Erde - Menschenrechte

Erde - Kultur und Gesellschaft
978-3-14-100944-6 | Seite 195 | Abb. 3 | Maßstab 1 : 140000000

Überblick

Die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ der Vereinten Nationen aus dem Jahr 1948 ist ein unverbindliches Grundlagendokument, bestehend aus 30 Artikeln. Artikel 2 beschreibt beispielsweise das Diskriminierungsverbot: „Jeder hat Anspruch auf die in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand. Des Weiteren darf kein Unterschied gemacht werden aufgrund der politischen, rechtlichen oder internationalen Stellung des Landes oder Gebiets, dem eine Person angehört [...].“. Und Artikel 5 verbietet die Folter: „Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden.“ Die in den Artikeln beschriebenen Rechte können allerdings völkerrechtlich nicht eingeklagt werden, insofern ist die Erklärung unverbindlich. Neben Staaten, in denen die Menschenrechte eingehalten werden und insbesondere politische Rechte und bürgerliche Freiheiten geschützt sind, gibt es daher auch zahlreiche Staaten, in denen dies nur teilweise oder gar nicht der Fall ist. In der Karte werden diese Kategorien durch drei Flächenfarben dargestellt. Ein weiterer Aspekt, der mit der Einhaltung der Menschenrechte in Zusammenhang steht, ist die gleichberechtigte Stellung der Frau, die in der Karte anhand des Gender Development Index (GDI) dargestellt wird (vgl. 188.1).

Regionale Unterschiede

In Europa mit Ausnahme von Belarus und Russland, in Amerika mit Ausnahme von Haiti, Venezuela, Nicaragua und Kuba sowie im südlichen Afrika bis auf Simbabwe und Eswatini sowie in Australien/Neuseeland sind die Menschenrechte geschützt oder zumindest teilweise geschützt. In diesen Regionen der Erde ist die Situation vergleichsweise gut. Allerdings darf dieses Bild nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in zahlreichen Ländern große Probleme gibt. So haben zum Beispiel bewaffnete Einheiten im Dienst von Drogenkartellen in bestimmten Regionen Mittel- und Südamerikas den Staat so weit zurückgedrängt, dass dieser dort praktisch keine Macht mehr ausüben kann. Besonders dramatisch ist derzeit (Stand April 2025) die Lage in Haiti, wo kriminelle Gangs die Herrschaft übernommen haben und wahllos Schutzgelder erpressen. Gewalt gegen Andersdenkende – zum Beispiel Kleinbauern, die sich gegen bestimmte Großprojekte wenden, oder Menschenrechtsaktivisten – ist in solchen Regionen an der Tagesordnung. In Asien ist die Situation sehr heterogen. Teilen des größten Kontinents, in denen die Menschenrechte geschützt sind, stehen anderen gegenüber, in denen sie nicht geschützt sind – dazu zählen auch bevölkerungsreiche und wirtschaftsstarke Länder wie China, Vietnam oder die Erdölstaaten rund um den Persischen Golf. Von Südasien bis nach Südostasien zieht sich hingegen ein Band von Staaten, das einen teilweisen Schutz der Menschenrechte aufweist (bis auch Myanmar und die Staaten Indochinas). Dies zeigt die großen Gegensätze innerhalb des Kontinents. Häufig geht die Missachtung der Menschrechte mit Bürgerkriegen und bewaffneten Konflikten einher – einer Hauptursache für die starken Flüchtlingsströme vor allem in Westasien. Besonders verbreitet ist in Asien die Anwendung der Todesstrafe. Afrika ist dadurch gekennzeichnet, dass nur in sehr wenigen Ländern die Menschenrechte geschützt sind. In weiten Teilen des Kontinents ist die Situation als äußerst problematisch einzuschätzen. Auch dort ist, wie in Asien, die Anwendung der Todesstrafe weit verbreitet.

Benachteiligung von Frauen

Die Karte weist zusätzlich Länder aus, in denen Frauen überdurchschnittlich benachteiligt sind. Dies geschieht auf der Grundlage des Index der geschlechtsspezifischen Entwicklung (Gender Development Index, GDI), der von den Vereinten Nationen im Rahmen des Weltentwicklungsberichts veröffentlicht wird (vgl. 188.1). In diesen Index gehen Einzelindikatoren zu den Bereichen Gesundheit, Bildung und Pro-Kopf-Einkommen ein. Die Karte zeigt, dass Frauen in zahlreichen Ländern überdurchschnittlich benachteiligt sind, vor allem in Afrika sowie in West- und Südasien.

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