Erde - Landschaften (Ökozonen)
Überblick
Trotz der massiven und weiträumigen Einflussnahme des Menschen ist die zonale Anordnung der einzelnen Vegetationsgürtel der Erde auf der Karte noch immer deutlich zu erkennen.
So erstreckt sich entlang des Äquators die Zone des Monsun- und Regenwaldes. Hier lassen die ganzjährig hohen Niederschläge (> 1500 mm pro Jahr) im Zusammenspiel mit den Temperaturen im Bereich der inneren Tropen (vgl. Karte 14.2) immergrüne Regenwälder mit einer sehr großen Artenvielfalt entstehen. Die Dauer der Trockenzeit ist auf höchstens zwei Monate beschränkt, zur Zone der Feuchtsavanne (drei bis fünf aride Monate) bestehen mehr oder weniger deutlich ausgebildete Übergangszonen in der Form eines halbimmergrünen Regenwaldes (mit zwei bis drei ariden Monaten und 1100 bis 1500 mm Jahresniederschlag). Monsunwälder sind wechselgrüne tropische Feuchtwälder mit einer höheren Anzahl arider Monate. Die Küsten in den Tropen werden häufig von Mangrovenwäldern gesäumt.
Natürliche Hauptverbreitungsgebiete des Monsun- und Regenwaldes sind das Amazonastiefland und der südostexponierte Küstensaum Brasiliens, Mittelamerika, das Kongobecken, die Guineaküste in Westafrika, die Ostküste Madagaskars, Indiens Südwestküste, Vorderindien, das kontinentale und insulare Südostasien und die Nordküste Australiens. Gerade im Bereich der Regenwaldzone werden durch die zum Teil nur noch sehr kleinen und verinselten Waldareale aber auch die zunehmenden Eingriffe des Menschen in den Naturhaushalt der Erde – etwa in Form von Holzeinschlag, Rohstofferschließung und Rodungen zur Anlage von Kulturland – deutlich sichtbar. In Südostasien ist diese Entwicklung besonders ausgeprägt (vgl. Karte 172.1, 173.2). Aber auch in weiten Teilen Südamerikas (vgl. Karten S. 230.1, 232.2) und Afrikas ist ein markanter Rückgang des tropischen Regenwaldes zu erkennen. Dabei wird ein Zusammenhang zwischen der Zunahme der Bevölkerungsdichte bzw. wirtschaftlicher Inanspruchnahme einerseits und dem damit einhergehenden Flächenverbrauch andererseits deutlich.
An die Zone des äquatorialen Monsun- und Regenwaldes schließen sich in den Tropen auf beiden Halbkugeln polwärts offenere Landschaftsformen, die Savannen, an. Während in der Feuchtsavanne (drei bis fünf aride Monate) noch eine recht üppige Vegetation mit zahlreichen Bäumen vorherrscht (zum Teil wechselgrüne Wälder), nimmt deren Zahl durch das sinkende Feuchtigkeitsangebot mit wachsender Entfernung vom Äquator allmählich ab. Die Trockensavanne (fünf bis sieben aride Monate) geht schließlich in die Dornstrauchsavanne (sieben bis zehn aride Monate, > 200 mm Jahresniederschlag) über. In den Savannen hat sich die Vegetation durch entsprechende Formen (Stammsukkulenz, Schirmkronendach) an den periodischen Wassermangel angepasst. Teile der Savannen, insbesondere der Trockensavannen, sind gutes Kulturland, innerhalb der Dornsavannen wird der Stellenwert der Bewässerung deutlich, in Afrika beispielsweise am Niger und am Nil.
Entlang der Wendekreise auf der Nord- und Südhalbkugel sind vor allem in Afrika, Westasien, Südasien und Australien die Halbwüsten und Wüsten verbreitet. Dort ist das Niederschlagsangebot so gering (< 200 mm Jahresniederschlag im langjährigen Mittel), dass sich – wenn überhaupt – nur noch eine sehr spärliche Vegetation ausbreiten kann. Zwischen den einzelnen Wüstenregionen gibt es allerdings große Unterschiede, etwa zwischen der Großen Sandwüste in Australien und der Sahara in Nordafrika.
Das Beispiel Südamerika zeigt den Einfluss des Reliefs und der regionalen Klimagenese auf die Ausbildung eines tropisch-subtropischen Wüstengürtels. Wüsten fehlen hier, mit Ausnahme des nur sehr geringe Niederschläge erhaltenden Streifens an der Westküste. Im Regenschatten der Anden gelegen, ist die Atacama-Wüste die trockenste Wüste der Erde.
Nördlich des Himalayas liegen im Inneren von Asien Wüstenregionen (Wüste Gobi, Takla Makan, Hochland von Tibet), die in einem gewissen Gegensatz zu den heißen Wendekreiswüsten stehen. Ursache für ihre Entstehung ist die ausgesprochene Kontinentalität des Klimas im Inneren Eurasiens und die Lage in Hochländern. Die sehr niedrigen Wintertemperaturen unterscheiden diese Wüsten von denen in der tropisch-subtropischen Zone.
