Erde - Zeitzonen

Erde - Zeitzonen
978-3-14-100940-8 | Seite 198 | Abb. 2 | Maßstab 1 : 100000000

Überblick

Die Karte zeigt die Zeitzonen, also von Nord nach Süd gestreckte Gebiete, in denen die gleiche Uhrzeit gilt. In der Realität handelt es sich dabei nicht um gleich breite Zeitzonen, ähnlich den Zonen zwischen den Längengraden, wie eigentlich anzunehmen wäre – sondern um sehr unterschiedliche Gebiete, die in Ost-West-Richtung von Nord nach Süd vor- und zurückspringen, da sie sich an Staatsgrenzen und teilweise auch Regionalgrenzen orientieren. Außerdem gibt es einige „Zeit-Inseln“ mit halbstündigen Zwischenzeiten (z. B. Neufundland vor der Ostküste Kanadas) und „Zeit-Exklaven“, in denen ein andere Zeit gilt als in der sie umgebenden Zeitzone, nämlich die des Mutterlandes (z. B. die zu Norwegen gehörende Insel Jan Mayen im Nordatlantik).

Einführung der Zeitzonen

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es weltweit zu einem rasanten Ausbau der Eisenbahn- und Telegraphennetze, die für die Wirtschaft und den Handel insofern von großer Bedeutung waren, als sich die Finanz- und Warenströme binnen weniger Jahre stark internationalisierten. Es begann das Zeitalter der Massenproduktion, die großen Börsenplätze erlebten eine erste Blüteperiode, gleichzeitig schossen in den Industrienationen viele Kapital- und Aktiengesellschaften aus dem Boden.

Die Globalisierung des Nachrichtenverkehrs durch das Transatlantikkabel und andere länderübergreifende Verbindungen und die rasche Zunahme des internationalen Schiffs- und Eisenbahnverkehrs verstärkten den Wunsch nach einem einheitlichen Weltzeitsystem. 1884 trafen sich Vertreter von 25 Staaten in Washington zur Internationalen Meridian-Konferenz, auf der sie sich darauf einigten, die Erde in 24 Zeitzonen mit einer geographischen Länge von 15 Grad aufzuteilen. Zum Null-Meridian erklärte die Konferenz den Greenwich-Meridian, der zu dieser Zeit bereits auf vielen Seekarten als Null-Meridian verzeichnet war. Die Null-Zeitzone erstreckt sich von 7,5 Grad westlich bis 7,5 Grad östlich des Greenwich-Meridians. Als Datumsgrenze wurde der 180. Längengrad festgelegt.

Das Weltzeitsystem

Inzwischen halten sich die meisten Länder an das Weltzeitsystem, wobei sich die Zeitzonengrenzen im Detail häufig an politischen Verwaltungsgrenzen orientieren. Nur einige ozeanische Inseln und wenige Staaten wie Iran, Afghanistan, Indien und Myanmar weichen vom Weltzeitsystem ab.

In der früheren Sowjetunion war 1930 die sogenannte Dekretzeit eingeführt worden, durch die Uhren in allen Zeitzonen um eine Stunde vorgestellt wurden, um, ähnlich wie bei der Sommerzeit, das Tageslicht besser auszunutzen. In den 1980er-Jahren wurde die Dekretzeit bereits in vielen Regionen abgeschafft, ab 1991 sogar auf dem ganzen Gebiet der ehemaligen UdSSR, allerdings führte sie Russland unmittelbar darauf wieder ein. Dafür verzichtet das Land auf die Sommerzeit.

Eine Sommerzeit gibt es nur in relativ wenigen Ländern, in Europa hingegen ist sie die Regel. Ihr Beginn und ihr Ende werden für die Europäische Union (EU) einheitlich geregelt, üblicherweise beginnt sie am letzten Sonntag im März und endet am letzten Sonntag im Oktober. Im Jahr 2018 schlug die Europäische Kommission vor, die saisonale Zeitumstellung zu beenden. Die EU-Mitgliedsstaaten, die nun am Zug wären, konnten sich bis dato (Stand 2025) jedoch auf keine Lösung einigen. Für die Mitteleuropäische Zeitzone (MEZ) mit ihrer breiten Ost-West-Ausdehnung in Europa erscheint eine solche auch schwer vorstellbar, denn ohne Sommerzeit würde die Sonne in der polnischen Hauptstadt Warschau, die sehr weit im Osten der EU liegt, zur Sommersonnenwende am 21. Juni bereits um 03:15 Uhr nachts auf- und bereits um 19:59 Uhr wieder untergehen (Stand 2025). Übernähme man hingegen in der MEZ die Sommerzeit im gesamten Jahr, ginge die Sonne in der weit westlich gelegenen spanischen Hauptstadt Madrid zur Wintersonnenwende am 21. Dezember erst um 09:35 Uhr auf und erst um 18:50 Uhr wieder unter. Solche Uhrzeiten als Randzeiten für Tageslicht und nächtliche Dunkelheit kann man sich auch in Deutschland, das in der Mitte der MEZ liegt, nur schwer vorstellen. Aber auch hier hätte der Wegfall der Sommerzeit seine Auswirkungen auf die Verteilung von Tageslicht und Dunkelheit über die 24 Stunden eines Tages. So ginge die Sonne beispielsweise in der in der Mitte von Deutschland gelegenen thüringischen Landeshauptstadt Erfurt ohne Sommerzeit am 21. Juni schon um 04:02 Uhr auf und bereits um 20:32 Uhr wieder unter (am 21. Dezember hingegen wie jetzt schon um 08:17 bzw. 16:10 Uhr). Würde die Sommerzeit im ganzen Jahr übernommen, wäre der Sonnenaufgang am 21. Dezember erst um 09:17 Uhr und der Sonnenuntergang erst um 17:10 Uhr (am 21. Juni hingegen wie jetzt bereits um 05:02 bzw. 21:32 Uhr).

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Diercke

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