Bergen (Norwegen) - Aquakultur im Fjord

Europa - Landwirtschaft
978-3-14-100943-9 | Seite 49 | Abb. 2 | Maßstab 1 : 1000000

Überblick

Vestland ist eine Provinz im Südwesten von Norwegen, die 2020 durch den Zusammenschluss der ehemaligen Provinzen Hordaland und Sogn og Fjordane entstanden ist. Das Verwaltungszentrum ist Bergen, mit fast 300 000 Einwohnerinnen und Einwohnern Norwegens zweitgrößte Stadt. Der Kartenausschnitt zeigt den Kernraum von Hordaland, in dessen Zentrum der rund 190 Kilometer lange und bis zu 893 Meter tiefe Hardangerfjord liegt. Die Region wird bestimmt durch den scharfen Kontrast zwischen der zerklüfteten Fjordlandschaft und den 1 200 bis 1 700 Meter höher liegenden, kahlen, zum Teil gletscherbedeckten Folgefonna und Hardangervidda, die zu Norwegens Hochfjellbereichen zählen.

Topographie und Klima

Der Hardangerfjord hat die typischen Merkmale eines norwegischen Fjordes: In das glazial ausgestaltete Trogtal ist das Meer eingedrungen. Die Talwandungen erheben sich steil aus dem Wasser. Der Fjord teilt sich in mehrere Arme, in denen größere und kleinere Inseln liegen.

Der dicht an der Küste vorbeiziehende Golfstrom begünstigt das Klima am und im Fjord. Landwirtschaftliche Kleinbetriebe nutzen die schmalen Aufschüttungsflächen am Hangfuß und die weniger stark geneigten Talböden im Unterlauf der zum Fjord hinführenden Täler für den intensiven Obst- und Gemüseanbau.

Wirtschaft und Infrastruktur

Der Golfstrom trägt durch die Zufuhr von Nährstoffen viel zur Entwicklung der hier intensiv betriebenen Aquakultur bei. Die Provinz Vestland liefert knapp ein Viertel der gesamten norwegischen Aquakultur-Produktion. Neben den Speisefischen Lachs und hier auch Forelle werden zusätzlich Schalentiere wie Miesmuscheln und Jakobsmuscheln sowie Seetang und Algen in speziellen Anlagen, meist in Netzgehegen, gehalten. Bergen ist das Zentrum für Aquakultur und Fischereiwirtschaft in Norwegen. Das dortige Institut für Meeresforschung berät in den Bereichen Aquakultur und Meeresökologie.

In den vergangenen Jahren sind Umweltschäden und biologische Beeinträchtigungen durch Aquakulturen stärker in das öffentliche Bewusstsein gerückt, so zum Beispiel die Überdüngung der oberen Wasserschichten in den engen Fjorden und um die zahlreichen Küsteninseln. Grund dafür sind nicht vollständig verwertete Nahrung, Ausscheidungen und tote Fische der zehntausenden Exemplare, die auf engstem Raum in Netzgehege-Anlagen gezüchtet werden. Sie sind entsprechend anfällig für Flossenverletzungen, Parasiten und Krankheiten, deren Ausbreitung durch Zugabe von Antibiotika vermieden werden soll. Entkommene Zuchtlachse gefährden darüber hinaus die Populationen von Wildlachsen, da diese bei Paarung ihre natürliche Widerstandskraft einbüßen und flussaufwärts nicht mehr zu ihren Laichplätzen gelangen. Weiterhin muss für ein Kilogramm Zuchtfisch bis zu 4 Kilogramm Fischmehl verfüttert werden, das zudem mit Futtermittelzusätzen wie z. B. Färbungsmittel und Haltbarkeitsstoffen versehen ist.

Norwegen hat in den vergangenen Jahrzehnten viel Aufwand in die Erschließung der Region für den Straßenverkehr gesteckt. Zur Verkürzung von Fahrstrecken wurden vermehrt lange Tunnelstrecken durch die steilwandigen Fjordhänge gesprengt und weit gespannte Brücken angelegt. Der Ausbau der Straßeninfrastruktur wurde und wird weiterhin durch den Erdöl- und Erdgasreichtum des Landes ermöglicht. Schon seit 1909 existiert die 505 Kilometer lange Bergenbahn, eine der höchstgelegenen Bahnstrecken Europas (bis 1 300 m ü. M.), die Bergen mit Oslo verbindet (Fahrzeit ca. 7 Stunden). Sie spielt auch für den Tourismus eine große Rolle.

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