Deutschland - Schiffsverkehr

Deutschland - Verkehr und Kommunikation
978-3-14-100900-2 | Seite 66 | Abb. 4| Maßstab 1 : 7000000

Überblick

Die Wasserstraßen spielen in Deutschland neben dem Straßen-, Flug- und Schienennetz eine große Rolle bei der Beförderung von Massengütern, für den Transport von Containern sowie von Gefahrengut. Das Netz der Bundeswasserstraßen umfasst rund 7 500 Kilometer Binnenwasserstraßen und circa 23 000 Quadratkilometer Seewasserstraßen.

Binnenwasserstraßen

In Deutschland werden derzeit 7 476 Kilometer Fluss- und Kanalstrecken als Bundeswasserstraßen eingestuft. Den größten Anteil daran haben der Rhein und seine Nebenflüsse (Neckar, Main, Mosel, Saar, Lahn), die ein 1 797 Kilometer langes Schifffahrtsnetz bilden, gefolgt von den Wasserstraßen zwischen Rhein und Elbe (Ruhr, Weser, Mittellandkanal, Dortmund-Ems-Kanal usw.) mit 1 437 Kilometern Länge. Das Elbegebiet (mit Unterelbe, Saale usw.) hat eine Streckenlänge von 1 049 Kilometern, die Wasserstraßen zwischen Elbe und Oder (mit Spree, Havel usw.) umfassen 916 Kilometer. Die Gewässer an der Ostseeküste haben 526 Kilometer, die Bundeswasserstraße der Donau hat 213 Kilometer und die der Oder rund 162 Kilometer. Alle sonstigen Bundeswasserstraßen umfassen knapp 1 400 Kilometer. Der Mittellandkanal ist mit 326 Kilometern die längste künstliche Wasserstraße Deutschlands; er verfügt über drei Schleusen, die einen Höhenunterschied von maximal 19 Metern ausgleichen.

Neben ihrer Bedeutung für den Gütertransport dienen die Binnenwasserstraßen auch u. a. der Wasserversorgung, zu Entwässerungszwecken, der Verringerung des Hochwasserrisikos und als Naherholungsraum.

Binnenschifffahrt in Zahlen

2020 hatte die Binnenschifffahrt einen Anteil von 4,1 Prozent an der Beförderungsmenge im deutschen Güterverkehr. Gemessen an der Beförderungsleistung, also unter Berücksichtigung der Transportweite, kam sie aufgrund der durchschnittlich längeren Wegstrecken auf einen Anteil von 10 Prozent. Die wichtigsten Transportgüter in der deutschen Binnenschifffahrt waren 2020 Erze, Steine, Erden und sonstige Bergbauerzeugnisse (etwa 26,3 % aller Güter), gefolgt von Kokerei- und Mineralölerzeugnissen (18,1 %), chemischen Erzeugnissen und Mineralölerzeugnissen (12,9 %), Kohle, Rohöl und Erdgas (9 %) und Erzeugnissen der Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei (7,9 %). Mit einem Anteil von 70 Prozent dominieren Massengüter das Geschäft der Binnenschifffahrt.

Das Güterverkehrsaufkommen der Binnenschifffahrt in Deutschland hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten wenig verändert. Pro Jahr transportiert die Binnenschifffahrt rund 230 Millionen Tonnen Güter, gleich viel wie bereits 1992. Bedingt durch die Wirtschafts- und Finanzkrise brach das Verkehrsaufkommen 2009 auf 200 Millionen Tonnen ein, nahm im Folgejahr aber bereits wieder zu und stagnierte dann bis 2015 bei rund 222 Millionen Tonnen. Ein weiterer Einbruch wurde im Jahr 2018 verzeichnet, der auf eine besonders lange Phase von Niedrigwasserständen infolge von Dürre zurückzuführen war. Nach einem kurzen Aufwärtstrend 2019 brach das Güterverkehrsaufkommen der deutschen Binnenschifffahrt, bedingt durch die Corona-Pandemie, abermals ein.

Der mit Abstand größte Teil des Gütertransports im Binnenschiffverkehr konzentriert sich auf das Rheingebiet, insbesondere auf den Niederrhein, der als Verbindung zwischen dem Rotterdamer Hafen (s. 104.4) und dem größten deutschen Binnenhafen in Duisburg (s. 67.5), dient. Rund 80 Prozent des Güterverkehrs der Binnenschifffahrt findet hier statt. Der Rhein gilt als verkehrsreichste Binnenstraße Europas.

Unter den deutschen Binnenhäfen sticht Duisburg als Güterumschlag klar hervor. Der Kölner Hafen liegt auf Rang zwei, gefolgt von Hamburg, Mannheim, Neuss und Karlsruhe. Der Boom des Containerverkehrs hat auch den Gütertransport auf den Binnenwasserstraßen verändert. Im „kombinierten Verkehr“ werden zunehmend Transportketten gebildet, die unterschiedliche Verkehrsträger (Lkws, Güterzüge, Schiffe) integrieren, wie das Beispiel des Duisburger Hafens (s. 67.5) verdeutlicht.

Seeverkehr in Zahlen

Die Seehäfen Deutschlands sind für den Außenhandel von großer Wichtigkeit. Der größte Seehafen Deutschlands ist Hamburg (s. 34.2), wo im Jahr 2021 rund 111 Mio. Tonnen Güter umgeschlagen wurden. Gemessen am Containerumschlag zählt der Hamburger Tidehafen, nach Rotterdam und Antwerpen, zu den drei größten Häfen Europas. Zu den drei größten Seehäfen Deutschlands gehören nach Hamburg überdies Bremerhaven (2021 fast 47 Mio. Tonnen Güterumschlag) und Wilhelmshaven (2021 fast 24 Mio. Tonnen). Allerdings wurde im Güterumschlag infolge der Corona-Pandemie nach 2019 ein deutliches Minus verzeichnet. Bremerhaven ist insbesondere spezialisiert auf den Umschlag von Autos und Gütern für die Offshore-Windenergieindustrie. Wilhelmshaven hat besonders für den Ölimport nach Deutschland große Bedeutung. Der 2012 eröffnete JadeWeserPort in Wilhelmshaven ist Deutschlands einziger Tiefwasserhafen. Die Häfen der Nordsee haben, wie auch das Kartenbild verdeutlicht, wirtschaftlich die wesentlich größere Bedeutung. In der Ostsee ist der Rostocker Hafen der bedeutendste.

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Diercke

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