Nigerdelta - Erdölwirtschaft
Afrika - Afrika - Wirtschaft
978-3-14-100770-1 |
Seite 179 |
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Maßstab 1 : 2250000
Informationen
Das Nigerdelta ist einer der Schwerpunkte der Erdölwirtschaft in Afrika und das Förderzentrum von Nigeria. Nigeria nimmt unter den Erdölförderländern Afrikas eine Spitzenposition ein. Der Export ist vorwiegend für die USA und Großbritannien bestimmt, für Deutschland spielt er keine Rolle.Das hochwertige gasreiche Öl ist von bester Qualität und deshalb von allen internationalen Erdölgesellschaften begehrt. Nigeria profitiert über Einnahmen für Konzessionen und Förderung ganz erheblich von der Ressource Erdöl. Es ist aber nur eine kleine Schicht von Militärs, Politikern und Beratern, die daran verdient: Das Land gehört statistisch zu den ärmsten Ländern der Erde.
Nutzungskonflikte
Im Nigerdelta werden die Konflikte zwischen den transnationalen Konzernen und der Staatsmacht auf der einen Seite und der lokalen Bevölkerung auf der anderen Seite überaus deutlich sichtbar: Die Erdölförderung hat auf dem Festland zu einem dichten Netz von Förderanlagen und Leitungen geführt. Diese wurden ohne Rücksicht auf das traditionelle Bodenrecht und die Verfügbarkeit von Wald- und Kulturland errichtet, sodass Konflikte mit der lokalen Bevölkerung entstanden. In den schon dicht bevölkerten Gebieten wie bei den Ogoni setzte eine Verarmung der Bauern ein, die ihre Felder verloren. Die Fischgründe wurden wegen der Vergiftung durch Erdöl unbrauchbar.
Da weder die Region des Deltas insgesamt noch die Stammesautoritäten einen Anteil an den Erdöleinnahmen oder Schadensersatz erhielten, kam und kommt es bis heute zu "illegalem Anzapfen" der Produktpipelines, um Benzin oder leichtes Öl zu entnehmen und zu verkaufen. Dies führt zu Explosionen, die beständig Todesopfer fordern.
Der Staat reagiert bis heute mit dem Einsatz von Militär, mit Gefängnisstrafen und Todesurteilen für "Aktivisten". Die "Entwicklungsmaßnahmen" der Erdölgesellschaften sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Bevölkerung reagiert mit Abwanderung, um neues Kulturland zu finden, oder sie zieht in die Städte, um durch Handel und Kleingewerbe ihr Überleben zu sichern.
Die Erdölgesellschaften erschließen inzwischen mit Milliardeninvestitionen die Förderung im Tiefwasserbereich und beginnen, sich auf einen Ausbau der Gasförderung für die kommenden Jahrzehnte einzurichten.
B. Wiese