Überblick
Die Wirtschaftsleistung wird durch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) erfasst. Es entspricht dem Wert aller Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines Jahres in einer Region produziert wurden. Um Preisunterschiede zwischen Regionen auszugleichen, wird betrachtet, welche Kaufkraft der aufaddierte Wert aller erzeugten Waren und Dienstleistungen eines Jahres in jeder Region erreicht (die sog. Kaufkraftparität – Parität steht für Gleichheit). Die Karte zeigt das durchschnittliche Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (also pro Einwohnerin oder Einwohner) eines Landes in und am Rande Europas für das Jahr 2022. Hier führen vor allem kleinere Staaten: Luxemburg liegt an der Spitze vor Irland, Norwegen und der Schweiz, dann gleichauf die Niederlande und Dänemark, gefolgt von einer großen Gruppe mit Island, Schweden, Finnland, Belgien, Deutschland, Österreich, San Marino und Andorra, danach eine weitere Gruppe mit dem Vereinigten Königreich, Frankreich, Italien, Slowenien, Malta und Zypern (Spanien, Russland und die Türkei liegen noch dahinter).
Der Vergleich zu Karte 51.2 ist sehr aufschlussreich, da hier das gesamte Bruttoinlandsprodukt aller Einwohnerinnen und Einwohner eines Landes im Jahr 2022 gezeigt wird. Bis auf Estland und Lettland, Moldau, Albanien und die Hälfte der Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens (Nordmazedonien, Kosovo, Montenegro sowie Bosnien und Herzegowina) weisen 2022 alle Staaten ein BIP von mehr als 50 Milliarden Euro auf. Die wirtschaftsstärksten Nationen sind zugleich die bevölkerungsreichsten, also Deutschland, gefolgt vom Vereinigten Königreich, dann sehr nahe beieinander Frankreich, Italien und Russland vor Spanien und der Türkei.
Es ist also wichtig zu erkennen, dass die Wirtschaftsleistung eines Staates zwei Ausprägungen hat: Zum einen die aufaddierte Jahreswirtschaftsleistung aller Menschen in einem Land, zum anderen die durchschnittliche Jahreswirtschaftsleistung eines jeden einzelnen Menschen in einem Land. Letztere ist ein Fingerzeig für Wohlstand, Lebenserwartung, soziale Sicherheit und Lebensqualität, erstere ist Fingerzeig für die wirtschaftliche Wichtigkeit und Bedeutsamkeit eines Landes im internationalen Vergleich.
Disparitäten in der EU
Die Verteilung der Kästchen in der Karte zeigt ein deutliches Einkommensgefälle von wohlhabenderen Staaten in West- und Nordeuropa zu etwas weniger wohlhabenden Staaten in Südeuropa und deutlich weniger wohlhabenden Staaten in Ost- und Südosteuropa. Wie groß die Wohlstandsunterschiede innerhalb der Gemeinschaft sind, lässt der Vergleich der nationalen Kaufkraft erkennen: 2022 lag das BIP in Kaufkraftpariäten (KKP) in Luxemburg (130 00 Euro, exakt 128 736) um das 6-fache über dem Wert von Bulgarien oder Griechenland (30 00 Euro, genau 31 178 bzw. 34 123). Deutschland lag mit durchschnittlich 60 000 Euro pro Kopf (genau 58 555) etwas über dem EU-Durchschnitt von 50 502 Euro.