Überblick
Die Region Stuttgart nimmt unter den Verdichtungsräumen Deutschlands eine gewisse Sonderstellung ein. Der hohe Stellenwert der Industrie und deren ausgeprägte Exportorientierung machen die Region zu einem der wichtigsten Wirtschaftsräume in Europa.
Industrieentwicklung bis 1999
Die industrielle Entwicklung Württembergs stand zu Beginn des Industriezeitalters unter schlechten Vorzeichen. Es gab kaum eigene Rohstoffe, wenig Energieressourcen und keine bedeutenden Wasserwege.
Die wohl bedeutendsten Weichenstellungen für die spätere industrielle Entwicklung der Region waren die Firmengründungen von Bosch 1886 und Daimler 1890. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden Standorte des Maschinen- und Fahrzeugbaus in Stuttgart, Esslingen, Sindelfingen, Böblingen und Göppingen. Außerdem gab es in der Region eine breit gefächerte Leder-, Textil- und Bekleidungsindustrie und eine nicht unerhebliche Metallindustrie. Im Bereich Elektrotechnik gab es in Stuttgart bereits mehrere tausend Beschäftigte. Andere Industriezweige wie die chemische Industrie oder das Holz-, Papier- und Druckgewerbe waren punktuell vertreten.
Nach 1945 kam es nicht nur zu einer Verdichtung des bestehenden Raummusters, es entstanden auch viele neue Standorte, vor allem im Nordwesten, Westen und Süden von Stuttgart. Die Nachfrage nach Industriegütern in der Zeit des Wiederaufbaus und die Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft 1958 gaben tragfähige Wachstumsimpulse. Durch die rasche Expansion machte sich in Stuttgart, aber auch in anderen Städten zunehmend Flächenmangel bemerkbar. Dies führte ab 1955 verstärkt zu Teil- und Totalverlagerungen von Unternehmen, allerdings spielten sich drei Viertel der Verlagerungen innerhalb eines Radius von 25 Kilometern ab. Es entstand eine Vielzahl kleinerer Industriestandorte innerhalb des Verdichtungsraums. Bereits Mitte der 1960er-Jahre gab es in der Region rund 200 Zweigwerke Stuttgarter Unternehmen, mit etwa 50 000 Beschäftigten.
Gleichzeitig vollzog sich ein Wandel in der Branchenstruktur. Motor war dabei die boomende Automobilindustrie mit den in Stuttgart ansässigen Firmen Daimler-Benz und Porsche. Sie bestimmte bis weit in die 1990er-Jahre zusammen mit dem Maschinenbau und der Elektrotechnik die Wirtschaftsstruktur. Der Anteil traditioneller Industrien wie der Leder-, Textil- und Bekleidungsbranche wurde praktisch bedeutungslos.
Strukturwandel bis 2021
Zur Jahrtausendwende war in der Stadt Stuttgart der Übergang von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft schon relativ weit fortgeschritten. Rund ein Drittel der Beschäftigten war noch im produzierenden Gewerbe tätig, zwei Drittel arbeiten bereits im Dienstleistungsbereich. In den umliegenden Kreisen der Region Stuttgart teilte sich im Jahr 1999 die Zahl der Beschäftigten noch zu etwa gleichen Teilen auf den sekundären und tertiären Sektor auf. Dort waren die dominierenden Branchen in der Produktion jeweils die Maschinen- und Elektroindustrie bzw. der Maschinenbau. Im Dienstleistungsbereich waren der Kultur-, Lehr- und Kreativsektor die wichtigsten Arbeitgeber, gefolgt von Forschung, Entwicklung und der IT-Branche. Im Bereich Handel und Finanzen gab es mit Ausnahme der Stadt Stuttgart nur wenige Beschäftigte.
In den Dekaden zwischen 1991 und 2021 lässt sich ein tiefgreifender Strukturwandel von der Industrie- zur Dienstleistungsregion in der gesamten Region konstatieren. In der Stadt Stuttgart waren nur noch etwa ein Fünftel der Beschäftigten im sekundären Sektor tätig. Die übrigen vier Fünftel arbeiteten im tertiären Sektor. Der wichtigste Bereich war die Forschung, Entwicklung und IT. Firmen aus den Branchen Handel und Finanzen stellten die zweitmeisten Arbeitsplätze, gefolgt von Verkehr und Verwaltung.
Auch in der Region Stuttgart ist die Zahl der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe im Verhältnis zu allen Beschäftigten stark gesunken – sie beläuft sich jeweils auf weniger als ein Drittel. Annähernd gleichgeblieben ist der Branchenmix im sekundären Sektor: Maschinen- und Elektroindustrie bzw. der Maschinenbau sind weiterhin bestimmend. Das Bau- und Energiegewerbe hat seinen relativen Anteil annähernd konstant gehalten. Im tertiären Sektor haben sich seit 1999 große Verschiebungen zwischen den Branchen vollzogen. Dem Bereich Kultur, Lehre und Kreative kommt in allen fünf Kreisen nur noch eine untergeordnete Rolle zu. Stark zugenommen hingegen hat die Bedeutung des Finanz- und Handelssektor. Hier arbeiten nach dem traditionell wichtigsten Bereich Technologie und IT inzwischen die meisten Beschäftigten.