Schweiz - Sprachen

Schweiz - Bevölkerung
978-3-14-100919-4 | Seite 42 | Abb. 1| Massstab 1 : 2500000

Überblick

Die zugrunde liegenden Bevölkerungsdaten sind auf der Ebene der Bezirke erhoben worden. Mehrere Kantone haben in den vergangenen Jahren Verwaltungsreformen durchgeführt und dabei die Grenzen ihrer administrativen Einheiten verändert. Die Zahlen und Gebietsstände der Karten beziehen sich auf das Jahr 2022. In den Erläuterungstexten sowie in den Kartenlegenden wird weiterhin vereinfachend der Begriff „Bezirk“ verwendet, obwohl in einigen Kantonen nach den Reformen nunmehr andere Bezeichnungen für die administrativen Einheiten verwendet werden (Kanton Bern: Verwaltungskreis; Kantone Luzern und St. Gallen: Wahlkreis). Mehrere kleinere Kantone sind nicht in Bezirke gegliedert, sondern nur in Gemeinden, deren Darstellung allerdings für die Massstäbe 1: 2,5 bzw. 1: 2 Millionen ungeeignet wäre.

Die Landessprachen der Schweiz und ihr Mix

Die Karte zeigt die Verteilung der ersten Hauptsprache, d. h. der Sprache mit einem Bevölkerungsanteil von mehr als 50 % in den Bezirken der Schweiz 2022. Die in beiden Darstellungen berücksichtigten Sprachen sind zum einen die vier offiziellen Landessprachen der Schweiz (Deutsch, Französisch, Italienisch, Rätoromanisch), zum anderen die Gruppe der „anderen Sprachen“, die jedoch in keinem Bezirk einen Wert von über 50 % erreicht und deshalb im Kartenausschnitt und in der Legende nicht enthalten ist. Die Klasse unter 70 % kommt nur in der deutschen und der rätoromanischen Schweiz vor. Es handelt sich dabei um die beiden gleichermassen romanisch- und deutschsprachigen Bezirke Unterengadin/Val Müstair und Surselva (Graubünden) sowie die Bezirke See/Lac (Freiburg) und Biel/Bienne (Bern) an der deutsch-französischen Sprachgrenze (die Gemeinden beider Sprache umfassen) und ausserdem um den Bezirk Maloja in Graubünden, in dem neben der deutschen auch die italienische und die rätoromanische Sprache stark vertreten ist.

Die räumliche Verteilung der schweizerischen Landessprachen

Der grösste Teil der Bezirke ist der Klasse über 85 % zuzuordnen. Weite Teile des Mittellands, die grossen Haupttäler, aber auch die peripheren Seitentäler weisen derart hohe Werte auf. In den grossen städtischen Agglomerationen und wirtschaftlichen Aktivräumen der Schweiz ist die erste Hauptsprache hingegen wesentlich schwächer vertreten. Dies deutet auf Migrations- und Emigrationsprozesse in Vergangenheit und Gegenwart hin, die in diesen Gebieten zu einer grösseren Durchmischung mit anderen schweizerischen Hauptsprachen und sonstigen Sprachen geführt haben. In diesem Zusammenhang ist der besonders hohe Anteil von Englisch als erster Hauptsprache in international verflochtenen Regionen wie z. B. dem Zürichsee und Genfersee hervorzuheben.
Die französisch- und die italienischsprachige Schweiz sind bezüglich der Sprachdominanz gleichfalls sehr homogen. Wie auch in der Deutschschweiz ist in der französischen Schweiz die Klasse über 85 % über weite Gebiete dominierend und wiederum weisen nur die grossen Agglomerationen (aufgrund der grösseren Durchmischung) und die Grenzgebiete zu anderssprachigen Grenzräumen einen Wert zwischen 70 und 85 % auf. In der italienischsprachigen Schweiz findet sich die Klasse 70 – 85 % einzig im Bezirk Locarno, der einen verhältnismässig hohen Anteil deutschsprachiger Bewohner verzeichnet. Einen Spezialfall stellt das italienischsprachige Bündner Bergell dar, das administrativ zum Bezirk Maloja gehört und daher auf der Karte nicht in Grüntönen eingefärbt ist.

Die räumliche Verteilung von anderen Sprachen

Gewisse Bezirke bzw. Kantone weisen gegenüber früher einen immer höheren Anteil an „andere Sprachen“ auf. Dabei werden die höchsten Werte im Gebiet der drei Metropolitanräume Genf-Lausanne, Zürich und Basel erreicht. Andere Sprachen als die schweizerischen Landessprachen sind auch in Bezirken mit einem stark ausgeprägten Tourismussektor stark vertreten (z. B. Aigle, Riviera-Pays d’Enhaut). Interessant ist auch die Stellung von städtischen, innerhalb der Schweiz aber eher peripheren Regionen wie beispielsweise La Chaux-de-Fonds oder Schaffhausen. Hier ist vor allem das Angebot von industriellen Arbeitsplätzen (Uhrenindustrie, Metallverarbeitung) ausschlaggebend für die Ansiedlung ausländischer Bevölkerung mit anderen Hauptsprachen. Daran schliesst sich die Betrachtung an, dass ein hoher Bevölkerungsanteil für die Gruppe der „anderen Sprachen“ oft positiv mit einem hohen Anteil ausländischer Wohnbevölkerung korreliert. Allerdings ist dieser Zusammenhang nicht zwingend, da auch ein grosser Teil der ausländischen Wohnbevölkerung eine der schweizerischen Landessprachen als Muttersprache hat. So wird beispielsweise verständlich, dass das Tessin trotz hoher Ausländeranteile in manchen Bezirken nur mittlere Werte für den Bevölkerungsanteil der Gruppe der anderen Sprachen aufweist, da ein Grossteil der ausländischen Wohnbevölkerung aus Italien stammt.

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