1926 wurde die Duisburg-Ruhrorter Häfen AG gegründet.
Strukturwandel des Hafens
Der Duisburger Hafen war über Jahrzehnte der mit Abstand wichtigste deutsche Binnenhafen. Doch ab den 1980er-Jahren litt er zunehmend unter der Krise der Eisen- und Stahlindustrie und dem Wachstum des internationalen Containerhandels. Um sich auf die wandelnden Anforderungen einzustellen, erklärte die Duisburg-Ruhrorter Häfen AG Ende der 1990er-Jahre neben dem Umschlag von Massengütern auch den Containerumschlag zu einer Kernkompetenz und leitete infrastrukturelle Maßnahmen ein, um den Hafen perspektivisch zu einer logistischen Drehscheibe zu entwickeln. Zugleich wurden erste Kooperationsvereinbarungen mit Häfen in Europa und Übersee geschlossen. Im Jahr 2000 erfolgte der Namenswechsel in Duisburger Hafen AG und die Etablierung der Marke „duisport“.
Der Wandel des Duisburger Hafens vom reinen Umschlagplatz zu einem modernen Logistikstandort spiegelt sich auch in den Veränderungen und Erweiterungen der Duisport-Gruppe wider. Im Jahr 2001 wurde von der Duisburger Hafen AG das Eisenbahnverkehrsunternehmen Duisport Rail GmbH ins Leben gerufen. 2002 eröffnete im Logistikzentrum Logport I die hochmoderne Duisburg Intermodal Terminal GmbH (DIT), das als Verteilerzentrum für die großen Seehäfen in Rotterdam, Amsterdam, Antwerpen und Zeebrügge fungiert. Ebenfalls 2002 wurde die Duisport Facility Logistics GmbH mit den drei Geschäftsfeldern Port Logistics, Warehouse Services und Facility Management gegründet. 2006 erwarb die Duisport-Gruppe das Grundstück für Logport II. Im selben Jahr wurden in Duisburg erstmals mehr Stückgüter als Massengüter umgeschlagen.
2008 wurde im Logistikzentrum Logport I mit dem Duisburg Trimodal Terminal das erste Reeder-Containerterminal im europäischen Binnenland eröffnet. In diesem Jahr wurde im Hafen erstmals mehr als eine Million TEU Container umgeschlagen. 2009 nahm das trimodale Gateway-West-Terminal auf dem Logport II-Gelände den Betrieb auf, 2010 ging im Außenhafen das ebenfalls trimodale Heavylift-Terminal in Betrieb, das auf den Umschlag von Schwergütern bis 500 Tonnen ausgelegt ist. Es folgte eine Ausweitung des Geländes mit dem bimodalen Logport III, der 2013 in Betrieb genommen wurde, und 2014 der bimodale Logport IV. Die jüngsten Projekte sind Logport V und der trimodale Containerterminal Logport VI.
Neue Dienstleister und alte Industrien
Infolge der Umstrukturierung zu einer Logistikdrehscheibe hat sich das äußere Erscheinungsbild des Hafens stark verändert. Heute sieht man gewaltige Hallen, in denen Waren und Produkte aus aller Welt nicht nur umgeschlagen, sondern auch neu verpackt, kommissioniert, für den Weiterversand aufbereitet oder sogar endgefertigt werden. Im Rahmen dieses Strukturwandels siedelten sich im Laufe der letzten Jahre rund 300 transport- und logistikorientierte Unternehmen am Standort Duisburger Hafen an, die jährlich eine Wertschöpfung von 3 Mrd. Euro generieren. Der Duisburger Hafen ist der wichtigste Arbeitgeber der Stadt: Fast 51 600 Arbeitsplätze sind direkt oder indirekt von ihm abhängig (Stand 2021).
Die verkehrsgeographische Lage
Mit einer Grundfläche von 1 550 Hektar, 21 Hafenbecken, 200 Kilometer Gleisen, fünf Importkohleterminals, 19 Anlagen für Flüssigumschlag und einem Jahresumschlag von 111 Mio. Tonnen Gütern (2021) ist Duisburg der größte Binnenhafen Europas. Mit acht Containterterminals und einem Containerumschlag von 4,3 Mio. TEU pro Jahr gilt duisport zudem als größter Containerbinnenhafen weltweit. Sein enormes Wachstum verdankt er zum einen seiner Gunstlage im Zentrum eines der stärksten Wirtschaftsräume Europas, vor allem aber seiner exzellenten verkehrstechnischen Anbindung. Duisburg hat über den Niederrhein direkten Zugang zu großen Rheinmündungshäfen (z. B. Rotterdam) und von dort zu den Weltmeeren. Der große Vorteil besteht darin, dass der Rhein bis Duisburg mit Hochseeschiffen befahrbar ist. Den Hafen laufen jährlich rund 20 000 Schiffe an, im Container- und konventionellen Seeverkehr bestehen regelmäßig Direktverbindungen nach Nord- und Westeuropa, in den Ostseeraum, nach Russland, Kasachstan, in den gesamten Mittelmeerraum und ins Schwarze Meer. Zugleich liegt Duisburg im Zentrum des 7 300 Kilometer langen deutschen Kanalnetzes (s. 66.4).
Darüber hinaus ist duisport der bedeutendste Eisenbahn-Transportknoten Europas. Jährlich werden 25 000 Züge abgefertigt. Das intermodale Transportkonzept ermöglicht dabei einen nahezu nahtlosen Wechsel der Güter auf die unterschiedlichen Verkehrsträger. Neben den über 100 Anbindungen an europäische Bahnhöfe werden transkontinentale Anbindungen angeboten. So werden wöchentlich bis zu 60 Züge zwischen duisport und Zielen in der Volksrepublik China abgewickelt. Duisburg fungiert so als Knotenpunkt im Rahmen des chinesischen Großprojekts „Belt and Road Initiative“ (BRI). Diese sogenannte Neue Seidenstraße soll die Anbindung von Chinas Westen an Europa verbessern.