Überblick
Weite Teile von Rheinland-Pfalz bieten aufgrund ihres Mittelgebirgscharakters gute Bedingungen für die Viehwirtschaft, insbesondere die Rinderhaltung. Dagegen ist die ackerbauliche Nutzung in Rheinland-Pfalz auf die flachen Abschnitte zwischen den Höhenzügen der Mittelgebirge beschränkt. Im Oberrheinischen Tiefland erfolgt eine intensive Nutzung mit Sonderkulturen. Dabei nimmt der Weinbau eine überragende Stellung ein.
Ackerbau, Sonderkulturen und Forstwirtschaft
Die gesamte Landwirtschaftsfläche in Rheinland-Pfalz beträgt rund 740 000 Hektar; davon werden 52 Prozent ackerbaulich genutzt (Stand 2024). Der überwiegende Anteil der Ackerflächen (55 %) dient dem Anbau von Getreide. Die mit Abstand wichtigste Getreideart ist Weizen (46 %), gefolgt von Gerste (35 %). In den letzten Jahren wurde der Anbau von Raps ausgedehnt; 2024 wurden in Rheinland-Pfalz über 42 500 ha mit Winterraps bestellt, knapp 6 % der gesamten Landwirtschaftsfläche. Die Ursachen liegen in den Züchtungen besonderer Rapssorten sowie in der europäischen Agrarpolitik, die auch auf Stilllegungsflächen den Anbau von Non-Food-Raps für die Produktion von Biodiesel erlaubt.
Auf den guten bis sehr guten, zum Teil mit Löss bedeckten Böden in Rheinhessen, der Vorderpfalz und im Maifeld werden Weinreben sowie Sonderkulturen wie Obst, Gemüse (u. a. Spargel) und Tabak angebaut. Rheinland-Pfalz ist mit rund zwei Drittel der gesamten Rebflächen das Weinbauland Nummer 1 in Deutschland. Sechs der 13 deutschen Weinbaugebiete für Qualitäts- und Prädikatswein liegen vollständig in Rheinland-Pfalz: Ahr, Mittelrhein, Mosel, Nahe, Rheinhessen und Pfalz. Die beiden größten Anbaugebiete sind zugleich die größten Deutschlands: Rheinhessen und die Pfalz. Die wichtigste Rebsorte ist Riesling; er wächst auf rund 27 Prozent der gesamten Weinanbaufläche des Landes. Insgesamt stellen die Rebflächen knapp 9 Prozent der rheinland-pfälzischen Landwirtschaftsfläche (65 000 ha); der Anteil ist so hoch wie in keinem anderen Bundesland. Die Bedeutung des Weinbaus für Rheinland-Pfalz zeigt sich auch an wirtschaftlichen Zahlen. Gemessen am gesamten landwirtschaftlichen Produktionswert beläuft sich der Anteil des Weinbaus auf fast 30 Prozent.
Die oberen Höhenlagen der Mittelgebirge werden überwiegend forstwirtschaftlich genutzt. Insgesamt sind 41 Prozent der Landesfläche bewaldet; damit stellt Rheinland-Pfalz das waldreichste Bundesland dar (knapp vor Hessen).
Viehhaltung
Der Schwerpunkt der Viehhaltung liegt in der Rinderhaltung; von den 288 000 Rindern sind rund 92 000 Milchkühe (Stand Frühjahr 2024). 34 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Rheinland-Pfalz dienen als Dauergrünland. Regionale Schwerpunkte sind die Eifel, der Westerwald sowie das Saar-Nahe-Bergland und die Vorderpfalz. Im Bundesvergleich spielen die Viehbestände jedoch nur eine untergeordnete Rolle.
Betriebsstrukturen
In Rheinland-Pfalz gab es 2024 insgesamt 17 800 landwirtschaftliche Betriebe. Im Vergleich zu 2007 bedeutete das einen Rückgang um 12,7 Prozent. Gleichzeitig erfolgte ein Trend zu größeren Betrieben: Während 2024 ein landwirtschaftlicher Betrieb im Durchschnitt über eine Betriebsfläche von fast 42 ha verfügte, waren es 2007 erst 28 ha. Besonders deutlich zeigt sich die Tendenz zur Betriebsaufgabe bzw. -vergrößerung im Weinbau: Zwischen 2007 und 2024 hat sich die Zahl der Weinbaubetriebe von 11 040 auf 5 890 fast halbiert, während die Rebfläche nahezu unverändert blieb.
Nahrungs- und Genussmittelindustrie
Ein Schwerpunkt der Nahrungs- und Genussmittelindustrie liegt in der Milchverarbeitung, von der es mehrere Standorte in Rheinland-Pfalz gibt. Im Bereich der Fleischverarbeitung ist die Erzeugung von Schweinefleisch der wichtigste Produktionsbereich. Die Region Rheinhessen ist Standort einer Zuckerfabrik und der Obst- und Gemüseverarbeitung. In den Weinanbaugebieten gibt es zahlreiche Kellereien.
H. Kiegel, E. Astor