Überblick
Die anhaltenden Internationalisierungs- und Globalisierungstendenzen, die sich vor allem in einer immer engeren Verflechtung der weltweiten Güterproduktion, der Dienstleistungen und der Finanzmärkte zeigen, haben den Industriestaaten, den sogenannten Advanced Economies, eine starke wirtschaftliche Dynamik beschert, die sich unter anderem in einer ständigen Ausweitung des Welthandels manifestiert. Die größten Wachstumsraten weist gegenwärtig Asien auf. Die EU als Gesamtraum ist dem Volumen nach der mit Abstand größte Handelsakteur. Die USA sind die größte Importnation, China ist die größte Exportnation.
Noch nie in der Geschichte sind annähernd ähnlich viele Güter und Rohstoffe erzeugt und gehandelt worden wie heute. Dennoch hat sich das weltweite Wohlstandsgefälle zwischen den reichen und armen Ländern in den letzten Jahrzehnten nicht verringert, sondern eher noch vergrößert. Aufgrund enormer wirtschaftlicher Disparitäten hatten im Jahr 2013 alle 48 am wenigsten entwickelten Staaten (LDC) zusammen einen Exportwert, der mit 214 Mrd. US-$ deutlich niedriger ist als der der Schweiz (308 Mrd. US-$). Alle Staaten Afrikas erreichten zusammen einen Exportwert von 559 Mrd. US-$, der niedriger ist als der Italiens (585 Mrd. US-$). In einigen der ärmsten Länder Afrikas und Asiens ist das Export- und Importvolumen jeweils so gering, das es unter der kleinsten Darstellungsgröße (eine Mrd. US-Dollar) liegt.
Handels- und Reichtumsgefälle
Die beiden Übersichtskarten zu den Handelswerten und Warengruppen im Außenhandel belegen die Dominanz einiger weniger Staaten über große Teile der gesamten Weltwirtschaft. Das größte Gewicht haben die EU-Länder, die Länder der NAFTA-Freihandelszone (Kanada, USA und Mexiko) sowie die Staaten Ost- und Südostasiens (mit China, Japan, Südkorea und Singapur an der Spitze). Neben den traditionellen Warengruppen sind auch die exportierten und importierten Dienstleistungen berücksichtigt.
Im Vergleich mit den reichen Industrienationen haben die Entwicklungs- und viele Schwellenländer nur einen geringen Anteil am Welthandelsvolumen. Selbst das Außenhandelsvolumen der aufstrebenden BRIC-Staaten Indien und Brasilien wird von den ungleich kleineren Benelux-Staaten bei Weitem übertroffen. China hat in den letzten Jahren durch ein Rekordwachstum kräftig aufgeholt, hat das benachbarte Japan deutlich überflügelt und hinsichtlich der Exporte sogar die USA. Dabei bewegte sich das bevölkerungsreichste Land der Erde 1999 noch auf einem ähnlichen Niveau wie heute Indonesien oder Malaysia. Dies zeigt die rasche Verschiebung von Schwerpunkten des Welthandels nach Asien auf eindrucksvolle Weise. Auffällig ist neben der Entwicklung Chinas auch die starke Zunahme des Handelsvolumens einiger ostasiatischer und südostasiatischer Staaten, die zur ASEAN-Gruppe gehören. Hongkong, Singapur, Südkorea und Taiwan, die sogenannten Kleinen Tiger, haben den Sprung in die Weltwirtschaft geschafft. Keines dieser Länder hat ähnliche Handelswerte und Wachstumsraten wie China, aber ausnahmslos haben sie mindestens moderate Zuwächse bei den Importen und Exporten erlebt.
Starke Zunahmen der Handelsströme und dynamische Veränderungen finden auch in anderen Regionen statt. Dies belegt ein Vergleich: So war 2005 beispielsweise das Exportvolumen Deutschlands um 33 Prozent größer als das aller Länder Südamerikas, Mittelamerikas und Afrikas. Im Jahr 2012 war dies noch immer so, aber trotz insgesamt positiver wirtschaftlicher Entwicklung und kräftig steigender Exporte in Deutschland war der Exportwert Deutschlands nur noch um 22 Prozent größer.
Die OPEC-Staaten, deren Export überwiegend oder ausschließlich auf Erdöl basiert, haben durch den Preisrückgang bei Rohöl (zum Beispiel in den 1980er-Jahren und 2014/2015) beachtliche Einnahmeverluste hinnehmen müssen, die sie aber zum Teil während darauffolgender Hochpreisphasen wieder ausgleichen konnten. Ihnen kommt außerdem zugute, dass sie Preisschwankungen durch Produktionsabsprachen und -kontingente in gewissem Rahmen beeinflussen können.
Ein Vergleich der Exportprodukte bei Industrieländern und Entwicklungsländern zeigt sehr deutlich, dass Entwicklungsländer überwiegend Rohstoffe und Agrarprodukte exportieren, dagegen verarbeitete Produkte aus den Industriestaaten beziehen. Allerdings haben auch hoch entwickelte und wirtschaftsstarke Länder wie Australien, Russland, Kuwait und Saudi-Arabien eine vergleichbare, auf den primären Sektor ausgerichtete Exportstruktur.