Wirtschaftsbündnisse und Kommunikation
Erde - Erde - Wirtschaft
978-3-14-100770-1 | Seite 34 |
Abb. 1| Maßstab 1 : 120000000
Informationen
WirtschaftszentrenDer Stellenwert einer Stadt im Gefüge der Weltwirtschaft wird durch verschiedene Kriterien ermittelt. Bevölkerungszahl und Bedeutung als Verkehrszentrum sind notwendige, aber nicht hinreichende Voraussetzungen. Bedeutend sind vor allem wirtschaftliche Funktionen: zentraler Standort für die Verwaltungen bedeutender, global agierender Unternehmen ("Decision Making"), Finanz- und Börsenzentrum von globaler Ausstrahlungskraft, Standort hochwertiger Dienstleistungen, Kern einer Agglomeration mit Produktionsstandorten moderner Industrien. Hinzu kommen mehr oder weniger stark ausgeprägt , kulturelle und politisch-administrative Funktionen. Am deutlichsten wird dies bei New York, das u. a. Hauptsitz der Vereinten Nationen ist. Die meisten, aber nicht alle der Global Cities sind zudem Hauptstädte ihrer Länder.
Für die kontinental bedeutenden Zentren gelten die aufgeführten Kriterien grundsätzlich in ähnlicher Weise. Bei ihnen ist aber die Ausstrahlungskraft geringer, oder sie erfüllen nur einen Teil der Kriterien, sind beispielsweise Verwaltungszentrum ohne nennenswerte Wirtschaftsfunktion.
Steueroasen
Steueroasen sind Länder, in denen keine oder nur geringe Steuern auf Vermögenswerte, Einkommen, Gewinne und Finanztransfers gezahlt werden müssen. Es handelt sich ausschließlich um Zwerg- und Kleinstaaten, die aus dem Steuertourismus Gewinn ziehen. Indirekt wird dies auch an den Datenströmen beispielsweise zwischen den USA und der Karibik erkennbar. Meist gehören die Länder aus rechtlichen Gründen keinem Wirtschafts- oder Staatenbündnis an.
Eine Sonderform der Steueroasen sind die sogenannten Billigflaggen wie Panama, Liberia, Malta, Zypern und die Bahamas, die allesamt weitaus größere Handelsflotten unterhalten als Deutschland. Neben steuerlichen Vorteilen sind auch die niedrigen sozialen Standards und Löhne ein Motiv, Schiffe unter einer Billigflagge zu melden.
Wirtschaftsbündnisse
Bei den Wirtschaftsbündnissen soll hier beispielhaft auf die OECD eingegangen werden. Die OECD (Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) wurde 1960 in Paris gegründet und hat dort auch ihren Sitz. Sie war ursprünglich als Nachfolgerin der Organisation, die den US-amerikanischen Marshall-Plan in Europa organisiert hatte, vorgesehen. Heute sind auch außereuropäische Staaten Mitglied (Südkorea, Japan, Australien, Neuseeland, die NAFTA-Staaten). Die OECD-Staaten umfassen damit bis auf wenige Ausnahmen in Südamerika und Westasien die Industrieländer mit hohem und höchstem Entwicklungsstand. Die OECD nimmt vor allem wissenschaftliche, beratende und koordinierende Aufgaben auf allen Gebieten wahr, die in einem umfassenden Sinn wirtschaftsrelevant sind, also z. B. auch im Umwelt- und Bildungsbereich oder in der Entwicklungspolitik. Die meisten OECD-Staaten sind darüber hinaus auch in kontinentale Wirtschaftsbündnisse wie die NAFTA oder die EU integriert. In Asien gibt es ein solch umfassendes Bündnis nicht.
Datenströme
Die weltweiten Datenströme sind ganz eindeutig auf das Mutterland des Internet, die USA, ausgerichtet. Kein anderes Land kann damit konkurrieren. In den USA stehen die meisten Root-Server; Hard- und Software-Technologien sowie Vermarktungsstrategien werden hier entwickelt. Europa, Asien (mit Ausnahme West- und Nordasiens) und Lateinamerika sind in den globalen Datenaustausch eingebunden. Skandinavien und Großbritannien nehmen innerhalb Europas als Standorte von Root-Servern eine besondere Stellung ein. Afrika ist, Südafrika ausgenommen, bisher nicht oder kaum integriert.
M. Felsch, E. Astor