Kanada, Arktis - Wirtschaft

Kanada, Arktis - Wirtschaft und Umwelt
978-3-14-100902-6 | Seite 222 | Abb. 1| Maßstab 1 : 16000000

Überblick

Der Staat Kanada nimmt überwiegend den nördlichen Teil Nordamerikas ein. Im Westen befindet sich der US-amerikanische Bundesstaat Alaska. Im Osten liegt Grönland als autonomes Territorium Dänemarks. Sie ist die größte Insel der Erde. Ein Teil der dargestellten Gebiete erstreckt sich über den nördlichen Polarkreis bis zum Nordpol. Aufgrund der nördlichen Lage und der dort herrschenden klimatischen Bedingungen konzentriert sich der Großteil des Lebens auf den südlichen Teil Kanadas etwa bis zum 60. Breitengrad. Im Norden sind nur sehr vereinzelt Siedlungen und wirtschaftliche Standorte zu finden.

Landwirtschaft und Bodenbedeckung

Die bevölkerungsarmen Regionen Nordamerikas sind so dünn besiedelt, da aufgrund der klimatischen Bedingungen kaum und nur im südlichen Teil Landwirtschaft möglich ist.
Die in Grönland lebenden Inuit konnten sich über Jahrhunderte mit der Jagd von Robben, Walen, Eisbären, Rentieren und kleineren Säugetieren ein Überleben sichern. Der Fischfang spielte eine eher untergeordnete Rolle und entwickelte sich erst im letzten Jahrhundert. Heute sind Fische und Krabben die Hauptexportprodukte Grönlands. Land- und Viehwirtschaft sind im Süden nur in geringem Ausmaß mit Schafen, Rentieren sowie Kartoffeln und weiterem Gemüse zu finden.
Alaska und der Norden Kanadas sind neben großflächigen Bedeckungen von Meer- und Inlandeis durch Tundren, Waldtundren sowie unterschiedliche Nadelwälder geprägt. Laub- und Mischwälder sind in den südlichen Küstenregionen und um die Großen Seen zu finden. Ausgedehnte Moore und Sümpfe oder Gebirgsregionen machen eine landwirtschaftliche Bewirtschaftung unmöglich. Die Forstwirtschaft ist hingegen möglich und stellt im mittleren bis südlichen Bereich Kanadas ein starkes wirtschaftliches Standbein dar. Östlich der Rocky Mountains bis etwa zu den Großen Seen wird im südlichen Kanada Ackerbau betrieben, bei dem der Weizenanbau im Vordergrund steht. Ein kleinerer Anbaubereich ist am Sankt-Lorenz-Strom zwischen Ottawa und Quebec zu sehen.

Strom und Verkehrswege

Mehr als die Hälfte der Energiegewinnung konzentriert sich auf die Nutzung der Wasserkraft mit Kraftwerken, insbesondere im Osten Kanadas sowie im südwestlichen Bereich und um die Hudson Bay.
Die großen Vorkommen an Erdöl, Erdgas und Kohle haben auch zur Errichtung einiger Wärmekraftwerke geführt. Kernkraftwerke werden in der Provinz Ontario und in New Brunswick betrieben.
Die natürlichen Bedingungen mit extremem Frost und Dauerfrostböden erschweren den Verkehr und den Straßenbau. So gibt es einige größere Verbindungen des Straßenverkehrs an den Küsten und im Süden, auch der Schienenverkehr konzentriert sich eher auf die südlichen Regionen Kanadas. Viele Siedlungen sind nur mit dem Boot oder per Flugzeug erreichbar. Im Bereich des Tourismus hat der internationale Schiffsverkehr über die Kreuzfahrtschiffe an Bedeutung zugenommen. Der Frachttransport wird über die Häfen der größeren Städte im Süden abgewickelt wie Vancouver, Halifax, Quebec und weitere in den südöstlichen Küstenregionen.

