Quartier Vauban (Freiburg) - Nachhaltige Stadtteilentwicklung

Deutschland - Stadtökologie und nachhaltige Stadtentwicklung
978-3-14-100900-2 | Seite 82 | Abb. 4| Maßstab 1 : 7500

Überblick

Das rund 2,5 Kilometer südlich der Freiburger Innenstadt gelegene „Quartier Vauban“ gilt als Vorreiter für nachhaltigkeitsorientierte Stadtentwicklung. Es entstand auf einem ehemaligen Kasernengelände, das nach dem Zweiten Weltkrieg von den französischen Streitkräften übernommen wurde. Nach deren Abzug 1992 erwarb die Stadt Freiburg 34 Hektar des Areals, um es für den Wohnungsbau zu nutzen. Die restlichen vier Hektar übernahmen das Studentenwerk und die „Selbstorganisierte Unabhängige SiedlungsInitiative“. Bis 2017 war die Bebauung des innovativen und familienfreundlichen Wohnviertels weitgehend abgeschlossen. Die Bevölkerungszahl lag zu dem Zeitpunkt bei 5 600 (2021: 5 200). Seit 2008 ist Vauban ein eigenständiger Stadtteil.

Planungsziele

In seiner heutigen Form ist Vauban das Resultat eines städtebaulichen Ideenwettbewerbs mit dem erklärten Ziel, ein modernes, abwechslungsreiches Wohngebiet unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit zu errichten. Zugleich sollten kleinparzellierte Grundstücke und die vorrangige Vermarktung an Einzelbauverantwortliche breiten Schichten der Bevölkerung die Möglichkeit geben, sich ein eigenes Zuhause zu schaffen. Die Bevölkerung des Viertels lebt entweder, wie im Studentendorf Vauban, in sanierten ehemaligen Kasernengebäuden oder in neuen, energieoptimierten Reihen- und Mehrfamilienhäusern.

Verkehrskonzept

Ein zentraler Bestandteil der städtebaulichen Planung war von Beginn an eine starke Minimierung des Autoverkehrs. Aus diesem Grund wurden für die privaten Fahrzeuge Quartiersgaragen errichtet, ergänzt durch einen Parkplatz für Gäste. Darüber hinaus gibt es eine Solargarage mit Stell- und Kurzzeit-Parkplätzen. Das Verkehrskonzept beinhaltet eine Abstufung von den umgebenden Straßen des Quartiers (max. Tempo 50 km/h) über die Haupterschließungsstraßen (30 km/h) und die beruhigten Wohnstraßen (Schrittgeschwindigkeit) bis hin zu ergänzenden Fuß- und Radwegen. Integraler Bestandteil war auch eine gute Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr. Das Angebot aus zwei städtischen und einer regionalen Buslinie wurde 2006 durch eine direkte Straßenbahnverbindung zur Freiburger Innenstadt ergänzt.

Energiekonzepte

In Vauban ist eine Niedrigenergiebauweise verpflichtend. Daneben gibt es Passivhäuser (< 15 kWh/m² pro Jahr) und Nullenergiehäuser sowie Plusenergiehäusern mit Photovoltaikanlagen (Solarsiedlung und „Sonnenschiff“), die mehr Energie produzieren als sie verbrauchen und ihren Energieüberschuss in das öffentliche Versorgungsnetz einspeisen. Überdies gibt es in Vauban eine Vielzahl von thermischen Solar- und Photovoltaikanlagen, die auf freiwilliger Basis installiert wurden. Die Fernwärme stammt von einem Blockheizkraftwerk. Das Regenwasser wird in Zisternen gesammelt, um es als Brauchwasser oder in den Außenanlagen zu verwenden. Die begrünten Flachdächer sollen den Wasserabfluss verzögern. Überschüssiges Regenwasser wird versickert, um die Grundwasservorräte aufzufüllen. Gerade im dicht bebauten Quartier Vauban wurde großer Wert auf Grünflächen als Erholungs- und Erlebnisräume gelegt.

Infrastruktur

Teil der konzeptionellen Planung war auch eine eigenständige soziale Infrastruktur u. a. mit Kindergärten, Grundschule, Spiel- und Sportstätten, Geschäften für den täglichen Bedarf und Arztpraxen. Das Geschäfts- und Wirtschaftszentrum ist die Vauban-Allee, sozialer und kultureller Mittelpunkt der Alfred-Döblin-Platz mit dem Bürgerzentrum („Haus 037“). Südlich des Dorfbachs liegt das Gelände des Kinderabenteuerhofs, ein Pionier der inklusiven Arbeit im Stadtteil.

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Diercke

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Das Quartier Vauban - ein Beispiel für nachhaltige Stadtentwicklung
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