Erde - Vegetation zur letzten Kaltzeit (vor 18000 Jahren)

Erde - Erde - Potenzielle natürliche Vegetation
978-3-14-100800-5 | Seite 258 | Abb. 2| Maßstab 1 : 180000000

Überblick

Der weite Vorstoß von Inlandeisen und Gletschern nach Süden hatte während der letzten großen Kaltzeit, die in Süddeutschland als Würm- und in Norddeutschland als Weichselkaltzeit bezeichnet wird, eine vollständige Veränderung und weitgehende Verschiebung der Vegetationsgürtel zur Folge.

Vegetationsgürtel während der Kaltzeit

Im unmittelbaren Vorland des Eises herrschte eine fast vegetationsfreie Tundra, die in eine den Bodenverhältnissen angepasste Lösstundra mit lückenhafter niedriger Vegetation aus Zwergweiden, Zwergbirken, Riedgräsern, Stauden, Kräutern und kleinen Sträuchern, ferner Gänsefuß- und Beifußarten überging. Davon war ganz Mitteleuropa überzogen. Dichte, zusammenhängende Waldgebiete fehlten in Europa gänzlich. Sie waren einer lichten Waldsteppe aus Nadel- und Laubgehölzen mit Beifußarten gewichen, die bis Nordafrika reichte. Kleine Waldinseln konnten sich nur auf geschützten feuchten Talauen halten.

Der anschließende, sehr trockene Saharagürtel reichte 300 bis 400 Kilometer weiter südwärts als heute und ging in eine Trockensavanne über. Die tropischen Regenwälder waren auf die tieferen Teile weniger Gebirge beschränkt. In Nordamerika und Sibirien schlossen sich an die Tundra lichte boreale Nadelwälder an, die oft mehr als 1600 Kilometer weiter südlich als heute lagen.

Die Steppengebiete Asiens wiesen in den Gebirgen noch lichte Bestände von Lärchen, Birken und Kiefern auf. Dichte Laubwälder gab es nur im Südosten Chinas. In eisnahen Gebieten kam es in Beckenlagen aufgrund der herabgesetzten Verdunstung zur Bildung großer Seen wie dem Great Salt Lake im US-Bundesstaat Utah. In den tropischen Gebieten hingegen waren die heutigen Seen wegen der herrschenden Trockenheit entweder wesentlich kleiner oder ganz ausgetrocknet.

Klima und Landschaft

Die Würm- oder Weichseleiszeit, die vor 115 000 Jahren begann und vor etwa 10 000 Jahren endete, erreichte ihren letzten großen Höhepunkt vor 18 000 Jahren. Nordamerika, Grönland, Nordeuropa mit Nordwestsibirien, Chile und die Antarktis wurden von Eismassen bedeckt. Weltweit lag die Jahresmitteltemperatur um 8 °C niedriger als heute, in Norddeutschland sogar um bis zu 16 °C, in Süddeutschland um 10 °C. Niederschläge und Verdunstung waren niedriger, ebenso der CO2-Eintrag in die Atmosphäre. Die Niederschläge gingen während der Eiszeit um ein Viertel bis ein Drittel zurück, die Produktion an Biomasse nahm um 60 Prozent ab. Insgesamt war die Erde kühler und trockener, weite Gebiete wurden von kalten oder kühleren Wüsten, Steppen und Savannen bedeckt.

In Europa nördlich der Alpen kam es zudem zu einem vollständigen Floren- und Faunentausch. Infolge der Bindung von Eis auf dem Festland sank der Meeresspiegel um etwa 100 Meter, wodurch in seichten Meeresteilen Südostasiens, Nordaustraliens und der Beringstraße breite Landbrücken entstanden, die es unseren Vorfahren ermöglichten, während der letzten Kaltzeit bis nach Australien und Amerika vorzudringen. Auch die Britischen Inseln waren durch eine Festlandverbindung mit Kontinentaleuropa verbunden.

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