Bergbau

Nordamerika ist reich an Bodenschätzen, die Förderbedingungen sind aufgrund der klimatischen Verhältnisse jedoch sehr unterschiedlich. Kanada ist weltweit führend in der Produktion von Zink, Uran, Kaliumcarbonat, Kadmium, Schwefel und Nickel. Große internationale Bedeutung hat das Land beim Abbau von Aluminium, Titan, Kobalt, Molybdän, Gold und Blei. Etwa 80 Prozent der geförderten Rohstoffe werden vorwiegend in die USA exportiert.
Auch in Grönland gibt es zahlreiche Rohstoffe und Edelsteinvorkommen. Der Abbau von Kohle wurde viele Jahre bis in die 1970er-Jahre gefördert. Große politische Debatten und Interessenskonflikte werden um das große Vorkommen an Uran und Seltenen Erden bei Narsaq im Süden der Insel geführt.
Alaska hingegen profitiert von den großen Erdöl- und Erdgasvorkommen, aber auch die Holz- und Papierindustrie stellt eine bedeutende Einnahmequelle dar. Die Kohlevorkommen, der Abbau von Gold, Kupfer, Silber, Blei, Zinn und Eisen trägt neben den Exporten der Fischerei zu den Erträgen bei.

Industrie

Während Grönland und Alaska vom Fischfang profitieren und in allen nördlichen Regionen der Kreuzfahrttourismus an Bedeutung gewinnt, ist Kanada ein hoch entwickeltes Industrieland mit vielseitiger Industrie, die sich vor allem mit dem Reichtum an Bodenschätzen, an Holz und der Wasserkraft entwickelt hat. Deshalb ist die Zellstoff- und Papierindustrie auch ihr bedeutendster Wirtschaftszweig. Die Holzwirtschaft trägt im südlichen Kanada zum Einkommen bei.
Die folgenreichste Industrie lässt sich aktuell durch die Erdöl- und Erdgasförderung insbesondere durch die Technologie des Frackings in Alberta beim Abbau der Ölsande beschreiben (s. 222.2). In diesem Zusammenhang lässt sich die chemische Industrie im Raum Edmonton wie auch die im Großraum Montreal erwähnen. In den aktuellen Entwicklungen sind mehrere Standorte zur Batteriefertigung im Südosten und im Raum Edmonton zu erkennen. Im Südwesten wird Kupfer gefördert und verarbeitet. Die Synergien im Großraum Seattle und Vancouver führten zu einem Schwerpunkt der Elektro- bzw. der IT-Industrie.
Das industrielle Zentrum ist im Südosten durch die Aluminium- und Buntmetallverhüttung wie auch noch in kleinerem Umfang von der Eisen- und Stahlindustrie geprägt. Optik und Photonik haben neben dem Flugzeugbau in Montreal an Bedeutung gewonnen. Mit der abnehmenden Bedeutung der Automobilindustrie hat sich die Hightech-Industrie etabliert.

Wirtschaftliche Entwicklung und Umweltprobleme

Die Wirtschaft Kanadas ist als zuverlässig einzuschätzen. Niedrige Unternehmenssteuern, stabile politische Umstände und Handelsfreiheiten bieten Unternehmen gute Voraussetzungen für ihre wirtschaftlichen Aktivitäten.
Die Bodenschätze bringen dem nördlichen Teil Nordamerikas wirtschaftlichen Reichtum, allerdings führen sie auch zu Umweltproblemen. In den nördlichen Regionen sind die Auswirkungen auf die Umwelt durch die Lebensführung der mittleren Breiten besonders intensiv zu spüren. Das reicht vom arktischen Smog über Müll in den Meeren, intensivierten Schiffsverkehr verbunden mit einem größeren Risiko zu Ölaustritten bis zum Abfackeln von Gas sowie der Ölförderung aus Ölsanden. Giftige Chemikalien, die aus dem Bergbau, der Metall- oder Zementproduktion verursacht werden, reichern sich in den Fettschichten der arktischen Tiere an, was zu deren Überlebensproblemen führt. Abtauende Eis- und Schneemassen setzen die darin gebundenen Schadstoffe zusätzlich frei.
Die wirtschaftliche Nutzung der nördlichen Regionen bleibt weiter umstritten und wirtschaftspolitisch ein größeres Thema. Zunehmender Schiffsverkehr und industrielle Fischerei sowie der mögliche Abbau von Bodenschätzen, der aktuell eher noch unrentabel ist, werden attraktiver werden.

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