Überblick
Der Kartenausschnitt zeigt eine ca. 400 Quadratkilometer große Region im bayerischen Teil der Alpen. Nirgendwo in Deutschland ist die Reliefenergie höher. Zwischen Garmisch-Partenkirchen im tief eingeschnittenen Loisachtal und der direkt an der Grenze zu Österreich gelegenen Zugspitze, dem höchsten Gipfel Deutschlands, liegen über 2200 Höhenmeter. Naturgefahren in diesem besonderen Hochgebirgsraum gab es schon immer. Sie haben sich aber durch die Schädigung des Bergwalds und die lokalen Folgen des globalen Klimawandels erhöht.
Bergwald
Ein gesunder, dichter Wald festigt gerade im Gebirge durch sein Wurzelwerk den Boden und schützt diesen vor direkt auftreffendem Regen. Der Niederschlag wird aufgefangen, langsam zum Boden weitergeleitet und kann dort entlang der Wurzeln versickern. Weitere Anteile des Niederschlags verdunsten sofort wieder oder werden von den Bäumen aufgenommen. Die abfließende Wassermenge reduziert sich dadurch. Der Boden gibt die aufgenommene Feuchtigkeit zudem nur langsam wieder ab. Nach starken Niederschlägen speichert eine Waldfläche 80 bis 90 Prozent des Regenwassers, ein mit Wiese bedeckter Boden dagegen nur etwa 15 bis 20 Prozent.
Bergwaldschädigung
In den nördlichen Kalkalpen rund um Garmisch-Partenkirchen ist der Bergwald durch einen unnatürlich hohen Fichtenanteil in mittleren und unteren Lagen, die Zunahme extremer Wetterereignisse, Schädlinge und den Wildverbiss wegen zu hoher Reh- und Rotwildbestände stark geschädigt. Aufgrund anthropogener Eingriffe, insbesondere Schneisen, etwa für Seilbahnen, Lifte und Pisten für den Berg- und Skitourismus, fehlt er teilweise ganz. So wird der Boden kaum noch vor Erosion geschützt. Die hohen Niederschläge (Jahressumme für Garmisch-Partenkirchen: ca. 1700 mm) können an der Oberfläche wesentlich schneller und in erheblich höherer Menge als zuvor abfließen. Damit steigt die Transportleistung beträchtlich und der ungeschützte Boden wird in kürzester Zeit abgetragen.
Naturgefahren
Auch als Folge des geschädigten Bergwalds gibt es eine Reihe von Naturgefahren. Deren potenziell zerstörerische Wirkungen bedrohen in der Region, die in den Tälern dicht besiedelt und durch eine ganzjährig hohe touristische Nachfrage geprägt ist, auch Menschenleben und Bauten.
Lawinen: Nur ein ungeschädigter Bergwald hilft, Lawinen zu verhindern. Er bremst die oberhalb der Waldgrenze entstandenen Lawinen ab, fängt ihre Wucht auf und schützt so weitgehend die Täler.
Steinschlag und Muren: An zahlreichen Stellen im Kartenausschnitt gibt es besonders im Sommer die Gefahr, dass plötzlich einzelne Steine bergab rollen, dass Muren, eine schlammige Mischung aus Schmelz- oder Niederschlagswasser, Geröll und Holz, ins Tal abgehen oder dass es durch instabile Felswände sogar zu Bergstürzen kommt.
Extrem erhöhte Geschiebefracht in Bächen: In vielen Tälern rund um Garmisch-Partenkirchen lässt sich eine Zunahme der Grobsedimente, die durch die Bäche mitgeführt werden, beobachten. Dies macht den Bau von Geschiebesperren nötig.
Überschwemmungsgefahr und Bedrohung von Verkehrswegen: Insbesondere in den Randlagen der Orte und entlang der Verkehrswege der größeren Täler kommt es zu einer Überlagerung der Gefährdung durch Hochwasser (nach der Schneeschmelze und durch Starkregen) mit den Gefährdungen durch Lawinen, Steinschlag, Muren und Geschiebefracht.