Training Kursarbeit:
Globaler Wandel – globale Herausforderungen für das System Erde?
Schülerbuch, Seite 27
Lösungen der Aufgaben
(27.1) Eine Karikatur zu analysieren, erfordert, diese systematisch in ihren Einzelheiten zu beschreiben, deren Zusammenhänge mithilfe von Hintergrundwissen zu erklären sowie die Gesamtaussage, wie hier als Untertitel, zu formulieren und die Aussagekraft der Karikatur zu bewerten.
Die Karikatur zeichnet ein Bild der Erde als zwei getrennte Halbkugeln. Auf der rechten Halbkugel ist die Hälfte der Weltbevölkerung dargestellt, was mithilfe einer in der Menschenmenge positionierten Anzeigentafel und der Aufschrift „50% der Weltbevölkerung“ unmissverständlich verdeutlicht wird. Zudem ist der zentrale und südliche Teil von Afrika abgebildet, was einen Bezug zur Herkunft dieser Menschen herstellt. Auf der linken Halbkugel stehen deutlich erkennbar sieben Menschen, die der Hälfte der Weltbevölkerung auf der anderen Erdhalbkugel entgegenrufen, dass beide Hälften jeweils das gleiche Vermögen hätten und dass es deshalb wichtig wäre, dass sie möglichst viel davon besäßen. Die Anzeigentafel „Die 8 Reichsten der Welt“, die im Kontinent Nordamerika verankert ist, verdeutlicht, dass vor allem auf der Nordhalbkugel wenige Superreiche das Gesamtvermögen besitzen.
Die Situation auf den beiden Halbkugeln weist auf die großen Ungleichheiten auf der Erde hin. Wenige Menschen bzw. Staaten konzentrieren die Hälfte des Vermögens auf sich, während die Hälfte der Weltbevölkerung die zweite Hälfte des Vermögens unter sich aufteilen muss. Die ungleiche Wohlstandsverteilung auf der Erde spiegelt die großen sozialen und ökonomischen Disparitäten einer in der vorliegenden Karikatur aus zwei Welten bestehenden Erde wider und macht dadurch umso mehr den Entwicklungsbedarf deutlich.
Ein möglicher Untertitel „Wohlstandsverteilung in der Einen Welt?“ hinterfragt die dargestellte Situation problematisierend. Die Karikatur hat durch die klare, plakative Visualisierung ihrer Inhalte eine hohe Aussagekraft und macht den Betrachter zielführend auf die erläuterten großen globalen Herausforderungen aufmerksam.
(27.2a) Die Vernetzung der Geosphären anhand des Wasserkreislaufs zu erläutern, bedeutet die Sachverhalte im Zusammenhang zu beschreiben und mit Beispielen zu erklären.
Der Wasserkreislauf beschreibt die Speicherung und den Transport des gesamten Wassers auf globaler und regionaler Ebene. Dabei durchläuft das Wasser alle Teilsphären der Geosphäre. Im Kreislauf geht weder Wasser verloren, noch bildet sich neues Wasser. Das Zusammenspiel aus Niederschlag, Verdunstung und Abfluss bestimmt den Kreislauf, wobei das Wasser den Aggregatzustand zwischen fest, flüssig und gasförmig wechselt. Durch Verdunstung und v.a. Transpiration gelangt das Wasser in die Atmosphäre. Durch Luftfeuchte und durch Kondensationsprozesse entstehende Wolken werden durch Luftmassenbewegungen u. a. über Landmassen transportiert, wo das Wasser als Niederschlag zu Boden fällt, in der Pedosphäre versickert und den Bodenwasserhaushalt beeinflusst. Von dort gelangt das Wasser in die Lithosphäre und fließt zum Teil als Grundwasser in Seen und Flüsse und weiter ins Meer, damit in die Hydrosphäre zurück. Im Gebirge und in kalten Regionen kann der Niederschlag als Schnee kurzfristig oder länger andauernd die Oberflächenformen der Reliefsphäre bedecken. Nach dem Abschmelzen gelangt auch das Schmelzwasser über das Grund- bzw. Oberflächenwasser wieder ins Meer bzw. die Hydrosphäre. Ein Teil des Niederschlags kann in der Biosphäre von Pflanzen und anderen Lebewesen aufgenommen werden und durch Transpiration bzw. Atmung wieder an die Atmosphäre abgegeben werden. Wasser gelangt auch in Siedlungen und damit in die Anthroposphäre. Oberflächenwasser wird von der Landwirtschaft, dem Gewerbe und der Industrie genutzt oder verbraucht bzw. Grundwasser als Trinkwasser von den Menschen verbraucht. Nach Klärprozessen gelangt ein Teil des genutzten Wassers zurück in die Vorfluter. Niederschlagswasser kann infolge Oberflächenversiegelung an vielen Stellen nicht versickern und wird durch die Kanalisation ebenfalls in die Vorfluter zurückgeführt.
