Überblick
Mit einem Produktionsvolumen von 45,3 Millionen Tonnen 2021/2022 ist Indonesien der weltweit wichtigste Produzent von Palmöl. Die Anbauflächen befinden sich zu etwa einem Drittel auf Kalimantan und zu zwei Drittel auf Sumatra, auf deren Ostteil auch die Provinz Riau liegt. Palmöl ist zwar im Vergleich mit anderen Ölpflanzen extrem ertragreich und vielseitig einsetzbar, jedoch ist der Ölpalmenanbau mit hohen ökologischen Schäden verbunden, speziell im „Biodiversitäts-Hotspot“ Indonesien.
Palmölproduktion weltweit
Weltweit ist die Palmölproduktion in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Lag die Produktionsmenge 2002/03 noch bei rund 27,76 Millionen Tonnen, wurden im Jahr 2021/22 bereits 75,95 Millionen Tonnen hergestellt, die weltweite Anbaufläche lag 2020 bei etwa 250 Millionen Hektar (s. Grafik). Der Großteil des Palmöls auf dem Weltmarkt stammt aus Südostasien, mit großem Abstand führen Indonesien und Malaysia die Liste der Erzeuger- und Exportländer an.
Palmölprodukte
Mit einem Anteil von über 70 Prozent liegt die Nahrungsmittelindustrie bei der Verwendung von Palmöl ganz vorn. Es findet sich in vielen Lebensmitteln wie beispielsweise Margarine, Schokolade oder Fertiggerichten. Dazu wird Palmöl in der Futtermittelproduktion und zur Herstellung von Kerzen, Kunststoffen, Farben und Lacken eingesetzt. Immer mehr findet es auch bei der Herstellung von Biokraftstoffen Verwendung. Des Weiteren eignet sich das aus den Fruchtkernen gewonnene Palmkernöl für industrielle Anwendungen sowie die Reinigungs- und Kosmetikindustrie.
Gründe für die Beliebtheit von Palmöl im Vergleich zu anderen pflanzlichen Ölen mit ähnlichen Eigenschaften sind vor allem der hohe Hektarertrag – eine Substitution mit Rapsöl würde beispielsweise etwa die dreifache Fläche benötigen, bei anderen Alternativen ist es noch mehr (s. Grafik) –, die niedrigen Kosten sowie die ganzjährige Verfügbarkeit des Produkts auf dem Weltmarkt.
Die Folgen des Palmölanbaus in Indonesien
Die indonesische Palmölindustrie ist inzwischen fest in der Hand von Großkonzernen, wobei vor allem malaysische und singapurische Unternehmen mit rund 50 Prozent einen beachtlichen Teil der Plantagen kontrollieren. Diese arbeiten oft Hand in Hand mit der Politik: Die aggressive Agrarpolitik der indonesischen Regierung zielt seit Jahrzehnten auf den großflächigen Ausbau von Palmölplantagen. So wird der Anbau traditioneller Kulturpflanzen nicht mehr gefördert, dafür aber eine umfangreiche Infrastruktur zur zeitkritischen Weiterverarbeitung der Ölpalmen-Frucht aufgebaut (s. Karte). Die Plantagenwirtschaft geht allerdings einher mit weitreichenden ökologischen und sozialen Folgen.
Allein zwischen 2011 und 2018 verlor Indonesien 25,6 Millionen Hektar Wald, was etwa 16 Prozent der ursprünglichen Fläche entspricht. Regenwälder wurden durch Abholzung und Brandrodung beseitigt und kohlenstoffreiche Torfwälder entwässert. Die Feuer verursachen Luftverschmutzungen, die weit über die Landesgrenzen hinausreichen, regelmäßig weht der Rauch bis nach Singapur, Malaysia und sogar Vietnam. Die statt des Regenwaldes angepflanzten Monokulturen bieten nicht länger Lebensraum für bedrohte Arten wie Orang-Utans, Gibbons, Elefanten und Tiger. Da viele Plantagen in Hanglagen angelegt werden, führt die Abholzung der Bäume mit ihrem stabilen Wurzelgeflecht zu vermehrter Landerosion. Die beim Anbau eingesetzten Pestizide und Düngemittel belasten die Natur zusätzlich.
Auch die indigene Bevölkerung leidet unter der expandierenden Plantagenwirtschaft. Die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern werden von ihren Flächen, die sie zuvor in der Regel in artenreichen Agroforstsystemen bewirtschaftet haben, für die sie aber keine modernen Besitznachweise besitzen, vertrieben und anschließend direkt oder indirekt zur Arbeit auf den Palmölplantagen gezwungen. Denn es bleibt ihnen oft keine Alternative zur Existenzsicherung, Raum für andere landwirtschaftliche Nutzungsweisen gibt es kaum noch (s. Karte). Das können die Plantagenbetreiber ausnutzen: Menschenrechtsverletzungen, Kinderarbeit und gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen wurden bereits vielfach auf den Plantagen dokumentiert.
Nachhaltigkeit in der Palmölbranche
Konsumenten, die sozial- und umweltschädigende Produkte vermeiden wollen, haben beim Palmöl dafür in der Regel nur eine Möglichkeit: Zertifikate. Das bekannteste Zertifikationsprogramm ist das 2004 ins Leben gerufene RSPO (Round Table of Sustainable Palm Oil), das weltweit rund 20 Prozent des verkauften Palmöls zertifiziert. Dabei handelt es sich allerdings nicht um ein Öko-Siegel im klassischen Sinn, denn neben dem WWF war bei der Gründung mit Unilever auch einer der größten Hersteller von Verbrauchsgütern maßgeblich involviert und hat die Interessen der Industrie eingebracht. Dennoch ist die Vergabe des Siegels natürlich mit bestimmten Vorgaben verbunden, ursprünglich zählten dazu vor allem die Einhaltung gesetzlicher Standards, darunter Landnutzungs- und Eigentumsrechte, sowie ein Verbot der Rodung von Primärwäldern und ökologisch wertvoller Flächen. Nach massiver Kritik, unter anderem an den vagen Formulierungen der Auflagen und fehlender Einbeziehung der indigenen Bevölkerung, wurde das Programm 2015 und 2018 angepasst und beinhaltet nun auch einen Kleinbauernstandard und Verbote für neue Plantagen auf Torfböden und den Einsatz hochgefährlicher Pestizide – mit einigen Ausnahmen. Die Kritik an der fehlenden Umsetzung und Kontrolle dieser Vorgaben aber hält an, denn nur konsequent geprüft können sie ein wertvolles Instrument zur Verbesserung der Praktiken in der Palmölbranche sein.