Überblick
La Chaux-de-Fonds befindet sich in einem Hochtal des Neuenburger Jura auf einer Höhe von rund 1 000 m. ü. M. und ist damit nach Davos die am zweithöchsten gelegene Stadt der Schweiz. Das Stadtbild zeichnet sich durch einen planmässigen Grundriss in Form eines Rechteckrasters aus – eine Stadtanlage, die in ihrer Grösse und konsequenten Verwirklichung in der Schweiz einzigartig ist und an nordamerikanische Städte erinnert. Bekannt ist La Chaux-de-Fonds für seine einzigartige Stadtplanung und eindrucksvolle Geschichte. Die Stadt hat sich von einem Bauerndorf zu einem internationalen Zentrum der Uhrenherstellung entwickelt. Ihr planmässiger Grundriss und architektonische Besonderheiten machten sie im Jahr 2009 zusammen mit der Nachbarstadt Le Locle zum UNESCO-Welterbe.Bauerndorf zur UNESCO-Welterbestätte
Die rasante Entwicklung von La Chaux-de-Fonds setzte bereits zwischen 1715 und 1775 ein, als die Bevölkerung von etwa 700 auf über 3 200 anwuchs. Trotz des verheerenden Stadtbrands von 1794, der fast die gesamte Stadt zerstörte, wurde sie innerhalb weniger Jahre systematisch wieder aufgebaut. Das Stadtbild formte sich um die rechteckige Place de l'Hôtel-de-Ville (Punkt 987), an der sternförmig zulaufende Strassen in rechten Winkeln zusammentreffen. Mit der Industrialisierung, die auch die Uhrenherstellung massgeblich beeinflusste, erlebte die Stadt ein erneutes Wachstum. Zwischen 1815 und 1850 verdoppelte sich die Einwohnerzahl, sodass im Jahr 1850 bereits mehr als 12 000 Menschen in La Chaux-de-Fonds ansässig waren.
Das Wachstum der Stadt erfolgte im 19. Jahrhundert sternförmig entlang den Hauptstrassen, wurde jedoch zunehmend unkontrollierbarer. Der Wiederaufbauplan aus der Zeit nach dem grossen Brand war nicht mehr ausreichend. Anfang der 1830er Jahre entwarf deshalb der Neuenburger Brücken- und Strasseninspektor Charles-Henri Junod einen grosszügigen Stadterweiterungsplan mit Längsstrassen parallel zur Talrichtung und rechtwinklig dazu verlaufenden Querstrassen. Der „Plan Junod“, der 1835 für verbindlich erklärt wurde, deckte ein Gebiet ab, das fast so gross war wie die Siedlungsfläche von 1875. Er war also weit vorausschauend und wurde noch Jahrzehnte später in seinen Grundzügen eingehalten. Während dieser Plan in erster Linie den Verlauf des Strassennetzes festlegte, befasste sich der „Plan Knab“ des Neuenburger Kantonsingenieurs Charles Knab aus den 1850er Jahren vertiefter mit den Dimensionen der dazwischenliegenden Gebäude. Er legte eine Systematik von Baufeldern- und Gebäudegrössen sowie hierarchisch unterschiedlichen Strassenbreiten fest, die bis zum Ersten Weltkrieg die Siedlungsentwicklung prägte. Typisch waren einzeilige, in die Strassengevierte gebaute Häuserriegel, also eine Verbauung ohne Innenhof, dafür in der Richtung des Lichteinfalls mit Vorgarten gegen Südosten. 1857 wurde La Chaux-de-Fonds ans Eisenbahnnetz angeschlossen. Mit dem Bau des Bahnhofes veränderte sich der Fokus in der Stadtentwicklung. Die Strasse nach Le Locle wurde zur monumentalen Avenue Léopold-Robert, die das alte Stadtzentrum mit dem Bahnhof verband und darüber hinaus die Richtung der weiteren Siedlungsentwicklung vorzeichnete: nämlich parallel zur Eisenbahnlinie in Richtung Westen, so dass der Bahnhof heute ungefähr den geografischen Mittelpunkt der Stadt bildet. Die Avenue Léopold-Robert entwickelte sich nach und nach zur Hauptgeschäftsstrasse und wurde zum neuen, linearen Stadtzentrum. Zwischen 1890 und 1910 erlebte die Stadt – mittlerweile eines der international bedeutendsten Zentren der Uhrenindustrie – eine euphorische Wachstumsphase. 1 200 neue Gebäude wurden errichtet, und die Einwohnerzahl stieg auf über 37 000 an. Es entstanden kleine Fabriken, in denen die vorher dezentral in Ateliers betriebene Uhrenindustrie zusammengefasst und mechanisiert wurde. Die zahlreichen Einnahmen erlaubten es den Stadtbehörden, die Entwicklung der städtischen Infrastruktur lenkend zu beeinflussen und den Schachbrettgrundriss bei Erweiterungen beizubehalten. In der Zwischenkriegszeit wurde davon Abstand genommen und gartenstadtähnliche Einfamilienhausquartiere mit unregelmässigen, der Topografie angepassten Grundrissen gebaut. Damit wurden die charakteristischen Mehrfamilienhausriegel abgelöst. Durch diesen Übergang von einer sehr dichten zu einer lockeren Bebauung wird der zunehmende Flächenverbrauch pro Kopf eindrücklich erklärbar. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden vor allem im Südwesten von La Chaux-de-Fonds grössere Industriezonen. Ziel war es, mit der Ansiedlung neuer Industriezweige die Abhängigkeit der Stadt von der Uhrenindustrie zu reduzieren. Parallel dazu bekam die Uhrenindustrie die Möglichkeit, grössere und rationellere Produktionsstätten einzurichten.