(27.2b) Anhand des globalen Wasserkreislaufs darzustellen, wie Eingriffe des Menschen zum Globalen Wandel beitragen, erfordert es zu verdeutlichen an welchen Stellen des Wasserkreislaufs der Mensch eingreift und welche Veränderungen damit verbunden sind.
Die menschliche Einflussnahme erfolgt in vielfältiger Weise, wobei sich Einwirkungen auf die Teilprozesse, wie Niederschlag, Grundwasserneubildung, Abfluss bzw. Durchfluss, zugleich auf den gesamten Wasserkreislauf auswirken.
Eingriffe an Flüssen, wie Schutzeinrichtungen gegen Überflutungen (z.B. Uferbefestigungen, Flussdeiche), Flussausbauten für die Schifffahrt (z.B. Flussbegradigungen) bzw. Bauwerke zur Energiegewinnung (z.B. Talsperren, Rückhaltebecken, Stauanlagen, Laufwasserkraftwerke) haben eine zeitliche und örtliche Umverteilung des Durchflusses zur Folge, was sich auch auf die Verdunstung und Versickerung im ufernahen Bereich auswirkt. Speicherseen zur Trinkwasser- und Energiegewinnung sowie Schifffahrtskanäle bilden einerseits ausgedehnte künstliche Wasserflächen mit hoher Verdunstung, andererseits sind es Orte größerer Grundwasseranreicherungen. Durch Eindeichungen und Begradigungen verlieren Flussläufe zum großen Teil ihr natürliches Rückhaltevermögen (Retention), was zur Beschleunigung des Hochwasserwellenablaufes führt. Fallen die Hochwasserspitze eines Hauptflusses mit denen seiner Nebenflüsse zeitlich zusammen, können verheerende Überflutungen die Folge sein. Im Einflussbereich der Gezeiten erbaute Flutsperrwerke verändern die Überflutungsverhältnisse für das Hinterland und somit den Salzgehalt des Grund- und Oberflächenwassers in ihrem Einflussbereich.
Durch die direkte Entnahme, Nutzung, Ableitung und Rückleitung von Wasser greift der Mensch erheblich in den Wasserkreislauf ein. Grundwasserspiegelabsenkung bzw. -aufhöhung sind ebenso Folgen, wie erhöhter bzw. verminderter Oberflächenabfluss bzw. z.T. reduzierte bzw. vermehrte Verdunstung und somit Wasserrückführung in die Atmosphäre. Indirekt verursachen die globa- len Klimaänderungen Rückwirkungen auf den gesamten Wasserhaushalt in der räumlichen und zeitlichen Verteilung von Niederschlag und Abfluss bzw. Durchfluss in ihrer saisonalen Verteilung sowie hinsichtlich der Extremwerte.
Viele Eingriffe des Menschen führen zu irreversiblen Veränderungen des Wasserkreislaufs auf regionaler Ebene, aber auch mit Auswirkungen auf die globale Ebene.
(27.3) Mithilfe des Human Development Index (HDI) in Korrelation mit dem ökologischen Fußabdruck und dem SDG-Index (SDGI) zu erklären, wie eine global nachhaltige Entwicklung erreicht werden kann, erfordert die Mess- werte der Indikatoren zu analysieren und miteinander in Beziehung zu setzen, um daraus Strategien abzuleiten. Alle drei Indikatoren sind mehrdimensional ausgerichtet und geben ein differenziertes Bild der nachhaltigen Entwicklung einzelner Staaten wider. Der HDI der Vereinten Nationen misst, wie gut die Einwohner eines Landes leben, indem er die Erfolge des Landes in Bezug auf Lebenserwartung, Zugang zu Bildung und Einkommen bewertet. Ein HDI von mehr als 0,7 bedeutet eine „hohe menschliche Entwicklung“; Staaten mit niedrigerem HDI müssen daran arbeiten das Wohlbefinden ihrer Bewohner zu verbessern. Der ökologische Fußabdruck misst, ob die Menschheit im Rahmen der natürlichen planetaren Grenzen lebt. Ein ökologischer Fußabdruck von weniger als 1,7 globalen Hektar pro Person bzw. eine Biokapazität von weniger als einer Erde macht den Ressourcenbedarf global reproduzierbar; bei Werten darüber muss die Ressourcensicherheit der betroffenen Staaten optimiert werden. Die Kombination dieser beiden Indikatoren bietet klare Mindestbedingungen für eine globale nachhaltige menschliche Entwicklung. M4 zeigt, dass die wirtschaftlich schwächeren Staaten (z. B. Niger) tatsächlich eher ihren HDI vergrößern, die wirtschaftlich stärkeren Staaten (z. B. Deutschland) hingegen eher ihren ökologischen Fußabdruck verringern müssen. Der SDGI gibt mithilfe eines Katalogs von 244 messbaren Indikatoren den Stand der Erreichung der 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung quantitativ an und dient dazu das Ranking der Umsetzung der SDGs besser vergleichbar zu machen. Je höher der SDGI eines Staates, desto besser ist seine Um- setzung der SDGs. Eine global nachhaltige Entwicklung kann nur erreicht werden, wenn alle Staaten ihren Nachholbedarf hinsichtlich der transparent gemachten Defizite ihrer jeweiligen nachhaltigen Entwicklung aufgearbeitet haben.
