Europa - Staaten 1989

Europa - Staaten
978-3-14-100900-2 | Seite 88 | Abb. 4| Maßstab 1 : 36000000

Überblick

Die Karte der Staaten im Jahr 1989 zeigt einige Grenzverläufe, die ein Resultat des Zweiten Weltkriegs sind. Deutschland etwa, das den Krieg zwecks einer Revision des Versailler Vertrages begonnen hatte, hat 1945 etwa ein Viertel seines ehemaligen Staatsgebiets verloren, während die Sowjetunion ihr europäisches Territorium bedeutend erweitern konnte. Rumänien musste auf Bessarabien und die Bukowina, die Tschechoslowakei auf die Karpato-Ukraine und Polen auf seine gesamten Ostgebiete verzichten. Die Westgrenze Polens verschob sich dafür bis zur Oder-Neiße-Linie.

Trennung von Ost und West

Bis in die späten 1980er-Jahre blieb Europa durch den Ost-West-Konflikt in zwei verfeindete Blöcke geteilt. Auf der einen Seite gab es die mit der Sowjetunion verbündeten Ostblockstaaten, auf der anderen die mit den Vereinigten Staaten von Amerika sympathisierenden Länder des Westens. Der Eiserne Vorhang als scharf bewachte Grenze zwischen den kommunistischen Ländern und den demokratischen Staaten trennte die beiden Blöcke. Während sich die westlichen Staaten der NATO anschlossen, bildete die UdSSR gemeinsam mit sieben sozialistischen Staaten mit dem Warschauer Pakt als Verteidigungsbündnis den Gegenpol.

Ein folgenreiches Ereignis war 1985 der Beginn der Perestroika (russ.: „Umgestaltung“) unter dem neuen Generalsekretär der KPdSU, Michail Gorbatschow. Während das Reformprogramm in der Sowjetunion nur schleppend vorankam, erfasste der Demokratisierungsprozess rasch die verbündeten Staaten, in denen sich die alten Machthaber dem Druck der Bevölkerung beugen und – da die Sowjetunion eine militärische Intervention ablehnte – demokratisch gewählten Regierungen weichen mussten. Mit Ausnahme Rumäniens verlief dieser Machtwechsel überwiegend friedlich.

Zerfall der Sowjetunion

Auch in der Sowjetunion machten sich bald nach dem politischen Kurswechsel zentrifugale Tendenzen bemerkbar. Insbesondere die islamischen Volksgruppen in Zentralasien, die Kaukasusvölker und die Nationen an der Westgrenze opponierten gegen die lange Jahre propagierte Idee eines einheitlichen „Sowjetvolkes“. Im Frühjahr 1990 entschieden sich die Parlamente der drei baltischen Republiken Estland, Lettland und Litauen für die Unabhängigkeit. Anfang 1991 ging die Sowjetmacht mit militärischen Mitteln gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen vor, doch sowohl der Putschversuch in Litauen wie auch der Angriff auf das Innenministerium in Riga blieben ohne Erfolg. Volksabstimmungen im Februar und März 1991 bestätigten die Entscheidungen der Parlamente. Noch im selben Jahr erfolgten ihre internationale Anerkennung und die Aufnahme in die UNO. Die baltischen Staaten waren damit die ersten, die sich aus dem sowjetischen Staatswesen lösten und damit zugleich eine Lawine ins Rollen brachten.

Der Abspaltungsprozess führte zum völligen Zusammenbruch der Sowjetunion, die im Dezember 1991, nach dem Rücktritt von Michail Gorbatschow, formell aufgelöst wurde. Auf ihrem einstigen Territorium konstituierten sich außer den Staaten Estland, Lettland und Litauen die selbstständigen Republiken Russland, Weißrussland, Ukraine, Moldawien, Georgien, Armenien, Aserbaidschan, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisistan und Kasachstan.

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Diercke

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