Überblick
Frankreich ist ein Pionier bei der Entwicklung und Herstellung von Hochgeschwindigkeitszügen sowie beim Aufbau eines Hochgeschwindigkeitsnetzes. Das Konzept, in Leichtbauweise konstruierte, mit elektronischer Steuerungstechnik und Elektroantrieb ausgestattete Triebwagen zu verwenden, hat sich bewährt. Je ein Triebkopf an Zuganfang und -ende ermöglichen eine günstige Verteilung der Antriebsleistung. Hochgeschwindigkeitszüge können wesentlich größere Steigungen überwinden als herkömmliche Züge, was beim Bau neuer Strecken Kosten spart und Längen reduziert. Zu den Vorzügen zählen auch das variable Platzangebot, da auf stärker frequentierten Abschnitten einfach ein zweiter Zug angekoppelt werden kann, sowie die Möglichkeit, zwei Züge unterwegs zu trennen, um unterschiedliche Ziele direkt anzufahren.
Der TGV heute
Mit der Inbetriebnahme des TGV („Train à Grande Vitesse“, Hochgeschwindigkeitszug) schrumpften die Reisezeiten zwischen Paris und dem Südosten Frankreichs beträchtlich. Neue Generationen von Zügen erreichen Reisegeschwindigkeiten von 320 km/h. Der TGV hat seine Stammstrecke zwischen Paris und Lyon längst verlassen, das Streckennetz wurde kontinuierlich ausgebaut. Noch in den 1980er-Jahren entstand die Verbindung nach Le Mans, in den 1990er-Jahren folgten der nördliche Streckenabschnitt (Verbindungen nach Brüssel und durch den Eurotunnel nach Großbritannien), die Anbindung von Tours und die Strecke zwischen Lyon und Valence. Der Abschnitt bis Marseille wurde 2001 eröffnet, der TGV Méditerrannée benötigt für die Strecke Paris–Marseille nur noch gut drei Stunden.
Nach der Jahrtausendwende folgten Linien in den Osten des Landes (Metz, Straßburg, Mülhausen), außerdem wuchs das Netz außerhalb Frankreichs (Brüssel–Lüttich–Aachen–Köln; Straßburg–Stuttgart –München; Saarbrücken–Mannheim–Frankfurt/M.; Marseille–Mülhausen–Mannheim–Frankfurt/M.). Ausbauschwerpunkt ist gegenwärtig der Südwesten Frankreichs (Verbindungen nach Bordeaux und Rennes). Das TGV-Netz ist perspektivisch Teil eines integrierten europäischen Hochgeschwindigkeitsnetzes der Bahn (TEN).
Das Ausmaß der Fahrzeitgewinne seit Einführung der Hochgeschwindigkeitszüge ist auf der Karte deutlich zu erkennen. Gegenwärtig zeichnen sich der äußerste Westen und der Süden des Landes als Regionen ab, die hinsichtlich der Erreichbarkeit im Bahnverkehr noch stark benachteiligt sind.