Dubai - Wandel zur Tourismusmetropole

Asien - Orient
978-3-14-100770-1 | Seite 165 | Abb. 4| Maßstab 1 : 250000

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In Dubai, der Hauptstadt des gleichnamigen Emirats, liegen Hochhäuser wie eine Fata Morgana am unwirtlichen Wüstenrand, schaffen Bagger im flachen Schelf der Arabischen Golfseite surrealistische aquatische Wohnlandschaften. Angesichts dieser künstlichen Wasserwelten drängt sich die Frage auf, ob die gigantischen Bauprojekte, die derzeit in der Stadt am Persischen Golf realisiert werden, ökonomisch und ökologisch dauerhaft und sinnvoll sind, oder ob sie nur dem überbordenden, aber kurzlebigen Reichtum eines Erdölstaates entspringen, in dem derzeit nichts unmöglich erscheint.

Lage und Geschichte
Das Emirat Dubai ist ein Kleinstaat von rund 4000 km² Fläche, etwa einem Zehntel der Fläche Nordrhein-Westfalens oder Baden-Württembergs. Das Territorium besteht aus einem etwa 50 Kilometer langen Küstenstreifen beiderseits des Meerwassereinlasses "Dubai Creek" (arab.: khur dubai). Richtung Osten führt eine Straße 65 Kilometer durch das wüstenhafte Hinterland zur Ostgrenze, und weiter zur 110 Kilometer entfernten Exklave Hatta, einer einst malerischen, inzwischen durch Hotelbauten und Wüstenerlebnistourismus stark überprägten Oase im Omanischen Gebirge.
Trotz der geringen Größe und einer Einwohnerzahl von nur 1,2 Mio. Menschen – die überdies zu rund 80 Prozent Ausländer sind – ist Dubai ein souveräner Staat. Er wird seit seiner Gründung um 1830 von den Stammesführern (Emiren) aus der Familie Al Maktoum regiert, 1835 geriet er unter britischen Schutz. Mit dem Rückzug der Briten schlossen sich 1971 die sieben Kleinstaaten am unteren Golf zu den "Vereinigten Arabischen Emiraten" zusammen. Die staatlichen Organe finanziert zu 90 Prozent das Emirat Abu Dhabi, das auch zahlreiche Entwicklungsprojekte in den ärmeren Emiraten unterstützt. In ihrer Innen- und Wirtschaftspolitik sind die Mitglieder der Föderation autonom.
Dadurch konnte Dubai – schon immer eine wirtschaftliche Drehscheibe des Staatenbundes neben Abu Dhabi – ab Anfang der 1980er-Jahre ein beispielloses Umgestaltungs- und Ausbauprogramm angehen. Als Kontrapunkt zum Creek mit den historischen Siedlungskernen Deira ("Dorf"), Shindaga (dem historischen Sitz des Emirs) und Bur Dubai ("Hafen") entstand im Südwesten der Hafen von Jebel Ali mit den zollfreien Gewerbeflächen der Jebel Ali Free Zone.

Künstliche Lagunenstädte
Von dem sich derzeit vollständig im Umbruch befindlichen Quartier Al Sufouh führt der Damm zu "The Palm Jumeirah", der ersten künstlichen Lagunenstadt im Persischen Golf, die von den Investoren als "achtes Weltwunder" gepriesen wird. Das futuristische Bauprojekt vor der Küste hat die Form einer Palme, von der allein der Stamm eine Länge von fünf Kilometern hat. Die hochwertigen Villen und Ferienhäuser auf der Insel sind in ihrer Gestaltung thematischen Bereichen zugeordnet. Alle Wohneinheiten sind bereits verkauft, die ersten waren Ende 2006 bezugsfertig.
Südlich schließt sich die künstliche Lagune von Mina Siyahi, der "Touristenhafen", mit Hotels internationaler Luxusketten wie Le Meridien, Ritz-Carlton, Hilton und Sheraton an. Hier finden sich auch Dienstleistungszentren wie Knowledge Village, Dubai Internet City, die Filmstudios von Dubai Media City und die American University in Dubai.
Da der Platz an der Küste knapp wird – der historische Hafen Port Rashid muss zunehmend der Dubai Maritime City mit Büros, Ausstellungen und Veranstaltungshallen weichen – suchen die Projektentwickler neue Standorte im Wasser. Deshalb sind weitere künstliche Villengebiete im Wasser in Planung oder im Bau. Bereits begonnen wurden die ebenfalls palmenförmigen Anlagen "The Palm Jebel Ali" und "The Palm Deira" – letztere, die größte von ihnen, soll einmal Wohnraum für eine halbe Millionen Menschen stellen – sowie die künstliche Inselgruppe "The World", die nur per Schiff oder Hubschrauber zu erreichen und der Form der Kontinente nachempfunden ist. Noch im Planungsstadium befindet sich die Inselanlage "Dubai Waterfront", die nach ihrer Fertigstellung "The Palm Jebel Ali" halbmondartig in mehreren Reihen umschließen soll. Dieses milliardenschwere Bauprojekt der Superlativen soll dereinst, wenn es denn realisiert wird, den höchsten Wolkenkratzer weltweit und zehn luxuriöse Wohnviertel für annähernd 750 000 Menschen beherbergen.
Für die in- und ausländische Mittelschicht sind Flächen und Projekte östlich der Sheikh Zayed Road ausgewiesen. Die etwa 900 000 südasiatischen Gastarbeiter, die die Wirtschaft des Landes aufrechterhalten, wohnen in einfachen Häusern von Al Quoz oder in den mehrstöckigen Unterkünften südlich und östlich des heutigen Flughafens.
K. Schliephake

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