Europa - Staaten 1949 (nach dem Zweiten Weltkrieg)

Europa - Staaten
978-3-14-100943-9 | Seite 44 | Abb. 4 | Maßstab 1 : 36000000

Überblick

Das Ergebnis des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) war der Sieg der Alliierten über die Achsenmächte Deutschland, Italien und Japan. Die Zusammenarbeit der alliierten Siegermächte wich bereits 1944 zunehmender Konfrontation und mündete in den späten 1940er- und frühen 1950er-Jahren in die faktische Teilung Europas durch den Eisernen Vorhang. Auf der einen Seite stand der „Ostblock“, eine an der Sowjetunion (UdSSR) ausgerichtete Staatenwelt, die durch sozialistisch-kommunistische Einheitsparteien regiert und deren Wirtschaft zentral geplant wurde und die sowohl über den Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW, 1949) als auch militärisch durch den Warschauer Pakt (1955) miteinander verbunden war. Ihm gegenüber stand der „Westen“, die überwiegend an den USA orientierten kapitalistisch-marktwirtschaftlichen Industriestaaten, die sich bereits 1949 mit den USA und Kanada in einem Verteidigungsbündnis, der NATO, zusammenschlossen. 1951 gründeten 6 westeuropäische Staaten (Belgien, BRD, Frankreich, Italien, Luxemburg, Niederlande) eine Wirtschaftsgemeinschaft für Kohle und Stahl und bildeten somit die Keimzelle der Europäischen Union, einer weltweit einzigartigen Wirtschafts- und Staatengemeinschaft mit heute 27 Mitgliedsstaaten.

Der Eiserne Vorhang mitten in Europa war Ausdruck des Kalten Krieges, einer bipolaren Epoche der Weltgeschichte von 1949 und 1990 zwischen „dem Westen“ und „dem Osten“, die durch das sogenannte „Gleichgewicht des Schreckens“ infolge eines gegenseitigen, atomaren Wettrüstens gekennzeichnet war, sowie durch Stellvertreterkonflikte in vielen Teilen der Erde (besonders in Afrika, im Nahen und Mittleren Osten, in Süd- und Südostasien und in Lateinamerika).

Im Westen

Das politische Nachkriegsfrankreich wurde durch den Gegensatz zwischen der 1944 in Algerien gegründeten provisorischen, konservativen Regierung unter Charles de Gaulle und den linksgerichteten Gruppen der ehemaligen Résistance gekennzeichnet. Unter Einbeziehung dieser Gruppen in die Regierung de Gaulle gelang die Reorganisation des so geteilten Frankreichs, bis in die 1950er-Jahre hinein kam es aber zu anhaltenden innenpolitischen Krisen. In Großbritannien verliefen die innenpolitischen Auseinandersetzungen im Rahmen des traditionellen Zweiparteiensystems. Reformen der Labour-Regierung unter Clement Attlee milderten die sozialen Gegensätze.

Die territorialen Veränderungen nach dem Krieg waren nirgendwo so einschneidend wie in dem Land, das ihn verursacht hatte, Deutschland. Durch den Eisernen Vorhang geteilt, verliefen quer durch das Land die Fronten des Kalten Krieges. Im westlichen Teil wurde im Mai 1949 die Bundesrepublik Deutschland (BRD), im östlichen im Oktober 1949 die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gegründet. Die deutschen Ostgebiete östlich von Oder und Neiße gingen verloren: Schlesien, Posen, Hinterpommern und der Süden Ostpreußens gingen an Polen, der Norden Ostpreußens mit Königsberg (Kaliningrad) als territoriale Exklave an die UdSSR.

Im Osten

Die Tschechoslowakei musste im Osten die Karpato-Ukraine an die UdSSR abtreten, wurde aber ansonsten, ebenso wie Österreich, in den Vorkriegsgrenzen wiederhergestellt. Polen hatte an seiner Ostgrenze große Gebietsverluste hinnehmen müssen, wurde aber auf der Potsdamer Konferenz mit dem Gewinn der ehemals deutschen Gebiete im Westen und Norden entschädigt.

Ab Ende der 1920er-Jahre war die Sowjetunion durch die Herrschaft Josef Stalins gekennzeichnet. Nach der Ausschaltung seiner innerparteilichen Gegner wurde er unumstrittener Führer, der die sozialistische Herrschaft mit Terror und einer raschen, entbehrungsreichen Industrialisierung festigte. Ab 1944 kamen mit politischer Unterstützung Moskaus und Hilfe der siegreichen Roten Armee in allen Staaten Ostmitteleuropas kommunistisch geprägte Regierungen an die Macht. In Polen war diese Entwicklung 1952 abgeschlossen, nachdem zuvor auch die demokratischen Parteien der Exilregierung an der Macht teilhatten. In der Tschechoslowakei kam es 1946 ebenfalls zu einer gemeinsamen Regierung zwischen den Londoner Exilgruppen und den Kommunisten. Diese entschied sich zunächst für die Beteiligung am Wiederaufbauprogramm der USA für Europa, dem Marshallplan, musste dies auf Druck der Sowjetunion wieder zurücknehmen. 1948 ergriffen die Kommunisten vollends die Macht. In Ungarn gab es seit 1952 eine kommunistische Alleinregierung, in Rumänien ab 1948 und in Bulgarien ab 1946.

Jugoslawien und Albanien

Jugoslawien und Albanien nahmen eine Sonderstellung ein. Jugoslawien verfolgte als sozialistischer Staat eine vom Ostblock unabhängige, nach Westen offenere Politik. Dies war u. a. möglich, weil das Land nicht von der Sowjetarmee befreit worden war, sondern von einer Partisanenarmee unter der Führung Josip Titos, der in der Nachkriegszeit die zentrale Führungs- und Integrationsfigur des Vielvölkerstaates war.

In der Geschichte Albaniens bildet das Jahr 1961 einen wichtigen Einschnitt. Nach sowjetischer Kritik am „stalinistischen Kurs“ des Regimes von Enver Hoxha brach das Land die Beziehungen zu Moskau ab und orientierte sich an der Volksrepublik China. 1968 folgte dann der Austritt aus dem Warschauer Pakt.

K. Lückemeier, E. Astor

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