München - Hightech-Standorte

Deutschland - München und Alpenvorland
978-3-14-100800-5 | Seite 51 | Abb. 2| Maßstab 1 : 500000

Überblick

Weltweit dienen vor allem die forschungsintensiven Branchen im Hightechsektor als Motoren für ein überdurchschnittlich hohes Beschäftigtenwachstum. In Deutschland hat sich München als bedeutendstes Zentrum für diesen Wirtschaftsbereich etabliert.

In der Wissenschaft wurde für den Hightechsektor bisher keine einheitliche Definition festgelegt. Ohne eine klare Abgrenzung zwischen den Wirtschaftszweigen zu ziehen, fasst die Fachliteratur unter dem Hightechsektor allgemein die forschungsintensiven Wachstumsbranchen, die durch ihr hohes Innovationspotenzial eine dynamisierende Wirkung auf regionale Entwicklungsprozesse entfalten können, zusammen. Aufgrund des Querschnittcharakters vieler Hightechbranchen können unterschiedliche Technologiebereiche über Branchengrenzen hinweg vernetzt werden und somit neue Wirtschaftszweige entstehen. Zum Hightechsektor zählen unter anderem die Bereiche Softwareentwicklung, Bio- und Nanotechnologie, Luft- und Raumfahrt / Fahrzeugtechnik und Medizin-, Mess- und Umwelttechnik / Optische Technologien. Eine Unterscheidung zwischen Industrie und Dienstleistungen lässt sich häufig nicht vornehmen, beide Bereiche sind eng miteinander verflochten.

Die Standortvorteile Münchens

Die Verlagerung der Siemenszentrale von Berlin nach München kurz nach dem Zweiten Weltkrieg und politische Entscheidungen zur Technologieförderung waren wichtige Weichenstellungen für Münchens spätere Entwicklung zur Hightechregion. Siemens hat als einer der größten Arbeit- und Auftraggeber in Deutschland in besonderem Maße zur Technologieorientierung beigetragen. Bayern allgemein verfolgte eine konsequente Technologiepolitik und etablierte sich als Standort für Unternehmen der Luft- und Raumfahrtindustrie.

Heute gilt München im nationalen und internationalen Wettbewerb der Regionen als bedeutende Wirtschaftsmetropole mit wichtigen Standortvorteilen. Hierzu zählen:

• ein großer Pool qualifizierter Arbeitskräfte und zwei Eliteuniversitäten mit hohen Ausbildungskapazitäten und sehr guten Forschungsmöglichkeiten,

• eine vorhandene kritische Masse an Technologieunternehmen, die sowohl Global Player als auch kleine und mittelständische Betriebe umfasst,

• ein breit gefächertes und spezialisiertes Dienstleistungsangebot,

• Clusterstrukturen in wichtigen Hightechbranchen,

• ein positives Umfeld für Unternehmensgründungen im Hightechsektor,

• die ausgezeichnete Infrastruktur,

• ein überdurchschnittliches Angebot bei weichen Standortfaktoren (beispielsweise eine hohe Lebensqualität durch die Berge und Seen des Alpenvorlandes).

Die räumliche Struktur der Hightech-Branchen

Die Karte zeigt die räumliche Verteilung der Hightechbranchen im Großraum München. Grundsätzlich kann in den Kommunen im Osten der bayerischen Landeshauptstadt eine etwas stärkere Konzentration der Hightechbranchen festgestellt werden als im Westen, vor allem bei internationalen Unternehmen, für die die Erreichbarkeit des Flughafens eine wichtige Rolle spielt. Aufgrund der starken Konkurrenz um Arbeitskräfte und der hohen Büromieten im Umland des Flughafens und der Neuen Messe kommen jedoch im Zuge einer voranschreitenden Suburbanisierung für viele Hightechunternehmen immer häufiger auch Standorte in den westlich gelegenen Gemeinden in Frage.

Im Bereich der Softwareentwicklung und Datenverarbeitung zeigt sich eine relativ ausgeglichene Verteilung, allerdings mit einem gewissen Schwerpunkt in der Stadt und ihrem unmittelbaren Umfeld. Eine ähnliche dezentrale Struktur ist auch bei Unternehmen der Medizin-, Mess- und Umwelttechnik sowie optischen Technologien zu erkennen, wobei sich hier Standorte wie Germering, Starnberg, Purchheim und Ottobrunn als besonders bedeutsam abheben.

Die Bio- und Nanotechnologie ist hingegen vergleichsweise stark konzentriert. Als Ursache dieser Agglomerationen sind die bestehenden Standorte öffentlicher und privater Großforschungseinrichtungen anzusehen, die eine Quelle unternehmerischer Ausgründungen darstellen. Seit Mitte der 1990er-Jahre hat sich Planegg-Martinsried zu einem bekannten Cluster der „roten“ Biotechnologie (Medizin / Pharmazeutik) entwickelt. Im Norden hat sich in Freising-Weihenstephan ein Cluster der „grünen“ Biotechnologie (Landwirtschaft) herausgebildet. Die Nachbarschaft zum Wissenschaftszentrum für Ernährung, Landnutzung und Umwelt der Technischen Universität München und zur Fachhochschule Weihenstephan sind entscheidende Faktoren für diese räumliche Ballung. Der Unternehmenszahl nach ist die Bio- und Nanotechnologie im Raum München heute bereits dem Bereich Softwareentwicklung und Datenverarbeitung vergleichbar und deutlich bedeutsamer als der Bereich Medizin-, Mess- und Umwelttechnik sowie optische Technologien (s. Karte).

Als Branchenagglomerationen von Luft- und Raumfahrtunternehmen sind Gilching (Oberpfaffenhofen) und Ottobrunn zu erkennen. Dort befinden sich das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) bzw. die deutsche Zentrale der Airbus-Gruppe. Der Sonderflughafen Oberpfaffenhofen ist für die Luftfahrtunternehmen und die Flugbetriebseinheiten des DLR von zentraler Bedeutung. Im Mittel investierten die Luft- und Raumfahrtunternehmen rund ein Fünftel ihres Umsatzes in die Forschung und Entwicklung. Diese Intensität ist auch innerhalb der Hightechbranche als hoch einzustufen.

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