Asien - Wirtschaft

Asien - Wirtschaft
978-3-14-100943-9 | Seite 104 | Abb. 2 | Maßstab 1 : 36000000

Überblick

Die Karte gibt einen Überblick über die wichtigsten Bergbau-, Industrie- und Dienstleistungsstandorte sowie über wichtige Transport- und Verkehrswege in Asien.

Naturräumliche Unterschiede

In Asien stehen den großen naturnahen Landschaften in Arabien, Tibet, Mittelasien oder Sibirien Regionen gegenüber, die – wie Japan, Südkorea, die Große Ebene, die Gangesebene oder Java – zu den am dichtesten besiedelten und wirtschaftlich am intensivsten genutzten Kulturlandschaften der Erde gehören. Diese Unterschiede spiegeln zum Teil naturräumliche Gegebenheiten wider (s. 98.2 und 102.5). So liegen beispielsweise die Tundren, innerkontinentalen Trockenräume oder Hochländer peripher zu den wichtigen Küsten. Die Naturbedingungen erschweren ihre Nutzung, die meist inselhaft und auf Ausbeutung von Rohstoffen ausgerichtet ist; traditionell sind diese Räume dünn besiedelt.

Primärer Sektor

Asiatische Staaten sind führend in der weitweiten Erdöl- und Erdgasförderung. Erdöl ist weiterhin der wichtigste Rohstoff der modernen Industriegesellschaften, auch wenn die Charakterisierung als „Schwarzes Gold“ durch das Wissen um dessen Bedeutung für den menschengemachten Klimawandel heute nicht mehr zutrifft. Die weltweit größten bekannten Reserven befinden sich auf der arabischen Halbinsel und in den umliegenden Regionen am Persischen Golf. Das Königreich Saudi-Arabien verfügt über die umfangreichsten Ölfelder. Die flächenmäßig kleinen Emirate Kuwait, Katar und das Königreich Bahrain zählen durch den Verkauf von Erdöl bei zugleich relativ geringer Bevölkerungszahl zu den reichsten Staaten der Erde. Auch im russischen Westsibirien stehen große Erdölraffinerien. Erdgas wird in ähnlichen Regionen gefördert: Zu den größten Erdgasfeldern gehören das Nord-Feld in Katar und das Gasfeld Urengoi in Westsibirien. Die russischen Anlagen waren durch Erdöl- und Erdgasleitungen mit den Hauptabnehmerländern in Mittel- und Westeuropa verbunden, bis infolge des Krieges Russlands gegen die Ukraine diese Verbindungen 2022 und 2023 weitgehend gekappt und die Energieimporte substituiert wurden. Daraufhin fanden sich andere Abnehmer für russisches Erdöl und Erdgas (vor allem China und Indien), allerdings zu für Russland ungünstigeren Konditionen.

Sekundärer Sektor

Dem relativ hohen Entwicklungsstand in Ländern wie Japan, Südkorea, Taiwan oder Singapur (s. 188.1) steht große Armut in Afghanistan, Pakistan, Bangladesch, Nepal, in Teilen Indiens sowie vielen ländlichen Regionen anderer süd- und südostasiatischer Staaten gegenüber (s. 190.1). Dazwischen stehen Schwellenländer wie z. B. China, Thailand und Vietnam. Die Wirtschaftszentren mit globaler Ausstrahlung zeigen die herausgehobene Stellung stark wachsender Volkswirtschaften auch im Kartenbild eindrucksvoll. Im Bereich des sekundären Sektors (Industrie) befinden sich die Zentren der Textil- und Bekleidungsindustrie in Indien, Pakistan und China, außerdem in Japan, Südkorea und Taiwan. Diese drei Länder sind darüber hinaus spezialisiert auf die Eisen- und Stahlerzeugung, Metallverarbeitung und sind Zentren für die Elektro-, Chemie- und Kunststoffindustrie. Eine Sonderstellung als „Werkbank der Welt“ und größte Volkswirtschaft nach kaufkraftbereinigter Wirtschaftsleistung hat die Volksrepublik China (s. 188.2). Öffentliche und ausländische Investitionen ermöglichten in Verbindung mit der Eroberung von Exportmärkten den Aufbau einer „sozialistischen Marktwirtschaft“, die durch wirtschaftliche Liberalisierung unter Beibehaltung politischer und gesellschaftlicher Machtstrukturen (zum Teil autoritärer und undemokratischer Art) gekennzeichnet ist. Die sozialen Extreme nehmen trotz einer immer breiter werdenden Mittelschicht zu, ebenso wie ausgeprägte Binnenwanderungsbewegungen in der Vergangenheit und abgeschwächt bis heute auf ungleiche Lebensbedingungen in den verschiedenen Landesteilen Chinas hindeuten.

Tertiärer Sektor

Der Dienstleistungssektor wird durch unterschiedliche bedeutsame Dienstleistungszentren und den vergleichsweise wenigen Tourismusregionen abgebildet. Dienstleistungszentren mit internationaler Bedeutung findet man vor allem in einem U-förmigen Bogen von St. Petersburg über Baku, Dubai, Mumbai, Bangkok, Jakarta, Manila, Shanghai bis nach Tokio. Die meisten dieser Städte liegen an den Küsten. Dienstleistungszentren mit überregionaler (eher kontinentaler) Bedeutung sind in Asien sehr ungleichmäßig verteilt. So gibt es weite Räume, in denen die Dienstleistungszentren höchstens regionale Bedeutung erlangt haben (z. B. Kasachstan, Sibirien, Mongolei, Afghanistan, Usbekistan, Turkmenistan, Kirgisistan, Westchina).

Eine besondere Stellung nehmen die „Erdölstaaten“ Westasiens ein. Sie unterscheiden sich v. a. durch die Dominanz der Erdöl- und Erdgasförderung, ihre teilweise aufstrebende und stark wachsende Dienstleistungswirtschaft (Dubai, s. 104.1) und ihre Einbindung in den islamischen Kulturraum; Indonesien und Brunei nehmen diesbezüglich eine gewisse Zwischenstellung ein.

Auswirkungen von Konflikten und das Handelsabkommen RECP

Nicht direkt im Kartenbild erkennbar, aber für die Wirtschaft von großer Bedeutung sind die politischen und militärischen Konflikte, die Asien erschüttern, immense volkswirtschaftliche Kosten verursachen und die Zusammenarbeit beeinträchtigen (u. a. Syrien; Irak; Jemen; Myanmar; Afghanistan; Nordkorea / Südkorea; Indien / Pakistan; Israel / Palästina; Volksrepublik China / Taiwan).

Seit der Verabschiedung des weltweit größten Handelsabkommens Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP) 2022 wurden zwischen den ASEAN-Mitgliedsstaaten und fünf weiteren Staaten Handelshemmnisse zugunsten einer effizienten internationalen Arbeitsteilung abgebaut. Dies betrifft besonders Zölle und Bürokratie, weniger jedoch Auflagen zum Umweltschutz, Subventionen oder Arbeitnehmerrechte (z. B. Gewerkschaften).

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