Europa - Revolution und Reaktion 1848/1849
Überblick
Die Revolution 1848/49 war eine europäische Revolutionsbewegung, die in Frankreich, Italien, Böhmen, Ungarn, Österreich, Polen und den Ländern des Deutschen Bundes zu bewaffneten Kämpfen führte. Die Hintergründe der Revolten waren unterschiedlich. In Polen, Österreich, Ungarn und den deutschen Ländern handelte es sich überwiegend um Aufstände gegen die politische Restauration und die Unterdrückung nationaler und demokratischer Bestrebungen. Eine größere Rolle spielten in Frankreich soziale Gründe: In der Februarrevolution standen Arbeiter und radikale Studenten einer konservativen Bourgeoisie gegenüber.
Die militärisch geführte Reaktion kündigte sich bereits im April 1848 an. In Böhmen, Polen, Ungarn und Italien schlugen Regierungstruppen die Aufstände nieder, ebenso wie im Juni in Paris. Im Oktober wurde das revolutionäre Wien von der Armee zurückerobert und der Reichstag aufgelöst. Im November 1848 besetzte General von Wrangel mit 50 000 Soldaten Berlin, entwaffnete die Bürgerwehr und wies die verfassungsgebende Versammlung aus der Stadt. Kleinere Aufstände in ganz Deutschland wurden ebenfalls militärisch niedergeworfen. In Süddeutschland sammelte sich 1849 noch einmal eine "Volksarmee", die jedoch im Juli kapitulieren musste. Mit standrechtlichen Erschießungen und hohen Zuchthausstrafen kam es zu einer Verfolgungswelle bisher nicht gekannten Ausmaßes. Die Revolutionsbewegung scheiterte in nahezu ganz Europa und führte zu einem Erstarken der konservativen Kräfte.
Die rasche und weiträumige Ausbreitung der Revolte von 1848 war Ausdruck des immer schärferen Gegensatzes zwischen industriellem Aufschwung und wachsender Verelendung ("soziale Frage"). Schon 1845 waren in Flandern und Irland Hungersnöte ausgebrochen, ab 1846 spitzte sich die Lage durch eine Reihe von Missernten in ganz Europa zu. Während die Lebensmittelpreise Rekordniveau erreichten, sanken die Arbeitslöhne um etwa ein Drittel, zahlreiche Menschen wurden erwerbslos und verarmten.