(27.4a) Die globalen Risiken zu charakterisieren, bedeutet die in M3 verzeichneten Risiken als ökologische, ökonomische, geopolitische, soziale und technologische Risiken zu bestimmen und diese in ihren Gemeinsamkeiten bzw. Unterschieden mit den Zieldimensionen einer nachhaltigen Entwicklung zu vergleichen.
Die Top Ten der globalen Risiken 2022 (M3) lassen sich charakterisieren als
- ökologische Risiken: Scheitern beim Klimaschutz, Wetterextreme, Verlust von Biodiversität, vom Menschen verursachte Umweltkatastrophen, Krise der natürlichen Ressourcen
- ökonomische Risiken: Schuldenkrisen
- geopolitische Risiken: geoökonomische Konfrontation
- soziale Risiken: soziale Instabilität, Existenzkrise, Infektionskrankheiten.
Technologische Risiken, wie Cyberangriffe oder Anschläge auf die kritische Infrastruktur (Verkehrssysteme, Pipelines, Internet) zählen im Global Risks Report 2022 nicht zu den Top Ten der globalen Risiken.
Die Top Ten der globalen Risiken 2022 in M3 entsprechen in ihren Dimensionen als ökologische, ökonomische, geopolitische und soziale Risiken im Wesentlichen den Zieldimensionen der nachhaltigen Entwicklung, die ge- mäß den Beschlüssen der Vereinten Nationen ebenso als Ökologie, Ökonomie, Politik und Soziales festgelegt sind. Der Global Risks Report betrachtet zudem technologi- sche Risiken, während zu den Zieldimensionen der nachhaltigen Entwicklung zusätzlich die Kultur, d.h. die jewei lige kulturelle Auffassung der Gesellschaft, relevant ist. Der Global Risks Report der Stiftung des Weltwirtschaftsforums ist das jährlich aktualisierte Ergebnis einer internationalen Expertenumfrage, während die Zieldimensionen der nachhaltigen Entwicklung von den Vereinten Nationen als langfristige Agenda (vorerst bis 2030) beschlossen wurden.
(27.4b) Zu überprüfen, ob Lösungsstrategien zur Überwindung der globalen Herausforderungen komplex sein müssen, erfordert die Aussage an konkreten Sachverhalten zu messen.
Die globalen Herausforderungen, wie z.B. Klimawandel, Ressourcenknappheit, Stadtentwicklung und Disparitäten, sind in sich sehr komplexe Problemfelder. Durch zahlreiche Wechselwirkungen beeinflussen sich deren Risiken gegenseitig oder lösen Kettenreaktionen aus, deshalb müssen auch die Lösungsstrategien komplex sein.
Beispielsweise kann der Klimawandel zu Wetterextremen wie langandauernden Trockenperioden führen und dabei Nahrungsmittel- sowie Wasserkrisen auslösen. Diese Ressourcenknappheit kann unfreiwillige Migration auslösen und z.B. für Landflucht sorgen. In völlig überlasteten Städten verschärfen sich die Disparitäten und es kann zur sozialen Instabilität sowie vor allem in Armenvierteln zu Arbeitslosigkeit und zu Infektionskrankheiten kommen.
Nur die Umsetzung gezielter Strategien unterschiedlicher Zieldimensionen nachhaltiger Entwicklung kann dazu beitragen, an der Überwindung der globalen Herausforderungen zu arbeiten.