Erde - Biodiversität

Erde - Erde - Potenzielle natürliche Vegetation
978-3-14-100800-5 | Seite 259 | Abb. 3| Maßstab 1 : 180000000

Überblick

Die Artenvielfalt der höheren Pflanzen weist mehrere, sich überlagernde Trends und Beziehungsgeflechte auf. Zur Gruppe der höheren Pflanzen gehören alle Gefäßpflanzen, also Farne und Blütenpflanzen.

Biodiversität und Geodiversität

Im Allgemeinen steigt die Artenzahl von den Polen in Richtung Äquator kontinuierlich an (latitudinaler Gradient). Dieser Trend wird durch Zonen niedriger Artenvielfalt in den großen Trockengebieten unterbrochen. Zudem finden sich sekundäre Maxima der Artenvielfalt in den subtropischen Feuchtwäldern und in den mediterranen Winterregengebieten (zum Beispiel Kapregion in Südafrika und Südwestaustralien). Insgesamt zeigt sich ein Zusammenhang zwischen der Artenzahl und dem Niederschlag, der Temperatur, dem Relief und der Ausgeglichenheit des Klimas. In den Mittelbreiten und Polarregionen spielt überdies die thermische Vegetationszeit eine wichtige Rolle.

Die sechs Zentren der Artenvielfalt liegen alle in den feuchten Tropen liegen. Sie sind topographisch wie klimatisch besonders reich gegliedert. Beispiele sind das Chocó-Costa-Rica-Zentrum in Mittelamerika, das Tropische Ostanden-Zentrum in Südamerika sowie das Nordborneo-Zentrum und das Neuguinea-Zentrum in Südostasien.

Vor allem die enge Abfolge unterschiedlicher Höhenstufen und Niederschlagsregime ermöglicht in diesen Regionen ausgesprochen vielfältige Vegetationsformationen und hohe Artenzahlen. Die ecuadorianischen Anden beispielsweise beherbergen auf einer Fläche der Größe Portugals fast ebenso viele Pflanzenarten wie Europa von Gibraltar bis zum Ural (rund 11 000). Solche Vergleiche sind allerdings stark skalenabhängig: Im Allgemeinen besteht zwischen der Größe der untersuchten Fläche und der gefundenen Artenzahl kein linearer Zusammenhang.

Zudem kann sich die Arten-Fläche-Beziehung in verschiedenen Lebensräumen stark unterscheiden. So zeigt sich auf kleinen Untersuchungsflächen, beispielsweise von einem Hektar, in den meisten Untersuchungen eine Abnahme der Artenzahl mit der Höhe über dem Meeresspiegel.

Definition und Abgrenzung

Der Begriff Biodiversität lässt sich nach der auf dem Umweltgipfel von Rio de Janeiro 1992 verabschiedeten Konvention über die biologische Vielfalt definieren als die „Variabilität unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft (…). Dies umfasst die Vielfalt innerhalb der Arten und zwischen den Arten und die Vielfalt der Ökosysteme“. Aufgrund der weiten Verbreitung des Terminus über den wissenschaftlichen Bereich hinaus hat er teilweise starke Vereinfachungen erfahren, etwa eine Gleichsetzung von Biodiversität und Artenzahl. Tatsächlich spielen bei der Bewertung der Biodiversität auch andere Aspekte eine wichtige Rolle, darunter die verwandtschaftliche Vielfalt, die Seltenheit, die ökosystemaren Zusammenhänge und auch der ökonomische Nutzwert.

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