Asien um 1300

Asien - Asien - Staaten und Geschichte
978-3-14-100770-1 | Seite 140 | Abb. 2| Maßstab 1 : 56000000

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Die Karte zeigt das Mongolenreich zum Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung um 1300. Die gewaltige Expansion der Mongolen war maßgeblich das Werk des Fürsten Temudschin (1167–1227), der sich ab 1206 Dschingis Khan ("Herrscher der Welt) nannte. Als überragender Feldherr organisierte er das beste Reiterheer der Welt. Innerhalb von nur zwei Jahren vereinigte er die Mongolenvölker und begann mit ihnen einen permanenten Eroberungsfeldzug. Als er 1227 starb, hatte er sich zum Herrscher eines wohlorganisierten Reiches gemacht, welches sich über Zentralasien, Persien, den nördlichen Kaukasus und das nördliche China einschließlich Peking erstreckte. Seine Söhne, unter denen er sein Reich aufgeteilt hatte, und seine Enkel führten die Expansion fort. 1259 stießen die Mongolen nach Vorderasien und Europa vor. In China widerstand ihnen zunächst noch das südliche Sung-Reich, das sie bis 1279 ebenfalls erobern konnten.

Die mongolischen Khanate
Im Reich des Großkhans, der von Kublai Khan geschaffenen Yüan-Dynastie (1279−1368), die sich über große Teile des heutigen China erstreckte, wurde die Bevölkerung in vier Gruppen aufgeteilt. Die herrschende Schicht wurde ausschließlich von Mongolen und Tataren gestellt. "Hilfsvölker" wie Türken, Perser, Syrer und Araber bildeten eine Mittelschicht von Kaufleuten und höheren Beamten. Die Nordchinesen durften ein Handwerk ausüben, Kleinhandel betreiben und lokale Verwaltungsstellen besetzen, während die Südchinesen, die Mehrheit der Bevölkerung, völlig rechtlos waren. Heiraten zwischen den einzelnen Gruppen waren verboten, die Vorschriften wurden von mongolischen Kontrolleuren überwacht.
Tschagatai war das am stärksten durch mongolische Kultur geprägte Khanat. Belegt ist, dass sich die Mongolen hier lange, aber vergeblich gegen den Vormarsch des Islam wehrten. Bereits im 14. Jahrhundert machte sich der Einfluss persisch-islamischer Kultur bemerkbar, im 15. Jahrhundert zerfiel Tschagatai in eine Vielzahl von Fürstentümern, Emiraten, Stadt- und Oasenstaaten.
Das Khanat der Goldenen Horde war durch die Beherrschung wichtiger Karawanenwege, durch Zoll- und Tributeinnahmen reich geworden. Von Bedeutung für die spätere Geschichte Russlands war, dass der Fürst von Moskau 1332 verantwortlich für die Einsammlung des Tatarentributs war und von den Mongolen zum Großfürsten erhoben wurde. Im 16. Jahrhundert wurde das Reich der Goldenen Horde von Zar Iwan dem Schrecklichen erobert.
Das Ilkhanat mit dem Zentrum Iran war von den Mongolen zwar erobert, aber nicht durchdrungen worden. Als dünne Oberschicht waren sie in der Reichsverwaltung auf die Mitarbeit der einheimischen Bevölkerung angewiesen. Um 1300, unter Ghasan, erlebte das Reich seine Blüte. Nach dessen Tod zerfiel es in eine große Zahl sich einander bekämpfender Fürstentümer und Emirate.
Tibet blieb nur relativ kurze Zeit unter dem Einfluss der Mongolen, dann fiel es an die chinesische Ming-Dynastie.
Das Sultanat von Delhi konnte sich der Mongolen erwehren und im Laufe des 14. Jahrhunderts sogar in südlicher Richtung expandieren, doch wurde es 1398 von Timur Läng (1336–1405) geplündert und verwüstet.
K. Lückemeier, E. Astor

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