Aarau - Industrialisierung um 1890

Schweiz - Industrialisierung
978-3-14-100919-4 | Seite 32 | Abb. 4| Massstab 1 : 25000

Überblick

Die Kartenserie (32.3; 32.4, 33.5 und 33.6) veranschaulicht auf beeindruckende Weise die städtebauliche Entwicklung von Aarau im Zeitraum von 1835 bis zur Gegenwart. Im Mittelpunkt stehen dabei insbesondere die Veränderungen und Fortschritte im Gewerbe- und Industriebereich, die massgeblich das urbane Erscheinungsbild geprägt haben. Die vielfältigen Kartenansichten bieten eine anschauliche Darstellung dieser historischen Transformationen und verdeutlichen somit die prägenden Entwicklungen der letzten zwei Jahrhunderte.

Industrialisierung um 1890

Ab der Mitte des 18.  Jahrhunderts geriet die Textilindustrie in eine Krise. Auslöser waren unter anderem das protektionistische Zollwesen der Nachbarstaaten, das die Exporte erschwerte. An Stelle der Textilfabrikation traten zahlreiche andere Industriezweige. Diese Ablösung zeigt sich auch im Kartenbild von 1890, wo die Textilfabriken unter allen Gewerbe- und Industriebetrieben nun in der Minderzahl sind. Wohl siedelten sich noch immer Betriebe entlang des Stadtbachs an, als neuer Industriestandort kam nun aber auch die Aareebene in Frage. Voraussetzung war jedoch die Befestigung und Zähmung des noch wilden Flusslaufs. 1832 und 1882 wurden nördlich der Aare Zementfabriken eröffnet. Das Gaswerk nahm 1858 seinen Betrieb auf.

Eisenbahn als Wirtschaftsmotor

Eine neue treibende Kraft für die Wirtschaft und den Städtebau entstand mit dem Eisenbahnbau. Ab 1858 verkehrten Züge der Schweizerischen Centralbahn auf der durchgehenden Linie von Olten über Aarau und Brugg nach Zürich. Schon bald entwickelte sich Aarau zum regionalen Eisenbahnknotenpunkt (1877 Verbindung mit der Nationalbahn nach Suhr, 1882 Eröffnung der Linie nach Rotkreuz mit Anschluss an die Gotthardbahn). Direkt am Gleisfeld und auf der Ebene östlich des Bahnhofs liessen sich zahlreiche Industrie- und Gewerbebetriebe nieder. Sie profitierten vom neuen Verkehrsmittel, liessen sich doch von nun an Rohstoffe relativ einfach mit der Bahn anliefern, und die fertigen Produkte konnten auf dem gleichen Weg wieder abtransportiert werden. Ein Beispiel dafür ist die Bergbahnfabrik (späteres Zeughaus).

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