Erde - physische Übersicht

Erde - Erde - Topographie
978-3-14-100770-1 | Seite 6 | Abb. 1| Maßstab 1 : 90000000

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Die Kontinente mit dem dazugehörenden Schelfbereich (0 bis 200 m unter NN) bilden die oberen Teile der festen Lithosphäre. Sie besitzen aufgrund ihrer geringen physikalischen Dichte eine große vertikale Ausdehnung, weshalb sie weit über den Meeresspiegel aufragen können. Im Gegensatz dazu führt die hohe Dichte der Ozeankruste zu einer nur geringen vertikalen Ausdehnung, weshalb dieser Krustentyp lediglich in Ausnahmefällen über den Wasserspiegel ragt. Die alten Festlandskerne – etwa Grönland, die Australische und Afrikanische Tafel, der Kanadische, Baltische und Sibirische Schild (vgl. S. 8/9) – haben ein Alter von bis zu 4,6 Mrd. Jahren. Sie sind seit der Krustenbildung ununterbrochen Festland. Die Ozeanböden, die in den mittelozeanischen Riftzonen kontinuierlich neu gebildet werden, sind hingegen nirgendwo älter als 200 Mio. Jahre.

Zur Entstehungsgeschichte der Erde
Die Untersuchungen der Geowissenschaften zur Entstehungsgeschichte der Erde setzen an diesem Altersunterschied an. Sie untersuchen die erkennbaren Strukturen der Ozeanböden – beispielsweise Transformverwerfungen, den Verlauf von Inselbögen, Grabenzonen, Subduktions- und Riftzonen, auch Terranen, also angeschweißte Fremdschollen – und versuchen mithilfe paläomagnetischer Messungen und anderer Verfahren das Erscheinungsbild und die Ursachen der Geodynamik zu klären.
Einige vorläufige Ergebnisse dieser Forschungen sind u. a.:
• Die Kontinentmasse bleibt zwar fast immer oberhalb des Meeresspiegels, die Kontinentform verändert sich jedoch stetig durch Abtrennung, Drift und Neuanlagerung.
• Durch die theoretische Rückführung von Kontinenten anhand ihrer magnetischen Feldlinien konnte ein ehemaliger Großkontinent Pangäa mit zusammenhängenden, magnetisch gleichlaufenden Feldlinien rekonstruiert werden.
• Kontinent und Platte sind nicht identisch. Zumeist bilden die Kontinente und die nach Kontinenteinbruch neu gebildete ozeanische Kruste zusammen eine Platte. Deshalb gibt es überwiegend gemischte Platten, allerdings treten auch rein ozeanische Platten wie die Pazifische Platte auf.
• Gebirge markieren stets eine Nahtstelle zwischen zwei Platten, wobei kontinentale Randgebirge an aktiven Kontinentalrändern auf eine andauernde Subduktion hindeuten, während innerkontinentale Gebirge wie der Ural oder die Appalachen von einem Verschweißungsvorgang in früheren Epochen zeugen. Mithilfe radiometrischer Altersbestimmungen der Ozeankruste kann der Zeitpunkt eines Kontinentbruchs ermittelt werden.
• Beim "Sea Floor Spreading" wandern die durch den Bruch getrennten Kontinentalschollen vom Zentrum des sich auflösenden Großkontinents (Auseinanderrücken der Platten, Spreizung des Tiefseebodens, Aufwölbung der Grabenränder, Bildung mittelozeanischer Rücken).
• Nordamerika und Eurasien fusionierten im Erdaltertum, wie am Verlauf der Kaledonidenkette – mit den Appalachen, Ostgrönland, Schottland und Norwegen – gezeigt werden kann. Gesteinsuntersuchungen haben auch eine Herkunft Floridas und großer Teile Italiens aus Nordafrika belegt.Nordamerika und Eurasien wären damit Terrane.
• Untermeerische Rücken – etwa der Walfischrücken, die Guineaschwelle, die Sierra Leone-Schwelle und die Paraschwelle im Atlantik, der Hawaiirücken, der Sala-y-Gomez-Rücken und der Kiritimatirücken im Pazifik oder der Bengalische Rücken im Indischen Ozean – sind Zugbahnen von mantelinduziertem Hotspot-Vulkanismus.
• Bei der Endlichkeit der Erdoberfläche ist in geologisch absehbarer Zeit mit der Bildung eines neuen Großkontinents an anderer Stelle zu rechnen, wobei die aufeinander zu driftenden Platten miteinander verschweißt werden und neue Gebirge bzw. Vulkanismus hervorbringen.
V. Kaminske

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