Island - Wirtschaft

Skandinavien, Baltikum - Wirtschaft und Umwelt
978-3-14-100943-9 | Seite 62 | Abb. 1 | Maßstab 1 : 6000000

Überblick

Islands Fläche entspricht mit 103 125 km² gut einem Viertel Deutschlands, dabei beherbergt das Land mit einer Bevölkerung von 389 500 Menschen (Stand Anfang 2025) etwas weniger als 0,5 Prozent der deutschen Bevölkerung. Mit 3,8 Einw./km² ist die Insel dünn besiedelt, mehr als ein Drittel der Bevölkerung lebt in Reykjavik. Rund 18,5 Prozent der Bevölkerung haben einen Migrationshintergrund. Sie stammen zu einem Drittel aus Polen und Litauen (ca. 25 000), gefolgt von Dänemark, den USA, Rumänien, Philippinen und Deutschland (jeweils zwischen 2 500 und 4 000).

Wirtschaftliche Entwicklung

Nach einem beispiellosen wirtschaftlichen Boom, angetrieben vor allem von der Finanzwirtschaft, wurde das Land durch die internationale Finanzkrise 2008 vor die größte Herausforderung seiner jüngeren Geschichte gestellt. Der drohende Staatsbankrott wurde von einer scharfen Rezession und einer immensen Verschuldung von Unternehmen und Privathaushalten begleitet. Mithilfe des IWF, internationaler Kredite und eines umfassenden staatlichen Stabilisierungs- und Reformprogramms hat das Land die Krise gemeistert, 2011 verzeichnete die Wirtschaft erstmals wieder ein moderates Wachstum von 2,6 Prozent.

Die kleine Wirtschaft Islands ist insofern besonders volatil, da sie von nur wenigen Branchen getragen wird. Seit 2010 bildet der Tourismus den wichtigsten Wirtschaftszweig. Vor Ausbruch der Corona-Pandemie war ein Drittel der Beschäftigten im Tourismus tätig. 2019 verzeichnete das Land 2,2 Millionen internationale Ankünfte, 2010 waren es noch 559 000 Gästeankünfte. Die Pandemie leitete einen Umdenkprozess ein, der einerseits eine Verbesserung der touristischen Infrastruktur wie den Bau von Straßen und Tunnels (Pläne dazu gab es bereits vor der Pandemie), andererseits aber auch eine Diversifizierung der Wirtschaft vorsieht, um die Abhängigkeit von dieser Branche zu verringern. Vom pandemiebedingten Einbruch erholte sich der Tourismus und die isländische Wirtschaft generell jedoch rascher als erwartet.

Island liegt an der Grenze zwischen Atlantischem Ozean und Europäischem Nordmeer. Von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung ist die 200-Seemeilen-Fischereizone, die Island die Nutzung attraktiver Fischgründe im Nordatlantik sichert. Dennoch hat die Fischerei, die traditionell das Rückgrat der isländischen Wirtschaft bildete, gegenüber Industrie und Dienstleistung in den letzten Jahren an Bedeutung verloren. 2020 betrug der Anteil der Fischerei inklusive Land- und Forstwirtschaft an der Bruttowertschöpfung nur noch 4,8 Prozent.

Stromerzeugung

Weil Island aufgrund seiner geographischen Lage mithilfe von Wasser- und Geothermie-Kraftwerken sehr preisgünstigen Strom erzeugen kann, wurden die Energiewirtschaft und einige energieintensive Industrien, namentlich die Aluminiumherstellung, ausgebaut. Auf Island werden inzwischen fast nur noch regenerative Energien genutzt; die Gebäudeheizung wird zu 90 Prozent geothermisch betrieben, der Strom wird zu 75 Prozent aus Wasserkraft und zu 25 Prozent aus Geothermie erzeugt.

Region Reykjavik

Die Region Reykjavik ist unumstritten das wirtschaftliche Zentrum der Insel. Hier wohnen fast zwei Drittel der isländischen Bevölkerung, davon knapp die Hälfte in der Hauptstadt selbst. Schwerpunkte neben der Fischverarbeitung, Aluminiumverhüttung und der Eisen- und Stahlerzeugung sind IT- und Softwareprodukte, Maschinen für die Lebensmittelindustrie, medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse, aber auch Dienstleistungen.

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