Hortobágy (Ungarn) - Steppenlandschaft

Mitteleuropa - Urbane und ländliche Räume
978-3-14-100900-2 | Seite 119 | Abb. 5| Maßstab 1 : 500000

Überblick

Die ungarische Gemeinde Hortobágy liegt in der Großen Ungarischen Tiefebene rund 40 Kilometer westlich von Debrecen. Das Gebiet stellt die größte zusammenhängende Steppe Mitteleuropas dar. Im Jahr 1973 wurde hier Ungarns erster Nationalpark gegründet.

Einzigartige Landschaft

Salzhaltige Wiesen, Weiden, Löss-Steppen, Auenwälder, Sümpfe und Seen bilden die einzigartige Landschaft in Ostungarn nahe der zweitgrößten Stadt Ungarns. Weite Ebenen mit vereinzelt hervortretenden Tumuli, die einst von Nomaden aus dem Osten als Grabhügel angelegt wurden, prägen das Landschaftsbild. Seit über 2 000 Jahren werden hier traditionelle Formen der Landnutzung, z. B. die Beweidung von Haustieren wie Graurindern und Zackelschafen, betrieben. Die nachhaltigen Landnutzungspraktiken haben den Erhalt der Biodiversität begünstigt und zur Landschaftspflege beigetragen.

Jahrhundertelang formten die regelmäßigen Überschwemmungen der Theiß und ihrer Ebenen die Landschaft. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden jedoch Wasserregulierungssysteme installiert, um die Überschwemmungen der Theiß zu kontrollieren. Die Folge war eine teilweise Entwässerung ehemaliger Feuchtgebiete. Als Konsequenz sank auch die Produktivität der Weiden, es kam zur Übernutzung Anfang des 20. Jahrhunderts. Als eine Gegenmaßnahme wurden zwischen 1914 und 1918 sowie abermals ab den 1950er-Jahren künstliche Fischteiche angelegt. Sie sind heute für Wasser- und Zugvögel von großer Bedeutung.

Natur unter Schutz

In Anerkennung der Einzigartigkeit dieser Landschaft wurde 1973 auf einem Areal von 51 000 Hektar mit dem Hortobágy-Nationalpark der erste Nationalpark Ungarns angelegt. 1999 wurde er von der UNESCO als Weltnaturerbe anerkannt. Außerdem ist der Nationalpark ein Lichtschutzgebiet und wurde 2011 als International Dark Sky Park anerkannt. Die International Dark Sky Association weist als solche Gebiete aus, in denen die Lichtverschmutzung minimal ist und die nächtliche Dunkelheit eine besondere Ressource darstellt. Dark Sky Parks wie der Hortobágy-Nationalpark bieten einen herausragenden Sternenhimmel und natürliches nächtliches Habitat.

Im Laufe der Jahre wurde das Areal des Nationalparks ausgeweitet, aktuell umfasst er 82 000 Hektar. Teile des Nationalparks sind streng geschützt. Sie können nur mit Genehmigung der Nationalparkdirektion oder im Rahmen einer Führung besichtigt werden.

Das Gebiet ist kaum besiedelt. In der Weidesaison werden hier von April bis Oktober Nutztiere gehalten. Die Einheimischen pflegen alte Traditionen und Handwerk und tragen damit zum Erhalt des immateriellen Kulturerbes bei.

Zu den bedeutendsten historischen Bauwerken zählen Brücken aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert, die aus Stein und Ziegel errichtet wurden, berühmt darunter ist die Neun-Bogen-Brücke. Sie war Teil einer alten Handelsstraße, auf der im 16. und 17. Jahrhundert ungarische Rinder nach Westeuropa exportiert und Salz aus den Salzminen von Siebenbürgen transportiert wurde.

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