Klimate der Erde

Erde - Klimazonen (effektive Gliederung)
978-3-14-100900-2 | Seite 258 | Abb. 4| Maßstab 1 : 90000000

Überblick

Klimaklassifikationen sind eine wichtige Basis geographischer Raumanalysen. In Form einer Karte dargestellt, zeigen sie systematisch die räumliche Verbreitung der klimatischen Verhältnisse auf der Erde. Sie bieten einen guten Überblick über die wichtigsten Klimacharakteristika einer Region. In Klimakarten können aber aus Gründen der inhaltlichen und didaktischen Reduktion nur einige wenige Klimaparameter berücksichtigt werden. Nur so ist es möglich, trotz des kontinuierlichen Wandels der klimatischen Gegebenheiten auf der Erde bestimmte Klimate zu abstrahieren, zu typisieren und zu klassifizieren.
Ausgangspunkt für die in Karte 258.4 dargestellten Klassifikation sind die drei Klimaelemente Temperatur, Niederschlag und potenzielle Landschaftsverdunstung. Durch den konsequenten Bezug auf diese drei Parameter lässt sich jedes Klima zweifelsfrei einer bestimmten Klimazone und einem spezifischen Klimatyp zuordnen.
Während die Karten 258.1, 258.2 und 258.3 in vereinfachter Form Teilelemente der Klimaklassifikation zeigen bzw. Aussagen daraus zusammenfassen, zeigt die Karte 258.4 deren kartographische Umsetzung mit den drei Klimaschlüsseln, ergänzt um Darstellungen der Küstennebel und der Meeresströmungen.

Erster Klimaschlüssel: Thermische Klimazonen

Wärme- und Wasserhaushalt sind die wesentlichen Steuerungsgrößen der natur- und kulturräumlichen Gegebenheiten eines Raumes. Sie stehen deshalb im Mittelpunkt des in Karte 258.4 gezeigten Klassifikationsansatzes von Siegmund und Frankenberg. Die Basis der Klimaklassifikation bildet die Einteilung der Erde in fünf thermisch definierte Klimazonen (siehe hierzu auch Text zu Karte 258.1). Als einfaches und dennoch aussagekräftiges Einteilungskriterium dient dabei die Jahresdurchschnittstemperatur der zugrundeliegenden Klimastationen. Abgekürzt werden die thermischen Klimazonen durch die Großbuchstaben A, C, D, E und F.
Neben den fünf thermischen Klimazonen werden auf der Ebene des Ersten Klimaschlüssels zusätzlich die Trockenklimate aus den Zonen A, C und D ausgegliedert und zu einer eigenen Klimazone zusammengefasst, die mit B bezeichnet wird. Zur Abgrenzung der Trockenklimate in den Tropen, Subtropen und den Mittelbreiten wird die 250-Millimeter-Isohyete der jährlichen Niederschlagsmenge genutzt. Diese Trockenräume werden im zweiten Klimaschlüssel „Hygrische Klimatypen“ weiter differenziert. Polare und subpolare Kältewüsten, in denen zwar auch sehr geringe Niederschläge auftreten können, die entscheidenden naturräumlichen Grenzen aber vor allem durch die niedrigen Temperaturen gesetzt werden, werden ausgeschlossen.
In der Klimaklassifikation in Karte 258.4 wird die Zonierung des ersten Klimaschlüssels zum einen noch durch die Höhenklimate weiter ausdifferenziert (siehe hierzu auch Text zur Karte 258.2), zum anderen werden knappe Aussagen zur landwirtschaftlichen Nutzbarkeit gemacht.

Zweiter Klimaschlüssel: Hygrische Klimatypen

Mithilfe der Anzahl humider bzw. arider Monate lassen sich vier Humiditäts- bzw. Ariditätsgrade unterscheiden: humid, semihumid, semiarid, arid. Sie bilden den zweiten Klimaschlüssel, abgekürzt durch die Kleinbuchstaben h, sh, sa bzw. a.
Die statistischen Angaben zum Wasserhaushalt basieren auf dem Humiditätsbegriff von Lauer und Frankenberg. Dieser setzt den monatlichen Niederschlägen (N) die entsprechende Summe der potenziellen Landschaftsverdunstung (pLV) als der eigentlichen physikalischen Gegengröße der Niederschläge gegenüber. Auf diese Weise kann der klimatische Wasserhaushalt eines Raumes quantifiziert werden. Die potenzielle Landschaftsverdunstung lässt sich dabei auf der Basis der potenziellen Verdunstung freier Wasserflächen (pV) und einem vom Vegetations- und Landnutzungstyp abhängigen Umrechnungsfaktor (Uf) nach der Gleichung pLV = pV x Uf berechnen. Erreicht oder übersteigt die Niederschlagsmenge eines Monats den entsprechenden Wert der potenziellen Landschaftsverdunstung (N ≥ pLV), so wird dieser als humid definiert, im umgekehrten Fall (N < pLV) als arid.

