Überblick
Rund zehn Millionen Menschen leben heute in der Metropolregion Lima. Nach Kairo ist die Hauptstadt Perus die zweitgrößte Wüstenstadt der Erde. Zwar verfügt Peru über 70 Prozent der tropischen Gletscher und über fünf Prozent der Oberflächenwasserressourcen der Erde. Aber das Wasser ist unregelmäßig verteilt und in Regionen wie dem ariden Küstenstreifen stellt die Wasserversorgung ein großes Problem dar.
Klimatische Verhältnisse
Lima liegt am Pazifischen Ozean, das Klima der Stadt wird durch den kalten Humboldt-Strom bestimmt. Dieser sorgt dafür, dass keine feuchten Luftmassen aufsteigen und Regen bringen können. Mit nur 26 mm durchschnittlichen Jahresniederschlag ist das Klima in Lima extrem arid. Die Temperaturen schwanken im Jahresverlauf nur wenig. Die Jahresmitteltemperatur beträgt 18,2 °C. Obwohl die peruanische Küstenregion von mehreren Flüssen durchflossen wird und sich häufig Nebel bildet, sorgt die Niederschlagsarmut für einen hohen Wassermangel.
Wasserverteilung
Ein Großteil des Trinkwassers der Agglomeration Lima wird den Flüssen Río Rímac, dem Río Chillón im Norden und dem Río Lurín im Süden entnommen. Alle Flüsse werden von den Gletscherschmelzwässern der Cordillera Occidental gespeist. Der Río Rímac und sein Nebenfluss Río Santa Eulalia werden zudem für die Energieerzeugung mithilfe von Wasserkraftwerken genutzt.
Rund 80 Prozent der Bevölkerung Limas sind an das Trinkwassernetz angeschlossen. Während in den wohlhabenden Stadtvierteln Trinkwasser ständig verfügbar und großzügig genutzt wird, füllen in einigen Randgebieten Tankwagen alle paar Tage offene Zisternen mit Wasser. Es gibt dort weder eine geregelte Trinkwasser- noch Abwasserversorgung. Nach wie vor stellt Lima das Ziel von Migrationsbewegungen aus den ärmeren ländlichen Regionen des Landes dar. Viele prekäre „Barriadas“ oder „Pueblos jóvenes“ entstanden in den umliegenden Tälern und auf den Berghängen. Das Bevölkerungswachstum und die illegale Ausbreitung von Siedlungen stellen die Stadtverwaltung vor große Herausforderungen. Sie duldet die Siedlungen, investiert aber kaum in notwendige Infrastrukturmaßnahmen.
Die Wasserversorgung erfolgt über private Wasserversorger, aber auch über gemeinnützige Initiativen und Privatanbieter, die große Gemeinschaftstanks betreiben. Auf den Berghängen werden zudem Nebelfänger zur Bewässerung von Gemüse eingesetzt. Entscheidend für die Wasserversorgung sind die Wasservorräte in den Reservoirs und Flüssen. Der Río Rímac ist in den trockenen Wintermonaten durch die Wasserentnahme fast ausgetrocknet. Die starke Wasserentnahme führt zum Eintritt von Salzwasser in das Grundwasser. Zudem gefährdet der Klimawandel und damit das Abschmelzen der Gletscher den Wasserzufluss und damit die Wasserversorgung. Peru zählt zu den vulnerabelsten Ländern der Erde gegenüber den Folgen des Klimawandels bezüglich Niederschläge und Wasserverfügbarkeit. Ursachen sind nicht nur das Abschmelzen der Gletscher, sondern auch der Anstieg des Meeresspiegels und das häufigere und stärkere Auftreten des El-Niño-Phänomens.
Neben Bevölkerungswachstum und Klimawandel verschärfen eine Reihe struktureller Probleme wie Schwächen in der Stadtplanung, Nutzungskonflikte und die geringe Wiederverwendung des Trinkwassers den Wassermangel. Zudem wird durch defekte Leitungen und durch das Verhalten der Bevölkerung ein großer Teil des Wassers verschwendet. Während die Bewohner von wohlhabenden Vierteln wie Miraflores oder San Isidro rund 250 Liter Trinkwasser pro Person und Tag verbrauchen, sind es in ärmeren Vierteln wie Villa María del Triunfo teilweise weniger als 50 Liter.
Abwasserentsorgung
Neben den Defiziten in der Wasserversorgung leidet die peruanische Küstenregion unter Mängeln in der Abwasserentsorgung. Rund 77 Prozent der Einwohner Limas sind an das Abwassernetz angeschlossen, aber nur 17 Prozent des Abwassers werden geklärt. Das meiste Abwasser gelangt ungefiltert in die Flüsse und ins Meer. Mittlerweile gibt es erste Ansätze zur Verbesserung. Öffentliche Grünanlagen werden immer häufiger mit geklärten Abwässern statt mit Trinkwasser bewässert. Rund 5 Prozent des gereinigten Abwassers wird heute für die Bewässerung eingesetzt. Diese Art der Abwassernutzung könnte in Zukunft zu einer Vergrößerung der Grünflächen in der Metropole beitragen. In Lima stehen bislang pro Einwohner lediglich 1,5 m² Grünflächen zur Verfügung – zum Vergleich: In Hamburg sind es 34 m² pro Person, die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt mindestens 9 m² pro Person.