Überblick
Das Modell, auf dem die Karte basiert, erklärt das Risiko einer Naturkatastrophe durch das Zusammentreffen einer Gefährdung durch ein extremes Naturereignis mit einer verwundbaren Gesellschaft. Der Grad der Verwundbarkeit ist abhängig von drei Bedingungsfeldern: der Anfälligkeit, den Bewältigungskapazitäten und den Anpassungskapazitäten (s. 268.1).
Erdbebengefahr
Weltweit werden pro Jahr mehr als eine Millionen Erdbeben registriert. Sie sind allerdings nicht gleichmäßig verteilt, sondern konzentrieren sich auf bestimmte Teile der Erdoberfläche, die Plattengrenzen (s. 256.2, 256.3). Wegen ihrer großen Verbreitung, ihrer Unberechenbarkeit und der großen Bandbreite an möglichen Schäden in besiedelten Gebieten zählen sie zu den gefährlichsten Naturereignissen. Starke Erdbeben lösen Folgeprozesse wie Tsunamis (s. 269.4), Schlammströme und Hangrutschungen aus.
Gefahr tropischer Wirbelstürme
Jedes Jahr gibt es weltweit etwa 30 bis 100 tropische Wirbelstürme. Sie werden in der Karibik als Hurrikane, im indonesischen Raum als Taifune und im Bereich von Australien als Willy Willies bezeichnet. Tropische Wirbelstürme können sich nur über Meeren mit Wassertemperaturen von mindestens 26 bis 28 Grad Celsius entwickeln.
Im Gegensatz zu tropischen Wirbelstürmen sind Tornados deutlich kleinräumiger (s. 268.3). Sie entstehen im Sommer und kommen am häufigsten im Mittleren Westen der USA vor.
Bei Sturmfluten wird durch einen auflandigen Sturm ein außergewöhnlich hoher Wasserstand an flachen Küsten, vor allem in Buchten und Mündungstrichtern großer Flüsse hervorgerufen. Dadurch werden oft schwere Überschwemmungen und Zerstörungen hervorgerufen. Ein besonders hohes Risiko besteht in stark gegliederten Küstenabschnitten, in denen Gezeiten herrschen und die eine Sturmflut im ungünstigen Fall noch einmal verstärken können.
Gefahr von Vulkanausbrüchen
Mehr als 75 Prozent der gegenwärtigen vulkanischen Aktivitäten sind auf den circumpazifischen „Feuerring“ konzentriert. Dort ist eine ganze Kette aktiver Vulkane parallel zu den Tiefseegräben angeordnet. Gefährlich sind weniger die Orte mit stetigem, effusivem Vulkanismus (s. 215.2), zum Beispiel in Hawaii, sondern vor allem Orte mit explosivem Vulkanismus, zum Beispiel Vesuv (s. 142.2).
Auswirkungen des Klimawandels
Aufgrund des globalen Klimawandels werden sich die durchschnittlichen Temperaturen bis zum Ende dieses Jahrhunderts weltweit erhöhen (s. 264.1), zum Teil sogar erheblich. Allerdings werden die verschiedenen Weltregionen und Klimazonen unterschiedlich stark von diesem Wandel betroffen sein. Aus dem Temperaturanstieg ergibt sich eine Reihe von Folgeeffekten. Der Meeresspiegelanstieg betrifft vor allem Inselstaaten im Pazifischen und Indischen Ozean, deren Territorium in nur geringer Höhe über dem Meeresspiegel liegt, aber auch Länder wie die Niederlande, deren Gebiet zu großen Teilen dem Meer abgerungen wurde und das heute unterhalb des Meeresspiegels liegt (s. 129.2).
Eine der wichtigsten indirekten Folgen der globalen Erwärmung sind regionale Veränderungen der Niederschlagsverteilung (s. 265.2). Dabei wird für weite Teile der tropisch-subtropischen Trockengebiete ein weiterer Niederschlagsrückgang vorhergesagt. In den mittleren und polaren Regionen werden die Niederschläge hingegen voraussichtlich zunehmen, weil mit der dort verstärkten Erwärmung ein größeres Feuchtigkeits- und damit Niederschlagspotenzial der Luftmassen einhergeht. Darüber hinaus trägt ein größerer Energiegegensatz zwischen Äquator und Polargebieten in den höheren Atmosphärenschichten zu einer verstärkten Zirkulation und Bildung von dynamischen Tiefdruckgebieten bei. Mit ihnen geht auch eine Meridionalisierung der Wetterlagen einher, durch die gerade in den mittleren Breiten extreme Witterungserscheinungen wie Dürre- und Hitzeperioden ebenso vermehrt auftreten werden wie Hochwasser und Stürme. In zahlreichen Regionen wird in der Folge des Klimawandels die landwirtschaftliche Nutzung erschwert sein.