Dritter Klimaschlüssel: Wärmehaushalt / Kontinentalität

Auf der dritten Gliederungsebene des Klassifikationsansatzes von Siegmund und Frankenberg kommt die thermische Kontinentalität zur Anwendung. Dieses statistische Maß basiert auf der Jahresamplitude der monatlichen Durchschnittstemperaturen (TA).
Mit ihrer Hilfe lassen sich im Rahmen der Klimaklassifikation vier Kontinentalitäts- bzw. Maritimitätsgrade unterscheiden, die mit Zahlen abgekürzt werden: hochmaritim (1), maritim (2), kontinental (3) und hochkontinental (4). Diese Differenzierung wird nur außerhalb der Tropen angewendet und ist in 259.3 separat dargestellt (graue Signaturen).
Innerhalb der Tropen sind die jährlichen Temperaturschwankungen zu gering, als dass sich mithilfe der Jahresamplitude der Temperatur eine sinnvolle Untergliederung erreichen ließe (Stichwort: Tageszeitenklima, vgl. Karte 259.3). Dort werden daher durch die 24 °C-Isotherme der Jahresdurchschnittstemperatur Warm- und Kalttropen voneinander abgegrenzt (Abkürzung: 5 bzw. 6), da unterhalb dieser Schwelle auch in den Tropen Fröste auftreten. In der Karte entspricht die Verbreitung der Kalttropen derjenigen der grafisch hervorgehobenen Höhenklimate innerhalb der tropischen Zone. In der Karte 259.3 sind die beiden Bereiche gelb bzw. rosa dargestellt.

Kombination der Klimaschlüssel

Durch die Kombination der drei beschriebenen Ebenen ergibt sich ein dreigliedriger Klimaschlüssel. Weite Teile Mitteleuropas liegen beispielsweise in einem semihumiden, maritimen Klima der Mittelbreiten, das mithilfe des Klimaschlüssels als Dsh2-Klima beschrieben werden kann. Indonesien liegt im Bereich der Tropen, der Wasserhaushalt ist humid oder semihumid. Im humiden Bereich kommen Warm- bzw. Kalttropen vor. Die drei resultierenden Klimate lassen sich abgekürzt als Ah5, Ash5 und Ah6 beschreiben.
Zur Bewertung der klimatischen Gegebenheiten eines Ortes ist es jeweils sinnvoll, entsprechende Klimadiagramme bestimmten Klimazonen und Klimatypen zuzuordnen, wie sie am linken Rand von Karte 258.4 exemplarisch dargestellt sind. Die dargestellte Auswahl an Klimadiagrammen umfasst die wichtigsten Klimate in 258.4, die Standorte der Stationen sind in der Karte markiert. Die Klimadiagramme bauen sich aus drei Achsen auf. Die horizontale Achse gibt die einzelnen Monate des Jahres wieder. Auf der linken vertikalen Achse ist die Temperatur in Grad Celsius und auf der rechten vertikalen Achse der Niederschlag in Millimetern eingezeichnet. Ein Millimeter Niederschlagshöhe entspricht dabei einem Liter Niederschlagswasser pro Quadratmeter. An der rechten Achse ist außerdem auch die potenzielle Landschaftsverdunstung (pLV) abzulesen, die ebenfalls in Millimetern angegeben wird. Damit die Klimadiagramme bei sehr hohen monatlichen Niederschlags- und Landschaftsverdunstungswerten überschaubar bleiben, ist deren Skala ab 100 Millimetern verkürzt. Bei den Niederschlagssäulen wird dieser Wertebereich durch eine dunkelblaue Farbgebung gekennzeichnet.
Als zusätzliche Information sind in den Diagrammen auch die jährlichen Durchschnittstemperaturen sowie die mittleren Jahressummen des Niederschlags und der potenziellen Landschaftsverdunstung der jeweiligen Station verzeichnet.
Temperatur und Niederschlag sind im Verhältnis 1:2 dargestellt, d. h. 10 Grad Celsius auf der Temperaturachse entsprechen 20 Millimetern auf der Niederschlagsachse, 20 Grad Celsius entsprechen 40 Millimetern usw. Dieses Vorgehen beruht auf Walter und Lieth und erlaubt ein grobes Abschätzen von ariden und humiden Monaten. Bleiben die Niederschläge unter der Temperaturkurve ist von ariden Bedingungen auszugehen, liegen sie darüber von humiden. Physikalisch korrekter ist es, den monatlichen Niederschlägen (N) direkt die entsprechenden Werte der potenziellen Landschaftsverdunstung (pLV) gegenüberzustellen. Auf diese Weise lassen sich humide und aride Zeiträume wesentlich exakter definieren.

Meeresströmungen und Küstennebel

Die Karte enthält zusätzlich Informationen zum saisonalen Auftreten von Küstennebel sowie eine detaillierte Darstellung der oberflächennahen Meeresströmungen, unterschieden nach Temperatur und Geschwindigkeit. Eine Darstellung der Tiefenströmungen enthält die Karte 266.2. Meeresströmungen werden hauptsächlich durch die Schubkraft des Windes, unterschiedliche Dichten von Meerwasser und Ausgleichsbewegungen ausgelöst.

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Diercke

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