Schweiz - Römische Besiedlung im 1.-5. Jh. n. Chr.

Schweiz - Siedlungsgeschichte
978-3-14-100919-4 | Seite 30 | Abb. 2| Massstab 1 : 2000000

Überblick

Bereits im 3. Jh. v. Chr. wurden die keltischen Völker in Mittel- und Norditalien durch die politisch besser organisierten Römer bedrängt. Sie mussten sich schliesslich aus diesen Räumen zurückziehen. Im 1. Jh. v. Chr. eroberten die Römer dann auch die nordalpinen Gebiete. Mit der Unterwerfung der keltischen Stämme durch Julius Cäsar 58 v. Chr. begann die Romanisierung der Bevölkerung. Etwas später (15 v. Chr.) erfolgte die Eroberung der rätischen Gebiete.

Römer nördlich der Alpen

Der östliche Teil der Schweiz, der ungefähr die Gebiete der heutigen Kantone Thurgau, St. Gallen, Appenzell, Graubünden, Glarus sowie Teile von Uri und des Tessins umfasste, wurde der römischen Provinz Raetia zugeschlagen. Der westliche Teil kam zur Provinz Germania Superior. Das heutige Wallis und Gebiete des Kantons Waadt wurden Teil der Provinz Alpes Graiae et Poeninae. Genf bildete fortan den nördlichsten Teil der Provinz Gallia Narbonensis, während das Südtessin, das Bergell und das Puschlav zur Provinz Italia gehörten. Die Römer eroberten die ehemals keltischen und rätischen Gebiete durch die Errichtung von Kolonien. Spuren dieser Siedlungen sind heute noch in Nyon (Colonia Iulia Equestris) und Augst (Augusta Raurica) zu sehen. Avenches (Aventicum) wurde zur Hauptstadt des römischen Helvetiens.

Romanisierung und Urbanisierung

Durch den Einfluss der Römer urbanisierten und romanisierten sich die Gebiete der heutigen Schweiz. In Städten wie Avenches oder Augst wurden im römischen Stil öffentliche Einrichtungen gebaut (z. B. Theater, Amphitheater, Bäder). Zahlreiche Kastelle und insbesondere das Legionslager Windisch (Vindonissa, siehe Karte 31.3) dienten der militärischen Verteidigung. Neben den Städten entstanden mehrere Vici. Es handelte sich dabei um Dörfer oder Durchgangsstationen, die ihren Ursprung zum Teil auf keltischen Oppida hatten. Die Standortwahl der Vici konnte unterschiedliche Gründe haben. Oft lagen sie an wichtigen Verkehrsrouten oder -Knotenpunkten (Kreuzungen, Flussübergängen, Umschlagplätzen). Beispiele hierzu sind Genf (Genava), Lausanne (Lousonna) oder Martigny (Octodurus). Baden (Aquae Helveticae) war bekannt für seine Thermalquellen. Einige Vici entstanden aufgrund ihrer Nähe zu Militärlagern, so beispielsweise Yverdon (Eburodunum) oder Solothurn (Salodurum). Neben den Städten und Dörfern wurden in römischer Zeit auch zahlreiche Landgüter (Villae) gebaut. Es handelte sich dabei in der Regel um landwirtschaftliche Betriebe mit zum Teil stattlichen Herrenhäusern. Von der Ausstattung dieser Villen zeugen heute teilweise noch Reste von Mosaiken, z. B. in Orbe oder Herzogenbuchsee.

Römerstrassen in der heutigen Schweiz

Die Römer bauten ein Strassennetz, dessen Verlauf auch in späteren Jahrhunderten noch von Bedeutung blieb. Drei grosse Hauptverkehrsachsen durchzogen dabei das Gebiet der heutigen Schweiz: Eine in West-Ost-Richtung von Basel (Basilia) nach Bregenz (Brigantium) und zwei in Süd-Nord-Richtung: vom Grossen St. Bernhard über Avenches (Aventicum) an den Rhein bzw. vom Splügenpass über Chur (Curia) an den Bodensee. Im Osten führte zudem die Via Claudia Augusta vom Inntal über den Reschenpass dicht an der heutigen Schweizer Grenze vorbei. Von den römischen Hauptrouten zweigten zahlreiche Strassen ab, welche die Städte, Vici und die Militärlager untereinander verbanden.

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