Europäischer Wirtschaftsraum - Arbeitslosigkeit in den Regionen

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978-3-14-100870-8 | Seite 109 | Abb. 5| Maßstab 1 : 30000000

Überblick

Die Arbeitslosigkeit ist in vielen EU-Ländern seit Jahrzehnten ein Problem, dessen Ausmaß durch die Finanz- und Eurokrise ab 2007 tendenziell zugenommen hat. Die Arbeitslosenquote lag 2008 im EU-Durchschnitt auf einem vorübergehenden Tiefstwert von 7 Prozent, stieg dann aber bis 2013 auf 10,3 Prozent an; seitdem ist sie wieder leicht gefallen (2015: 9,5 %). Von Arbeitslosigkeit sind die EU-Länder unterschiedlich betroffen; am stärksten leiden unter ihr die wirtschaftsschwachen, peripheren Regionen (vgl. Karte 109.4) im Süden und Osten.

Zur Ermittlung der Arbeitslosenzahlen stützt sich die EU auf die Arbeitslosenstatistik der einzelnen Länder. Zum Zwecke eines interregionalen Niveauvergleichs werden diese mit eigenen Stichprobenerhebungen kombiniert. Aufgrund dieser Harmonisierung weichen die EU-Zahlen etwas von den nationalen Angaben ab. Nicht erfasst wird durch die Arbeitslosenquote eine Unterbeschäftigung in strukturschwachen Agrarregionen oder Kurzarbeit in manchen Industriezweigen.

Die hohe Arbeitslosigkeit ist - abgesehen von den unmittelbaren Effekten der Wirtschaftskrise ab 2007 - eine Folge vielfältiger Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt. Zu den langfristigen Ursachen zählt vor allem die kontinuierliche Automatisierung und Rationalisierung sämtlicher Produktions-, Distributions- und Dienstleistungstätigkeiten zum Zweck der Verringerung der Lohn- und Herstellungskosten. Eine zweite wichtige Ursache - vor allem in den letzten Jahrzehnten - ist die fortschreitende Auslagerung eines immer größeren Teils von Tätigkeiten in Länder mit geringerem Lohnkostenniveau und minimalen Sozial- und Umweltstandards. Ein Großteil der europäischen Konsumgüter, seien es Elektronik- und Haushaltsartikel, Textilwaren oder Schuhe, werden inzwischen in China und Südostasien produziert, wodurch viele heimische Standorte schließen mussten.

Zwischen der Erwerbsstruktur und Arbeitslosenquote eines Landes gibt es eine starke Korrelation. Von wenigen Ausnahmen abgesehen gilt die Regel, dass Regionen mit geringem Produktionsniveau und hohen Beschäftigungsanteilen in der Landwirtschaft überdurchschnittlich unter Arbeitslosigkeit leiden. Die höchsten regionalen Arbeitslosenquoten werden derzeit in Griechenland, Spanien, den südlichen Landesteilen von Italien, in der Slowakei sowie im Norden Irlands registriert. Viele dieser Gebiete sind von einer hohen Abwanderung betroffen.

Die prekäre Situation auf dem Arbeitsmarkt ist für die peripheren Regionen eine starke Belastung, weil es oft gerade dort - aufgrund früherer Geburtenüberschüsse - ein großes Potenzial an Arbeitskräften gibt. Die Folge ist eine überproportional hohe Arbeitslosigkeit von jungen Menschen unter 25 Jahren, welche die Gesamtarbeitslosenquote in nicht wenigen Ländern um das Doppelte oder Dreifache übersteigt. Besonders stark betroffen von Jugendarbeitslosigkeit sind unter anderem Griechenland, Italien und Spanien, aber auch in wirtschaftsstarken Ländern wie Belgien, England oder Schweden ist die hohe Jugendarbeitslosigkeit ein großes Problem. Nur wenige Staaten wie Deutschland, die Niederlande und Österreich weisen deutlich unterdurchschnittliche Werte auf.

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