Überblick
Nach Angaben des Global Footprint Network übersteigt die weltweite Nachfrage nach natürlichen Ressourcen das Angebot an regenerierten Ressourcen seit über 50 Jahren. Das Konzept des ökologischen Fussabdrucks berechnet diese Nachfrage nach natürlichen Ressourcen und stellt sie, in einem weiteren Schritt, der Biokapazität gegenüber. Letztere beschreibt die Fähigkeit von Ökosystemen, biologisch nutzbringendes Material zu erzeugen und gleichzeitig den vom Menschen erzeugten Abfall wieder aufzunehmen.Ökologischer Fussabdruck vs. Biokapazität
Der ökologische Fussabdruck gibt also an, wieviel biologisch produktive Land- und Wasserfläche ein Staat zur Produktion aller Ressourcen und zum Beseitigen der Abfälle benötigt. Berücksichtigt werden dabei die Absorption von CO<sub>2</sub>, landwirtschaftliche Flächen, Weideland, Forstgebiete, Fischfanggebiete sowie bebaute (versiegelte) Flächen. All diese Faktoren werden zu einer Messgrösse zusammengefasst. Das Konzept des ökologischen Fussabdrucks lässt sich gleichermassen für einzelne Individuen oder spezielle Aktivitäten berechnen.
Ist der ökologische Fussabdruck eines Staates grösser als die Biokapazität, besteht ein ökologisches Defizit. Übersteigen dagegen die biologisch leistungsfähigen Flächen den ökologischen Fussabdruck, so existiert eine ökologische Reserve.
Earth Overshoot Day
Im Jahr 2022 waren die nachhaltig nutzbaren Ressourcen des Jahres bereits am 28.7. verbraucht. Ab diesem Tag wurden also mehr Ressourcen verbraucht, als erzeugt werden können. Das Global Footprint Network macht an diesem Aktionstag, dem Earth Overshoot Day, jährlich auf diese Problematik aufmerksam. Aktuell nutzt die Menschheit so viele Ressourcen, dass auf Dauer 1,75 Erden nötig wären, um diese Nachfrage zu stillen. Würden alle Menschen so viele Ressourcen nutzen wie Deutschland, wären sogar 3 Erden nötig. Bei einer Lebensweise wie in den Vereinigten Staaten bräuchten wir sogar 5,1 Erden, um die natürliche Erneuerung dessen, was der Mensch verbraucht, zu gewährleisten.Ländervergleich
Der Vergleich des ökologischen Fussabdrucks mit der Biokapazität zeigt die grossen regionalen Differenzen. Mit Abstand am schlechtesten schneidet Singapur ab, dessen ökologischer Fussabdruck die Biokapazität um 10 400 % übersteigt. Weiters findet sich unter den Staaten mit den schlechtesten Ergebnissen Israel. Mit Bahrain, Kuwait, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Katar und Saudi-Arabien liegen 5 der 10 Staaten mit einem besonders drastischen ökologischen Defizit auf der arabischen Halbinsel.
Die höchsten ökologischen Reserven existieren in Französisch-Guayana, Suriname, Guyana, Gabun und Kongo. Insgesamt ist das positive Ergebnis Lateinamerikas besonders auffallend im Gegensatz zu den schlechten Ergebnissen zahlreicher Industriestaaten.