Erde - Nahrungsgüter und Beschäftigte in der Landwirtschaft

Erde - Erde - Agrarwirtschaft und Fischerei
978-3-14-100800-5 | Seite 262 | Abb. 1| Maßstab 1 : 140000000

Die Weltbevölkerung hat sich in den letzten 200 Jahren mehr als versechsfacht, zugleich sind die Lebensansprüche, insbesondere in den begünstigten Ländern, enorm gewachsen. Der Druck auf die natürlichen Nahrungsressourcen ist zum einen durch die demographische Entwicklung, zum anderen durch das Prinzip der Profitmaximierung um jeden Preis so groß wie noch nie zuvor. Die Disparitäten im Bereich der Lebensmittelversorgung sind groß. Fleisch, von jeher eines der teuersten Lebensmittel, weil seine Erzeugung große Energie- bzw. Futtermengen erfordert, wird vor allem in den Industrieländern konsumiert. Es wird dort auch in großen Mengen produziert, oft jedoch unter Nutzung von Futtermitteln, die aus anderen Teilen der Erde, zum Beispiel den Schwellen- und Entwicklungsländern, importiert worden sind. Umgekehrt treten die Industrieländer als Agrarexporteure auf, die ihre Produkte auf den Märkten der Schwellen- und Entwicklungsländer verkaufen. Beide Beispiele zeigen die internationalen Verflechtungen in der Landwirtschaft zu Zeiten der Globalisierung.

Die Karte zur Produktion von Nahrungsmitteln und zu den Beschäftigten in der Landwirtschaft wurde so konzipiert, dass sie einen raschen Überblick über die dominanten Agrarräume, ihre wichtigsten Nahrungspflanzen (Getreide, Stärkepflanze, Südfrüchte, Genusspflanzen) und über die Bedeutung der Landwirtschaft für die Beschäftigungsstruktur der jeweiligen Länder bieten. (Informationen zu Agrarrohstoffen enthält die Karte 262.2.) Insbesondere lassen sich Dank der Prozentangaben jeweils auf einen Blick die drei größten Produzenten eines bestimmten Nahrungsmittels ablesen. Dies ermöglicht die schnelle Einordnung von Fallbeispielen wie dem Kakaoanbau in Côte d’Ivoire ( 150.1).

Die räumliche Verteilung der Hauptanbaugebiete lässt deutlich erkennen, dass ein bestimmter agrarischer Rohstoff häufig auf verschiedenen Kontinenten, aber fast immer auf ähnlichen Breitengraden angebaut wird (zum Beispiel Kaffee in den Tropen, Kartoffeln in den mittleren Breiten).

Beschäftigtenanteile in der Landwirtschaft

Die Bedeutung der landwirtschaftlichen Produktion – gemessen sowohl am Anteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft als auch am Anteil der Landwirtschaft am BIP – gilt als Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung eines Staates. Länder, in denen die Landwirtschaft einen erheblichen Anteil an der Gesamtzahl der Beschäftigten (und ggf. auch am BIP, s. 262.2) hat, zählen sehr oft zu den Entwicklungsländern. Dies betrifft viele Staaten in Afrika, vor allem im Bereich der Sahelzone und in Zentralafrika, aber auch einige Länder im südlichen Asien sowie, in etwas geringerem Maße, in Teilen Südamerikas. Das produzierende Gewerbe und der Dienstleistungssektor sind in diesen Staaten, verglichen mit den Industrienationen, deutlich unterentwickelt. Auf der anderen Seite gibt es auch Schwellenländer mit hohem Entwicklungsstand wie Brasilien oder sehr hoch entwickelte Länder wie Polen, die vergleichsweise hohe Beschäftigtenanteile in der Landwirtschaft haben. Selbst Ländern mit einem Beschäftigtenanteil der Landwirtschaft von weniger als fünf Prozent können zu den bedeutendsten Agrarproduzenten und -exporteuren zählen, zum Beispiel die USA. Ein geringer Beschäftigtenanteil allein sagt daher oft noch nichts über die Bedeutung der Landwirtschaft aus, sondern muss mit anderen Indikatoren kombiniert werden.

Nahrungsmittelanbau für den Export

Oft sind es einzelne oder einige wenige agrarische Produkte, bei denen bestimmte Länder hohe Anteile an der Weltproduktion erreichen. So ist beispielsweise die Elfenbeinküste mit einem Anteil von 33 Prozent an der Gesamtproduktion der weltgrößte Kakaolieferant, außerdem werden dort unter anderem Kaffee, Baumwolle und Bananen für den Export angebaut. Das benachbarte Ghana trägt immerhin 18 Prozent zu den weltweiten Kakaoerträgen bei, während für den heimischen Markt, ähnlich wie in der Elfenbeinküste, vor allem die Nahrungsmittel Mais, Hirse und Maniok, Zuckerrohr, Reis und Gemüse angebaut werden.

Auf China und Indien gemeinsam entfällt jeweils rund die Hälfte der Weltproduktion von Reis, Tee und Tabak. Vietnam baut für den Export unter anderem Tee und Ananas an, hat aber vor allem einen bedeutenden Anteil an der Weltproduktion von Kaffee. Dessen wichtigster Produzent ist Brasilien mit einem Weltmarktanteil von 34 Prozent.

Nahrungsmittelproduktion in den Industrienationen

Dass die Landwirtschaft in hochindustrialisierten Staaten wie den USA, Kanada, Japan, in vielen europäischen Ländern und Australien nur einen relativ geringen Anteil an BIP und Arbeitsmarkt hat, bedeutet nicht, dass sie eine untergeordnete Bedeutung hätte. Sie profitiert dort von einer Vielzahl technisch-wissenschaftlicher Innovationen, durch die der Anbau in den letzten Jahrzehnten zu weiten Teilen automatisiert und zugleich gesteigert wurde. So sind beispielsweise die USA trotz des geringen Anteils von Beschäftigten in der Landwirtschaft der mit Abstand größte Produzent von Mais (rund 280 Mio. Tonnen 2012).

Pro Tag geben die USA, die EU und Japan zusammen rund 820 Millionen US-Dollar für Agrarsubventionen aus, mit dem Ergebnis, dass beispielsweise subventioniertes Obst und Gemüse aus der EU auf afrikanischen Märkten die heimischen Erzeugnisse unterbietet und damit den ansässigen Bauern die Existenzgrundlagen raubt und die Entstehung eigenständiger Wirtschaftskreisläufe stark erschwert.

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