Lebensgrundlage Wasser

Asien - Israel / Weltreligionen
978-3-14-100770-1 | Seite 162 | Abb. 2| Maßstab 1 : 2500000

Informationen

Naturraum
60 % Israels sind Wüste, 20 % werden von der Landwirtschaft genutzt. Innerhalb Israels besteht ein Nord-Süd-Gefälle bei den Niederschlägen. Während an der Grenze zum Libanon noch mehr als 1000 mm fallen, sind es auf der Halbinsel Sinai weniger als 100 mm. Die Niederschläge fallen zu etwa 75 % in den Monaten November bis März, es gibt Schwankungen von über 50 %.Die Küstenebenen und die Talböden der Flusstäler bieten mit ihren tiefgründigen Schwemmböden und wegen der geringen Reliefunterschiede die günstigsten Voraussetzungen für die Landwirtschaft. Die Gebirge, insbesondere östlich des Jordan, sind demgegenüber benachteiligt.
Israel deckt seinen Wasserbedarf zu 53 % aus Grundwasser und zu 36 % aus Oberflächenwasser, hier vor allem aus dem See Genezareth. Die verbleibenden 11 % stammen aus aufbereitetem Brauchwasser und aus der Übernutzung der Grundwasserressourcen, d. h., diese Wassermengen überschreiten das Maß dessen, was regelmäßig wieder neu gebildet wird. Die größten Grundwasservorräte liegen unter dem Westjordanland. Etwa zwei Drittel des Wassers werden von der Landwirtschaft verbraucht.

Landwirtschaft
Auf Bewässerungsland werden Zitrusfrüchte und andere Obstarten, Gemüse, Getreide, Baumwolle, Erdnüsse und Blumen (Topfpflanzen) angebaut, hauptsächlich für den Export. Hinzu kommen Getreide, Wein, Oliven und Obst auch auf nicht bewässerten Flächen. Die Küstenebene ist der agrarisch am intensivsten genutzte Raum. Durch Entsumpfung weiter Bereiche und Bewässerung konnte die landwirtschaftliche Nutzfläche seit der israelischen Staatsgründung 1948 stark vergrößert werden. Zusätzliche Wasserressourcen werden aus dem See Genezareth und dem Grundwasser erschlossen. Daher dringt Salzwasser vom Mittelmeer her ein. Im überwiegend von Arabern besiedelten Westjordanland gibt es Anbau nur in Tallagen und auf terrassierten Hängen.
Der niederschlagsarme Trockenraum des Jordangrabens wird auf der Westseite im nördlichen Teil (an der Grenze zum Libanon) und mittleren Teil (unterhalb des Sees Genezareth) großflächig landwirtschaftlich genutzt. Die Bedeutung des Jordan und seiner Nebenflüsse als Hauptwasserlieferanten der Region wird hier besonders deutlich. Auf der Ostseite des Jordan hat Jordanien ein Bewässerungssystem aufgebaut, das auf dem parallel zum Jordan verlaufenden Ost-Ghor-Kanal beruht. Im südlichen Jordantal und an den Ufern des Toten Meeres kann nur eine punktuelle Landnutzung in Oasen erfolgen.
Die Steppen und Wüsten des Negev werden im Norden flächenhaft landwirtschaftlich genutzt (Gaza). Die Niederschläge (250–400 mm) reichen nur in Verbindung mit dem aus Nordisrael herangeführten Wasser für den Anbau.

Politische Aspekte
Die Brisanz der Wasserversorgung wird schon an wenigen Zahlen deutlich. Mehr als die Hälfte des von Israel verbrauchten Wassers stammt aus den 1967 besetzten Gebieten. Auf den Golanhöhen kontrolliert Israel die Quellen des Baniyas, die knapp ein Viertel des Zuflusses des Sees Genezareth beisteuern, und den Unterlauf des Yarmuk. Im Westjordanland nutzt Israel die größten Grundwasservorräte der Region bei Nablus. Eine Friedenslösung ohne einvernehmliche Regelung der Wassernutzung erscheint daher unmöglich. Neben der bereits praktizierten Wasserüberleitung in den Jordan sind der Mittelmeer-Negev-Kanal (Import von Nilwasser) und Wasserimporte per Schiff aus der Türkei diskutierte Alternativen für die Wasserversorgung, zu deren Sicherung auch eine verbesserte Rückhaltung der Winterniederschläge, eine Wiederaufbereitung von Brauchwasser, Meerwasserentsalzung und sparsamer Wasserverbrauch beitragen könnten.
M. Felsch, E. Astor

Schlagworte