Nordrhein-Westfalen - Naturgefahren

Nordrhein-Westfalen - Landwirtschaft und Klima
978-3-14-100943-9 | Seite 17 | Abb. 5 | Maßstab 1 : 2400000

Überblick

Nordrhein-Westfalen ist aufgrund seiner geografischen und klimatischen Bedingungen verschiedenen Naturrisiken ausgesetzt. Erdbeben, Hochwasser, Stürme, Starkregen und Schneestürme haben in der Vergangenheit zu erheblichen Schäden und Verlusten geführt. Die Region muss sich kontinuierlich auf diese Risiken vorbereiten und Maßnahmen zur Schadensminderung und schnellen Reaktion entwickeln, um die Auswirkungen zukünftiger Naturkatastrophen zu minimieren.

Erdbeben

Die Kölner Bucht ist ein bekanntes Erdbebengebiet in Nordrhein-Westfalen. Obwohl sie nicht an der Grenze zwischen zwei Kontinentalplatten liegt, entstehen hier Erdbeben durch die Druckspannungen, die von der afrikanischen Platte auf die eurasische Platte übertragen werden. Historisch gesehen gab es mehrere bedeutende Erdbeben in der Region, darunter das Erdbeben von Düren im Jahr 1756, das mit einer Stärke von 6,4 auf der Richterskala eines der stärksten Erdbeben in Mitteleuropa war. Kleinere Erdbeben treten regelmäßig auf, sind jedoch meist nicht spürbar. Das letzte markante Erdbeben mit dem Epizentrum bei Roermond (Niederlande) geschah am 13. April 1992 und erreichte 5,9 auf der Richterskala. Allein in Nordrhein-Westfalen wurden 30 Menschen verletzt und es entstand erheblicher Sachschaden in Höhe von geschätzten 150 Mio. D-Mark.

Hochwasser

Nordrhein-Westfalen ist auch von Hochwasser betroffen, insbesondere entlang des Rheins und seiner Nebenflüsse. Das Rheinhochwasser von 1993, auch als „Weihnachtshochwasser“ bekannt, war eine der schwersten Hochwasserkatastrophen in der Region, wenngleich der Pegel (in Köln) immer noch knapp 3 Meter unter der Marke des Katastrophenhochwassers von 1784 lag. Überdurchschnittliche Niederschläge führten zu extremen Wasserständen, die in Städten wie Köln und Bonn erhebliche Schäden verursachten. Der Pegel stieg in Köln auf 10,63 m und galt damit als Jahrhunderthochwasser. Große Bereiche der Kölner Alt- und Südstadt sowie des südlichen Stadtteils Rodenkirchen wurden überflutet, insgesamt waren allein in Köln mehr als 100 000 Personen direkt vom Hochwasser betroffen. Als dann kaum ein Jahr später im Januar 1995 ein weiteres Jahrhunderthochwasser sogar 10,69 m erreichte und damit der Jahrhunderthöchststand von 1926 eingestellte, kam es zu ähnlichen Schäden, wenngleich die nahe Erinnerung an das Hochwasser von Weihnachten 1993 viele Präventions- und Schutzmaßnahmen reibungsloser und effektiver ablaufen ließ. In den folgenden Jahren wurde der Hochwasserschutz vom Oberrhein bis zum Niederrhein in länderübergreifender Zusammenarbeit grundsätzlich überarbeitet und nachgebessert. Es wurden gezielt Retentionsflächen geschaffen, in die Hochwasser zukünftig abgeleitet werden kann, um Hochwasserscheitel zu kappen. Seitdem ist es zu keinem vergleichbaren Rheinhochwasser gekommen, wenngleich der Klimawandel solche eigentlich befördert, so die Prognose.

Stürme

Stürme sind ebenfalls eine bedeutende Gefahr in Nordrhein-Westfalen. Das Tiefdruckgebiet Norina verursachte am 12. Juli 2010 schwere Schäden in der Region. Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 km/h führte der Sturm zu Verkehrsbehinderungen, Stromausfällen und mehreren Todesopfern. Städte wie Düsseldorf und Köln waren besonders betroffen, wobei zahlreiche Bäume entwurzelt und Gebäude beschädigt wurden.

Starkregen

Starkregenereignisse können in Nordrhein-Westfalen zu schnellen und intensiven Überschwemmungen führen. Ein weiteres verheerendes Hochwasser ereignete sich Mitte Juli 2021, als das Tiefdruckgebiet Bernd innerhalb von 24 Stunden bis zu 150 Liter Regen pro Quadratmeter fielen ließ, was auf den bereits feuchtigkeitsgesättigten Böden zu massiven Überschwemmungen führte. Besonders betroffen waren Städte wie Hagen und Wuppertal sowie der Kreis Euskirchen und bekanntermaßen besonders das rheinland-pfälzische Ahrtal und andere Täler der Eifel und Ardennen. Die extremen Niederschläge führten dort ebenfalls zu Sturzfluten, erheblichen Sachschäden und kosteten viele Menschenleben. Die Gesamtschäden der Flutkatastrophe vom Juli 2021 in Mitteleuropa beliefen sich auf geschätzte 46 Mrd. Euro, ein Vielfaches des Weihnachtshochwassers 1993 am Rhein mit rund 500 Mio. D-Mark.

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Diercke

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