Weltbilder - durch religiöse und weltanschauliche Vorstellungen geprägte Darstellungen von der Erde als Scheibe
Erde - Erde - Geographische Entdeckungen
978-3-14-100770-1 |
Seite 20 |
Abb. 1
Informationen
Die Ausrichtung der Weltbilder
Die kreisförmige Darstellung scheint in allen Kulturen die kartographische Grundform des Erdbildes zu sein. Basis für dieses Bild der Erde ist die Anschauung, dass die Erde eine Scheibe im unendlichen Weltenmeer ist.
Die Inhalte des Erdkreises unterscheiden sich wesentlich und sind auf den jeweiligen Kulturkreis ausgerichtet und in dessen weltanschauliche Überlieferung eingebunden. Als Mitte der Welt gilt das religiöse Zentrum, bei den Christen Jerusalem, im Islam Mekka. Typisch für diese alten Erddarstellungen ist auch, dass mit zunehmender Entfernung die Kenntnisse der erfassten Umwelt abnehmen und gegen die Ränder zu in reine Legenden übergehen.
Einzelne Weltbilder
Die Karte a) zum arabischen Weltbild stammt vom berühmtesten arabischen Kartographen Al Edrisi (1099 1166). Sie gibt die großen geographischen Kenntnisse im islamischen Raum wieder und lässt auf die weiträumigen Handelskontakte der Araber schließen. Bemerkenswert sind die Darstellungen von Europa und Asien, wobei die Kenntnisse bis in den Fernen Osten reichen. Auch zahlreiche Gebirge sind annähernd lagerichtig eingezeichnet. In Afrika war vor allem der Nilbereich bekannt, wobei die Mondberge als Nilquelle und auch der nach Westen abströmende zweite Nil in den Bereich der Legende zu setzen sind. Ergebnis der Handelsbeziehungen ist die gute Darstellung Ostafrikas.
Das europäische Weltbild des christlichen Mittelalters, dargestellt an der Londoner Psalterkarte aus dem 13. Jahrhundert, zeigt ein kreisförmiges Weltbild, das sich aus der römischen Rundkarte ableitete.
Die Darstellung der Erde ist nicht Abbild der Realität, sondern wird zum Symbol der christlichen Weltidee. Der vom Ozean umschlossene Erdkreis ist nach Osten ausgerichtet, wobei die obere Hälfte von Asien eingenommen wird. Im Mittelpunkt liegt Jerusalem. Die untere Hälfte teilen sich Europa und Afrika. Die Erdteile sind durch Gewässer, die die Form eines T haben, voneinander getrennt. Den senkrechten Balken bilden das Mittelmeer, den Querbalken das Rote Meer und das Schwarze Meer.
Das islamische Weltbild arabischer Kosmographen zeigt Karte c) aus dem 14. Jahrhundert. Diese Weltkarte steht in der theologischen Tradition des Koran. Der grafische Stil der islamischen Kunst ist für die dekorative Karte mit ihren typischen glatten Küsten und der auffallenden Farbgebung charakteristisch. Die Karte ist von einer Bordüre eingefasst, die das legendäre Kaf-Gebirge bildet.
Im Südosten befindet sich der Sitz des Teufels. Mekka liegt im Mittelpunkt der Karte. Der Persische Golf links oben und das Mittelmeer unten sind mit dem Ozean, der die Welt umgibt, verbunden. In das Mittelmeer münden der Nil und der Tanis (Don). Die Karte zeigt drei Kontinente, unten liegt Afrika, jenseits der Nilquellen soll das Land unbewohnbar sein. Links oben befindet sich Europa, Konstantinopel ist durch den Halbmond hervorgehoben. Das chinesische Weltbild d) wurde in Handzeichnungen bis in das 17. Jahrhundert hinein überliefert. Beim Kartentyp greifen reale und mystische Anschauungen ineinander. China, das "Reich der Mitte", liegt im Zentrum eines viereckigen Kontinents. Eingetragen sind die beiden Nachbarländer Korea und Japan. Ein ringförmiger Kontinent im Ozean stellt mystische Länder dar.
F. Forster