Shanghai - Wirtschaftsmetropole

China - Raumentwicklung
978-3-14-100900-2 | Seite 199 | Abb. 5| Maßstab 1 : 1000000

Überblick

Shanghai liegt an der Mündung des Jangtsekiangs in einem fruchtbaren, von zahlreichen Wasserläufen und Kanälen durchzogenen Schwemmlandgebiet. Es wird intensiv für die Bewässerungslandwirtschaft genutzt (Reis, Baumwolle). Die Karte zeigt mit dunkler Flächensignatur das Stadtzentrum am Huangpu, einem Nebenfluss des Jangtsekiang. Von dort entwickelte sich flussabwärts bis zu dessen Mündung der Hafen von Shanghai. Wegen seiner Bedeutung als Produktions- und Dienstleistungsstandort sowie Verkehrsknotenpunkt zählt Shanghai zu den Global Cities.
Administrativ ist Shanghai als Verwaltungseinheit direkt dem Zentralstaat zugeordnet und den Provinzen bzw. Autonomen Regionen der Volksrepublik China gleichgestellt. Auf einer Fläche etwa dem Doppelten des Saarlands leben rund 25 Mio. Menschen (Stand: 2020). Innerhalb dieses Gebiets stehen der Kernstadt ländlich geprägte Gebiete, besonders in den Randbereichen, gegenüber, in denen das Verstädterungstempo jedoch hoch ist.

Verkehr

Mit ihrem Hinterland ist die Stadt traditionell über Wasserwege verbunden. Eine besondere Rolle hatte in historischen Zeiten der Große Kanal, der etwa 300 Kilometer landeinwärts vom Jangtsekiang abzweigt und seit dem 7. Jahrhundert Schiffstransporte nach Nordchina (Peking) ermöglichte. Auch die innerstädtischen Transporte erfolgten ursprünglich vor allem per Boot und Schiff.
Seit einigen Jahrzehnten wird Shanghai über Straßen, Autobahnen und Schienenwege angebunden, für die zahlreiche und aufwendige Tunnel- und Brückenbauwerke errichtet wurden. Eine Magnetschwebebahn verbindet das Stadtzentrum mit dem Internationalen Flughafen Pudong (Fahrzeit rund 7 Minuten für 30 Kilometer). Eine Hochgeschwindigkeitsstrecke der Bahn überwindet die Strecke nach Peking (1 300 km) in knapp fünf Stunden.
Herausragend ist die Bedeutung von Shanghai als Überseehafen. Ein Teil der Anlagen befindet sich in der Jangtsekiang-Mündung, der andere Teil in Yangshan knapp 100 Kilometer südlich des Stadtzentrums von Shanghai in der Bucht von Hangzhou (außerhalb des Kartenausschnitts). Der Standort Yangshan wurde ausgewählt, weil dort anders als im gezeitenbeeinflussten Mündungsbereich des sedimentreichen Jangtsekiang ein Tiefwasserhafen errichtet werden konnte und durch Neulandgewinnung ausreichend Landreserven zur Verfügung stehen. Shanghai besitzt heute den größten Containerhafen der Welt.

Stadtentwicklung

Aufgrund der Ablagerung von großen Mengen an Feinsedimenten durch den Jangtsekiang hat sich die Küstenlinie immer weiter in das Ostchinesische Meer vorgeschoben. Noch im 8. Jahrhundert nahe an der Küste, liegt Shanghai heute landeinwärts an der breiten, stark versandeten Mündung des Jangtsekiang.
Wie auch Hongkong erlangte Shanghai erst in der Kolonialzeit ab Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmende Bedeutung: Neben die „Chinesenstadt“ traten ein internationales und französisches Konzessionsgebiet jeweils mit eigenen Rechten. An der Uferstraße des Huangpu (Bund) entstanden Prachtbauten. In den 1920er-Jahren wurde die Stadt zum führenden Finanz-, Handels- und Industriezentrum Chinas. Gleichzeitig zeigten sich in Shanghai besonders krass soziale Gegensätze. Ab den 1930er-Jahren wurde Shanghai zum Ziel für Emigranten vor allem aus Hitler-Deutschland.
Von 1949 bis 1976 herrschte wirtschaftliche Stagnation, weite Teile blieben dem Niedergang überlassen. In dieser Phase entstanden Satellitenstädte in 20–50 Kilometer Entfernung vom Zentrum (Baoshan, Jiading, Songijang, Minhang, Nanhui), denen von der staatlichen Planbürokratie jeweils ein bestimmter Industrieschwerpunkt zugewiesen wurde, z. B. die Stahlerzeugung Baoshan.
Seit Anfang der 1990er-Jahre erlebt Shanghai eine umfassende Metamorphose, die sich in einem enormen Flächenwachstum, moderner Hochhausbebauung, zahlreichen neuen Straßen und Brücken sowie einem wirtschaftlichen Funktionswandel zeigt.
Neben Industriezonen und Hightech-Parks (s. 199.6) wurden auch neue Wohnquartiere errichtet, um die angespannte Situation auf dem lange vernachlässigten Wohnungsmarkt zu verbessern. In Pudong wurde 1990 eine Sonderwirtschaftszone eingerichtet. Zu den traditionell starken Branchen der Region wie Stahlerzeugung, Schiff- und Maschinenbau und Textilindustrie traten wissensintensive Wachstumsindustrien wie Elektronik, Informationstechnologie, Chemie und Biotechnologie, die eng mit den staatlichen Forschungseinrichtungen verflochten sind. Im international ausgerichteten Dienstleistungssektor bilden Logistik und Handel, Finanzen, Versicherungen und Medien die wichtigsten Schwerpunkte. Insgesamt ergibt sich das Bild einer leistungsfähigen Wirtschaftsmetropole mit moderner, stark diversifizierter Branchenstruktur.
Die massive Urbanisierung von Shanghai ist auch mit der Herausforderung verbunden, dem Klimawandel, von dem China besonders betroffen ist, wirkungsvoll zu begegnen. Auch soll die Volksrepublik nach Ankündigung ihrer politischen Führung bis 2060 klimaneutral sein. Dazu wird auch Shanghai mit seinem subtropischen Monsunklima, wo extreme Starkregen immer wahrscheinlicher werden, in einigen Vierteln mit dem Konzept der Schwammstadt experimentiert: Regenwasser soll durch Grünflächen, auch auf Hausdächern, und eigens geschaffenen, urbanen Feuchtgebiete aufgefangen werden und dann langsam versickern.

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Diercke

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