Überblick
Die Frühgeschichte der Schweiz ist stark von den eiszeitlichen Vergletscherungen während der Kaltzeiten geprägt, die das geomorphologische Landschaftsbild nachhaltig formten und überprägten. Diese Ereignisse beeinflussten auch die Bedingungen für die nachfolgende Frühbesiedlung der Schweiz und die Entwicklung von Flora und Fauna in erheblichem Masse.
Die Karte zeigt die Vergletscherung der Schweiz vor ungefähr 200 000 Jahren (hell-violett + weiss + grau-blau) und 50 000 Jahren (weiss + grau-blau) sowie die aktuellen Gletscherflächen (grau-blau) in den Schweizer Alpen und im Mont-Blanc-Massiv. Ausserdem sind steinzeitliche Siedlungsfunde eingetragen.
Eiszeiten und Gletscherbildung in der Schweiz
Als Vergletscherung wird ein Eisvorstoss bis ins Mittelland bezeichnet. Die Begriffe „Riss“ und „Würm“ basieren auf dem traditionellen Eiszeitenmodell von Penck und Brückner, das die vier Perioden Günz, Mindel, Riss und Würm umfasste. Diese Einteilung war seit 1900 gebräuchlich, gilt jedoch nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen als überholt. Dennoch sind die Begriffe Riss und insbesondere Würm noch immer gebräuchlich.
In der zweitletzten Kaltzeit (der klassischen „Riss-Eiszeit“) war ein grosser Teil der heutigen Schweiz von Eis bedeckt. Die Eismassen des Rhonegletschers bedeckten weite Teile des Juras und des westlichen Mittellandes, während der Rheingletscher über den Bodensee hinaus ins süddeutsche Alpenvorland stiess. Es wird angenommen, dass im Mittelland eine grosse zusammenhängende Eisdecke zwischen Jura und Bodensee existierte. In den Vogesen und im Schwarzwald bildeten sich ebenfalls eigene Vergletscherungen. In der letzten Kaltzeit kam es erneut zu grossflächigen Vergletscherungen im Gebiet der heutigen Schweiz. Die durchschnittlichen Jahrestemperaturen waren rund 12 bis 15 °C tiefer als heute, und ein Kältemaximum wurde um 22 000 bis 21 000 v. Chr. verzeichnet.