Südosteuropa
Südosteuropa, der östliche Mittelmeerraum, die Türkei, der Kaukasus und der westliche Iran haben ihre Gestalt fast vollständig während der Phase der alpidischen Gebirgsbildung erhalten (Beginn vor rund 50 Millionen Jahren), sie sind im Vergleich zu anderen Gebirgen noch relativ jung. Die Gebirgsketten haben in ihren höchsten Teilen Hochgebirgscharakter (u. a. Karpaten, Rhodopen, Taurus, Kaukasus, Zagrosgebirge). Im Osten liegen innerhalb der Gebirgslandschaften große Seen wie der Vansee, Sewansee und Urmiasee. Im Norden schließen sich die Ebenen des Osteuropäischen Tieflandes an, im Südosten die der Arabischen Halbinsel. Die Anlage großer Stauseen am Oberlauf des Euphrat deutet auf einen für diese Region zentralen Aspekt und Konfliktpunkt hin: die Wasserversorgung.
Schmale Küstensäume leiten von den Gebirgsketten zum Mittelmeer und seinen Randmeeren wie dem Ägäischen und Adriatischen Meer über; hier finden sich zahlreiche Gruppen kleiner Inseln. Zypern und Kreta sind die beiden größten Inseln des östlichen Mittelmeeres, beide haben Gebirgscharakter.
Ausnahmen innerhalb der Gebirgslandschaften bilden die weit gespannten und von großen Flüssen durchströmten Landschaften des Pannonischen Beckens (im nordwestlichen Bereich der Karte angeschnitten, ca. 80 000-100 000 km2) und die inneranatolischen Hochebenen in der Türkei, die vom Pontischen Gebirge und dem Taurus eingerahmt werden (ca. 150 000 km2). Ebenen größerer Ausdehnung entstanden an den Küsten, wo große Flüsse ihre Sedimente abgelagert haben (so z. B. die 80 000 km2 große Walachische bzw. Donautiefebene oder der mit gut 5 000 km2 wesentlich kleinere Ceyhan/Seyhan-Schwemmfächer). Im nördlichen Kartenbereich sind die Ebenen des Osteuropäischen Tieflandes, im südöstlichen Bereich die der Arabischen Halbinsel angeschnitten.
Der Mittelmeerraum ist aufgrund der aktiven Tektonik (Bewegungen in der Erdkruste) stark erdbebengefährdet. Weiträumige Niederungen (langgestreckte und weitläufige Täler), Tafelländer (hochliegende Flachländer) und Hügelländer durchschneiden im Westen die Gebirge, die größere Höhen erreichen, wie zum Beispiel die Karpaten. Im Süden Osteuropas liegen das Kaspische Meer, das Asowsche Meer und das Schwarze Meer.
Zum südosteuropäischen Raum zählen die Mittelmeerstaaten Kroatien, Albanien, Griechenland, Montenegro und die Türkei sowie im Inland Bosnien und Herzegowina, Serbien, Kosovo, Nordmazedonien, Rumänien und Bulgarien. Rumänien, Bulgarien und die Türkei haben lange Küsten am Schwarzen Meer.
Balkanhalbinsel
Die Balkanhalbinsel, nach dem Balkangebirge benannt, ragt im Südosten Europas in das Mittelmeer hinein. Sie erhielt ihre heutige Gestalt ebenfalls fast vollständig während der Phase der jungen alpidischen Gebirgsbildung. Die Gebirgsketten zeigen in ihren höchsten Abschnitten Hochgebirgscharakter. Dominierendes Gebirge im Westen der Halbinsel ist das Dinarische Gebirge, welches im Jezerca (2 694 m) in Albanien seine höchste Erhebung erreicht. Der höchste Gipfel auf der gesamten Balkanhalbinsel ist aber der Musala (2 925 m) im Rila-Gebirge in Bulgarien. Der namensgebende Hohe Balkan – mittlerer Abschnitt des sich vom Dreiländereck Serbien–Rumänien–Bulgarien in einem südöstlich gerichteten Bogen quer durch Bulgarien erstreckenden Balkangebirges – reicht nur bis zu einer Gipfelhöhe von 2 376 Metern. Ausnahmen innerhalb der Gebirgslandschaften der Balkanhalbinsel bilden die etwa gleich große Walachische Tiefebene (Donautiefland auf der bulgarischen Seite) am Unterlauf der Donau sowie das Pannonische Becken, das von der Theiß und der Donau durchquert wird.
Im Osten wird die Balkanhalbinsel vom Schwarzen Meer begrenzt, welches über den Bosporus, das Marmarameer und die Dardanellen mit der Ägäis und so mit dem Mittelmeer verbunden ist.
Die Balkanhalbinsel blickt auf eine lange Besiedlungsgeschichte zurück. Sie ist kulturell und sprachlich stark differenziert. Im Wesentlichen umfasst der Begriff „Balkan“ diejenigen Staaten Europas, die von Byzanz und später vom Osmanischen Reich geprägt wurden. Politisch gehören zur Balkanhalbinsel heute die Staaten Griechenland, Albanien, Nordmazedonien, Bulgarien, Kosovo, Montenegro und Bosnien und Herzegowina sowie Teile von Serbien, Kroatien, Rumänien, Slowenien und der Türkei. Auffallend ist, dass die Hauptstädte mit Ausnahme von Athen landeinwärts und weiter vom Meer entfernt liegen.
Besonderheiten
In der Karte ist am Beispiel Donau die typische Mündungsform eines Deltas zu sehen. Der Mittelmeerraum beherbergt zahlreiche Ruinen wie Delphi, Olympia, Mykene und Knossos (Griechenland), Ephesos und Milet (Türkei). Griechenland besteht aus 3 504 Inseln, die zusammen etwa ein Fünftel der Landesfläche ausmachen. Wichtige Fährlinien verkehren zwischen den griechischen Inseln. Die stark von Schiffen befahrene Verbindung zwischen dem Mittelmeer und Schwarzen Meer gliedert sich in die Dardanellen (65 km lang, 1,3 bis 6 km breit), das Marmarameer (280 km lang, 80 km breit) und den Bosporus (30 km lang, nur 700 bis 2 500 m breit). Der Bosporus trennt dabei den europäischen und asiatischen Teil des größten Ballungsraums auf zwei Kontinenten weltweit: Istanbul mit rund 16 Mio. Menschen. Eine weitere Besonderheit ist das Eiserne Tor, eine einstmals gefährliche Engstelle der Donau beim Durchbruch durch den Karpatenbogen. Serbien und Rumänien haben dort in den 1960er Jahren gemeinsam einen Damm gebaut und das leistungsstärkste Wasserkraftwerk an der Donau errichtet (2 280 MW).