Polwärts des Wüstengürtels schließt sich die Zone der Steppen und Hochgebirgsgrasländer an. Steppen sind vor allem in Mittel-asien, in Osteuropa, Ostasien und östlich der Anden in Südamerika verbreitet. Sie sind aufgrund ihrer ausgezeichneten Böden oft gutes Kulturland und daher weitgehend für die ackerbauliche Nutzung erschlossen (z. B. Osteuropa am Mittelmeer, Pampa in Argentinien). Hochgebirgsgrasländer sind vor allem im Innenbereich der Rocky Mountains (Großes Becken), in den Hochtälern der Anden, an den Küsten des südlichen Mittelmeeres, im Hochland von Iran und in den relativ niederschlagsreichen Räumen im Inneren Asiens (Hindukusch, Tian Shan, Kunlun Shan, Teile Tibets) verbreitet. Sie sind oft als naturnahe Landschaften erhalten.
Neben den Steppen kommen in den mittleren Breiten auch sommergrüne Laub- und Mischwälder vor, die an ein gewisses Feuchtigkeitsangebot gebunden sind. Ihre Verbreitung auf der Nordhalbkugel lässt einen klimatisch begründeten Gegensatz zwischen den West- und den Ostküsten erkennen, der im Norden Eurasiens besonders deutlich hervortritt. Im Bereich des Altai setzt die Zone dieser Wälder ganz aus. In den sommertrockenen Gebieten (Mittelmeerraum, Kalifornien) finden sich als besondere Anpassungsform Hartlaubgehölze, die über einen entsprechenden Verdunstungsschutz verfügen, vor allem in Form von kleinen, dicken und zum Teil mit einer Wachsschicht überzogenen Blättern. Entlang der besonders feuchten Küstenregionen Nord- und Südamerikas sowie in Teilen Australiens und Neuseelands sind üppige Feuchtwälder verbreitet.
Die massive Einflussnahme des Menschen auf die natürlichen Vegetationsformen und das Landschaftsgefüge wird im Bereich der mittleren Breiten besonders sichtbar. In diesen Regionen wurde der weitaus größte Teil der einstigen Steppen- und Waldländer in Kulturland umgewandelt. In weiten Teilen Nordamerikas wird das ebenso deutlich wie in Mittel-, Ost- und Südeuropa. Hier zeugen nur noch kleine Reliktbestände von der früheren Verbreitung verschiedener Waldtypen (vgl. 24.2).
Weiter polwärts schließen sich die Zonen des nördlichen Nadelwaldes (in Sibirien: Taiga) und der Tundra an. Hier wirken sich die Temperaturverhältnisse als wesentliche Steuerungsgrößen für das Pflanzenwachstum aus. Die Niederschläge sind, verglichen mit Mitteleuropa, meist gering, die Winter sehr kalt, die Sommer dagegen warm. Aufgrund der kurzen sommerlichen Vegetationsperioden von nur drei bis fünf Monaten, die für den Blattausschlag von Laubbäumen zu kurz sind, dominieren in diesem Bereich vor allem Nadelbaumarten. Bei noch tieferen Temperaturen (mittlere Temperatur des wärmsten Monats unter 10 °C im Jahresmittel), einer Verkürzung der Vegetationsperiode auf weniger als drei Monate und einer Schneedeckendauer von bis zu 300 Tagen im Jahr geht die Nadelwaldzone in die baumlose Tundra über. Diese beiden Vegetationszonen sind großflächig nur auf der Nordhalbkugel vertreten.
Die Zone der polaren Kältewüsten, in der kein Pflanzenwachstum mehr möglich ist, umfasst große Teile der Arktis und der Antarktis. Der Gefrierpunkt wird nur selten überschritten, die Niederschläge sind gering. Durch maritime Einflüsse und Kontinentalität treten große Ausbuchtungen im Verlauf der Südgrenze der polaren Kältewüsten auf. Über dem Inneren Grönlands greift sie weit nach Süden aus (fast bis auf Höhe Oslos), während die Küsten Grönlands und der Kanadische Archipel bis über 80 Grad nördlicher Breite hinaus von der Tundra bedeckt sind.
Abweichungen von der meridionalen Anordnung
Neben der meridionalen Vegetationszonierung tritt auch eine typische vertikale Abfolge verschiedener Höhenstufen der Vegetation auf. Dabei müssen sich die Pflanzen vor allem an die unterschiedlichen Temperaturen anpassen, die mit zunehmender Höhe geringer werden. Infolgedessen stellen sich auch in verschiedenen Höhen ähnliche Anpassungsformen ein wie bei der zonalen Verbreitung der natürlichen Vegetationsgürtel. Zusätzlich wirken die Niederschlagsverhältnisse im Gebirge differenzierend (Zunahme bis zu einer gewissen Höhe, Luv-Lee-Effekte).
Die Höhenstufen der Vegetation verschieben sich entsprechend der Temperaturverhältnisse von den Polen zum Äquator in größere Höhen. So wird beispielsweise die Baumgrenze, die in Nordamerika und Nordasien etwa zwischen 55 und 65 Grad nördlicher Breite in Meereshöhe verläuft, in den äquatorialen Anden erst in etwa 5000 Metern Höhe erreicht. In Nordeuropa ist der Einfluss der Höhenlage beispielsweise in den Skanden erkennbar.