Entwicklung und Bedeutung der Uhrenindustrie
Im 18. Jahrhundert breitete sich das Handwerk der Uhrmacherei von Genf ausgehend dem Jura entlang aus und erreichte auch La Chaux-de-Fonds. Die Uhrenherstellung, die in einer arbeitsteiligen Form des Verlagswesens erfolgte, war zunächst Nebenerwerb für Handwerker und Bauern. Mitte des 18. Jahrhunderts gab es in La Chaux-de-Fonds bereits zahlreiche professionelle Uhrmacher. Dank freizügigen Bestimmungen wanderte eine grosse Zahl von Arbeitern aus der Eidgenossenschaft und der Freigrafschaft Burgund in die Stadt ein. Wachstum und Industrialisierung der Uhrenherstellung erfolgten nicht ohne Rückschläge; zudem litten die fortschrittlich gesinnten Uhrmacher immer wieder unter politischen Repressionen sowie unter den Auswirkungen von Wirtschaftskrisen. Dennoch entwickelte sich die Uhrenindustrie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum dominierenden Wirtschaftszweig. 1848 beteiligten sich Republikaner aus La Chaux-de-Fonds massgeblich an der Neuenburger Revolution, die zum Sturz der Monarchie im damals preussischen Fürstentum führte. In der Folge war das politische Klima günstig für eine weitere industrielle Entwicklung. 1870 arbeitete bereits die Hälfte der Beschäftigten in der Uhrenindustrie, die zahlreiche Zuwanderer aus der übrigen Schweiz, aus Frankreich und Italien anzog. Ende des 19. Jahrhunderts fand eine tief greifende Umstrukturierung der Uhrenindustrie statt: Die dezentrale Produktion wurde in Fabriken zusammengefasst und mechanisiert. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts prosperierte die Uhrenindustrie in La Chaux-de-Fonds, brachte aber auch ein Klumpenrisiko mit sich, da sie die städtische Wirtschaft mittlerweile einseitig dominierte. Tatsächlich setzten die beiden Weltkriege und die Weltwirtschaftskrise dem Boom ein Ende. Das Bestreben nach wirtschaftlicher Diversifizierung bestimmte in der Folge das politische Handeln der Behörden. Die Hochkonjunktur der 1950er und 1960er Jahre brachte eine gewisse Entspannung, doch stürzte die Rezession der 1970er Jahre die schweizerische Uhrenindustrie erneut in eine tiefe Krise. In La Chaux-de-Fonds gingen in der Folge 2 000 Arbeitsplätze verloren. Mittlerweile hat sich die Situation der Uhrenindustrie auf tieferem Niveau stabilisiert.
Im Jahr 2021 waren 40 Prozent aller Erwerbstätigen im industriellen Sektor tätig. Von den insgesamt über 26 100 Erwerbstätigen in La Chaux-de-Fonds arbeiteten mehr als 6 200 Personen im selben Jahr im Bereich der Herstellung von Mess-, Kontroll-, Navigations- und ähnlichen Instrumenten sowie in der Uhrenproduktion.
Innerhalb der vergangenen Jahre ist eine bemerkenswerte räumliche Standortverschiebung und geclusterte Ansiedlung von Uhrenherstellern innerhalb des Stadtgebietes zu beobachten. Zahlreiche Uhrenhersteller haben sich zunehmend im Südwesten der Stadt in Richtung Flugplatz Les Eplatures und Le Locle sowie zum Teil auf der grünen Wiese angesiedelt. Beispiele sind prominente Uhrenhersteller wie Breitling Chronométrie SA, Calame et Cie S.A., TAG Heuer, Manufacture La Joux-Perret SA und weitere. Diese Konzentration stärkt die lokale Industrie und bildet ein Zentrum der Uhrmacherkunst, das sowohl technologischen als auch traditionellen Ansprüchen gerecht wird.
Infrastrukturprojekt zur Verkehrsentlastung
Als eine Stadt von historischer und wirtschaftlicher Bedeutung, steht Lac Chaux-de-Fonds vor der Herausforderung, das Verkehrsaufkommen und die damit verbundenen Umweltbelastungen zu verringern. Um dieses Ziel zu erreichen, wird derzeit eine umfassende Verkehrsneuplanung durchgeführt. Ein zentrales Element dieser Planung ist der Bau einer Umgehungsstrasse östlich der Stadt, die grösstenteils als unterirdischer Tunnel verlaufen wird.
Diese Umgehungsstrasse soll die Hauptroute, welche derzeit von Nordosten in Richtung Südosten nach Le Locle führt, erheblich entlasten. Prognosen zufolge könnte das Verkehrsaufkommen auf dieser Achse ab 2025 und in den folgenden Jahren nach der Realisierung des Projekts um bis zu 25 Prozent reduziert werden.
Diese Massnahme zielt nicht nur darauf ab, den Verkehrsfluss zu verbessern, sondern trägt auch entscheidend dazu bei, die Lebensqualität innerhalb der Stadt zu erhöhen. Durch die Reduktion des Verkehrslärms und der Feinstaubbelastung wird ein gesünderes städtisches Umfeld geschaffen, das sowohl den Bewohnern als auch der Umwelt zugutekommt. Besonders für La Chaux-de-Fonds, das zusammen mit der Nachbarstadt Le Locle den Status eines UNESCO-Welterbes trägt, sind solche Entwicklungen von grosser Bedeutung, um das kulturelle Erbe und die Lebensbedingungen langfristig zu erhalten.