Überblick
Die Atlaskarten zu Bern stellen bis auf eine kleine Fläche im Westen das gesamte Siedlungsgebiet der Gemeinde Bern dar. Die benachbarten Gemeinden (z. B. Muri, Köniz) gehören zur Agglomeration Bern; hohe Bevölkerungsdichte und intensive Pendlerverflechtung charakterisieren diese. In dieser Karte wird die Stadtentwicklung seit 1850 dargestellt sowie die räumliche Verteilung der Regierungs- Verwaltungseinrichtungen des Bundes. Über das identisch ausgestaltete Verkehrsnetz und den gemeinsamen Kartenausschnitt und -massstab ist dieser Bern-Plan eng mit Karte 44.2 verbunden, welche die soziale Gliederung der Stadt Bern zeigt.Frühe Stadtentwicklung von Bern
Bern wurde in Schutzlage auf einem höher gelegenen Sporn über dem eingeschnittenen Tal der Aare 1191 durch den Herzog Berthold V. von Zähringen gegründet (Spornsiedlung). Als Vorbild diente die Stadt Freiburg an der Saane, die bereits 1157 ebenfalls als Spornsiedlung angelegt worden war. Nach dem Tod des Herzogs wurde Bern 1218 Reichsstadt, bis sie 1353 dem Bund der Eidgenossen beitrat. Bern erlangte in den folgenden Jahrzehnten grossen Einfluss auf das umliegende Land und entwickelte sich neben Zürich zur führenden Stadt im noch losen Staatenbund der Eidgenossenschaft. Verschiedene Stadtentwicklungs- respektive Stadterweiterungsphasen können für die Zeit bis 1634 benannt werden: Die Zähringerstadt (1191/1230) erstreckte sich zwischen heutiger Nydeggbrücke im Osten und dem Zeitglockenturm (Zytglogge) im Westen. Die erste Erweiterung begann 1255 mit dem Bau der Inneren Neuenstadt (bis zum Käfigturm) und die Zweite mit dem Bau der Äusseren Neuenstadt ab 1344 (bis zum Christoffelturm). In der Zeit zwischen 1622 und 1634 wurde die Stadt gegen Westen mit einer Stadtmauer vor Übergriffen geschützt. Diese Schanzen wurden zwischen 1835 und 1846 eingeebnet, und 1864 wurde in einer Gemeindeabstimmung der Abriss des Christoffelturms beschlossen. Bis 1650 lebten an die 10 000 Menschen in der Stadt. Diese Zahl veränderte sich in den folgenden Jahrhunderten nicht wesentlich.Berner Stadtwachstum im 19. und 20. Jahrhundert
Erst als 1831 in der Kantonsverfassung eine Niederlassungsfreiheit und damit die rechtliche Gleichheit von Stadt und Land sowie die Handels- und Gewerbefreiheit festgeschrieben wurden, nahm die Zuwanderung merklich zu. Zwischen 1850 und 1900 stieg die Zahl der Bevölkerung von 29 670 auf 67 550 an.
Der Bau der Nydeggbrücke (1844), der „Roten Brücke“ (1858) und später der Kirchenfeldbrücke (1883) und Kornhausbrücke (1898) verbesserten nicht nur die Lage der Stadt im nationalen Handelsnetzwerk, sondern auch den Zugang zur Stadt für die arbeitende Bevölkerung. Neue Wohnquartiere wie Lorraine, Breitenrain oder Mattenhof entstanden. Diese erfuhren bis in die 1940er Jahre des 20. Jahrhunderts eine Verdichtung und durch die Nähe zum Stadtzentrum von da an eine stete Funktionsveränderung. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts konnte mit gezielten Massnahmen das Verdrängen der Wohnfunktion aus den citynahen Quartieren verhindert werden. Diese Quartiere sind heute durch die gemischte Nutzung zu attraktiven Wohnstandorten wie auch Arbeitsstandorten geworden (Einrichtungen der Bundesverwaltung). Mit dem Bau der Kirchenfeld- und der Kornhausbrücke begann Ende des 19. Jahrhunderts auch die Quartierentwicklung auf den freien Feldern im Norden und Süden der Stadt. In der Regel wurden die neuen Aussenquartiere dicht mit mehrstöckigen Mietshäusern überbaut. Daneben entstanden im Kirchenfeld (Planquartier) im Süden und an schönen Wohnlagen auch Villenviertel. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden vorwiegend Einfamilienhaussiedlungen mit grossen Gärten zur Selbstversorgung gebaut. Die Hochkonjunktur von 1945 bis 1974 und der ermöglichte freie Zuzug in die Stadt brachten ein weiteres starkes bauliches Wachstum mehrheitlich mit Grossüberbauungen und Hochhäusern (z. B. das Tscharnergut in Bümpliz). Der Bauboom flachte erst in der Wirtschaftskrise der 1970er Jahre wieder ab.
Die Stadt Bern hat sich flächenmässig durch die Eingemeindung von Bümpliz im Jahre 1919 einzig Richtung Westen entwickelt. Bremgarten, Ittigen, Bolligen, Ostermundigen, Muri und Köniz sind eigenständige Gemeinden, die jedoch zur Agglomeration Bern zählen. In diesen Gemeinden erfolgte die bauliche Entwicklung vor allem in der Zeit nach 1940; in der Karte zu sehen sind die alten Dorfkerne beziehungsweise einzelne Gutshöfe. 1930 zählten acht Gemeinden zur Agglomeration Bern, heute sind es 75. Die Agglomeration kann heute als polyzentrische Stadtregion bezeichnet werden.
Bundesstadt Bern
Bern wurde 1831 zum Kantonshauptort und 1848 zur Hauptstadt der Eidgenossenschaft. Zudem gewann die Stadt als Sitz für internationale Organisationen zusätzlich an Attraktivität: 1865 liess sich hier die internationale Union der Telegrafenverwaltungen nieder, 1874 der Weltpostverein, 1886 ein Büro für das geistige Eigentum und 1890 das Zentralbüro der internationalen Eisenbahntransporte. Das Internationale Friedensbüro am Kanonenweg erhielt 1910 den Friedensnobelpreis.
Das Parlamentsgebäude, als Bundeshaus bekannt, wurde im April 1902 von der Vereinigten Bundesversammlung eingeweiht. Mit dem Bau des Parlamentsgebäudes wurden das Bundeshaus West (1852 – 1857) und das Bundeshaus Ost (1888 – 1892) miteinander verbunden. Mit der weiteren Entwicklung der Bundesbehörden war auch eine räumliche Ausweitung der Verwaltungssitze notwendig geworden. Während das Parlament, die Bundeskanzlei sowie die Vorsteher und Generalsekretariate der Departemente, also die obersten Bundesbehörden (wie das Departement für Innere Angelegenheiten oder das Finanzdepartement) im Bundeshaus West oder Ost beziehungsweise in deren Nähe zu finden sind, wurden Bundesämter und Abteilungen der unteren Verwaltung wie auch die Direktionen der Zentralverwaltung der Kantonsverwaltung Bern ausgelagert (Mattenhof, Kirchenfeld, Breitenrain). Für viele Verwaltungsstellen wurden in den letzten Jahren auch ausserhalb der Stadtgrenzen Neubauten errichtet, in der Regel an Orten, die mit dem öffentlichen Verkehr gut erschlossenen sind. So befinden sich beispielsweise verschiedene Bundesämter nun in Ittigen und Köniz.